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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Januar 2018

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Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

01.01.2018

 

Berlin: ERMITTLUNGEN WEGEN DES VERDACHTS DER RASSISTISCHEN BELEIDIGUNG UND KÖRPERVERLETZUNG

Auf einem U-Bahnhof in Wittenau soll ein Mann einem Mitarbeiter der BVG gegen die Brust gestoßen haben, woraufhin dieser ihn rassistisch beleidigt haben soll.

 

Berlin: UNBEKANNTER BEWIRFT FAMILIE ABSICHTLICH MIT BÖLLERN

Ein Unbekannter hat in der Silvesternacht eine Familie offenbar absichtlich mit Böllern beworfen und sie rassisten beleidigt. Wie die Polizei mitteilte, hatte eine 33-jährige Frau den Vorfall am Neujahrstag angezeigt. Die Frau hatte mit ihren beiden Nichten und ihrem Neffen vor einem Wohnhaus in der Rhinstraße in Friedrichsfelde gestanden, als der Mann gezielt einen Böller in Richtung der Familie warf, der unmittelbar neben ihrem Fuß explodiert. Als die 33-Jährige daraufhin zu dem Mann ging und ihn ansprach, lachte dieser nur und beleidigte sie rassistisch. Als der Ehemann der 33-Jährigen hinzukam und drohte die Polizei zu alarmieren, flüchtete der Unbekannte zusammen mit einem weiteren Mann.

 

NAZI-PAROLEN AN SILVESTER IN COTTBUS

In der zurückliegenden Silvesternacht ist es in der Cottbuser Innenstadt offenbar wieder zu einem Zwischenfall mit Neonazis gekommen. Das berichtet das Bündnis „Cottbus schaut hin“, das rechte Gewalttaten dokumentiert. Demnach warfen gegen 22.45 Uhr Männer aus einer mit Sturmhauben vermummten Gruppe Feuerwerkskörper und riefen dabei Nazi-Parolen. Einer der Männer soll dabei eine rot-weiß gestreifte Maske getragen haben, wie sie in der Fanszene von Energie Cottbus üblich ist. Auf PNN-Anfrage konnte eine Polizeisprecherin am gestrigen Montag die Vorfälle allerdings weder bestätigen noch dementieren. Die Ereignisse der Silvesternacht würden noch ausgewertet, sagte sie.

 

Köln: AFD-POLITIKER VERLETZT DEMONSTRANTEN

Am Sonntagnachmittag gingen etwa 15 AfD-Demonstranten am Kölner Hauptbahnhof auf die Straße und trafen auf 100 Gegendemonstranten von "Köln gegen Rechts". Dabei erhielt ein AfD-Teilnehmer einen Platzverweis wegen einer Kopfstoß-Attacke gegen einen Gegendemonstranten. Dabei soll es sich, laut "Kölner Express", um den Kölner Fraktionsgeschäftsführer im Kölner Stadtrat, Wilhelm Geraedts, handeln.

 

 

04.01.2018

 

WEIL SIE KOPFTUCH TRUG: 57-JÄHRIGER ATTACKIERTE FRAU AUF MARKTPLATZ

Chemnitz. Ein angetrunkener 57-Jähriger hat am Dienstagmittag auf dem Chemnitzer Neumarkt einer 35-Jährigen unvermittelt gegen den Kopf geschlagen und sie dabei leicht verletzt. Nach Informationen der Polizei, störte den Deutschen das Kopftuch, welche die aus der Russischen Föderation stammende Frau aufgrund ihrer Religion trug. Nach dem Versuch, ihr die Kopfbedeckung herunterzureißen floh der Mann. Alarmierte Polizisten konnten den 57-Jährigen aufgrund der Personenbeschreibung wenig später in der Nähe des Tatortes stellen. Einem Atemalkoholtest zufolge hatte er 0,8 Promille intus.

 

NAZI-SCHMIEREREIEN AUF FRIEDHOF IN GOMMERN

Auf einem Friedhof in Gommern (Jerichower Land) haben Unbekannte rechtsradikale Symbole hinterlassen. Sie beschmierten einen Gedenkstein mit einem Hakenkreuz und die Friedhofsmauer mit SS-Runen, wie die Polizei am Mittwoch in Burg mitteilte. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Die Schmierereien waren laut Polizei am Dienstag entdeckt worden.

 

EIN FALL VON VOLKSVERHETZUNG AM GOSLARER BAHNHOF

Goslar. Am Dienstag kam es gegen 18.10 Uhr abends zu einem Einsatz der Polizei am Goslarer Bahnhof. Dort sollten zuvor zwei 39- und 44-jährige Goslarer nach dem Konsum erheblicher Mengen Alkohol wahllos Passanten angepöbelt und rassistische Parolen gerufen haben, berichtet die Polizeiinspektion Goslar.

 

05.01.2018

 

MORDDROHUNG GEGEN FÜRTHER NAZI-GEGNERIN

In der vergangenen Nacht ist das Haus einer Neonazi-Gegnerin mit einer Todesdrohung und rechtsextremen Parolen besprüht worden. Bislang Unbekannte hinterließen mit schwarzer Farbe eine Morddrohung. Die Schmierereien verunstalten die Hausfassade und den Briefkasten von Ruth Brenner, der ehemaligen Sprecherin des Fürther Bündnisses gegen Rechts. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, sagte ein Polizeisprecher dem Bayerischen Rundfunk auf Anfrage.

 

Traunreut: NAZI-SYMBOLE AN STÄDTISCHES GEBÄUDE IN BAYERN GESPRÜHT

Unbekannte Täter haben die Wand eines Wasserversorgungs-Häuschens auf dem Parkplatz der Traunpassage mit einem Hakenkreuz und der Zahl "88" beschmiert.

 

DEUTSCHER STELLT NAZI-STELE IN LOTHRINGEN AUF

Unbekannte haben im Bitcher Land eine Stele zu Ehren von Nazi-Soldaten errichtet. Wie der Républicain Lorrain auf seiner Internetseite berichtet, ist sie den Gefallenen der 17. SS-Panzergrenadier-Division gewidmet.

 

08.01.2018

 

50 RASSISTISCHE AUFKLEBER IN REINHEIM (HESSEN)

50 Aufkleber mit rassistischem Inhalt haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag im Stadtpark und der Kirchstraße in Reinheim angebracht. Das berichtet die Polizei. Besonders stark betroffen war das Büro der Kreistagsfraktion „Die Linken“, dessen Schaufenster und Tür laut Polizeisprecher Sebastian Trapmann mit 20 Aufklebern beschädigt worden ist. Weitere 25 bis 30 Aufkleber sind an Straßenschildern und Laternenmasten in Reinheims Ortsmitte entdeckt worden. Der Tatbestand der Sachbeschädigung werde geprüft, sagt der Polizeisprecher. Da eine Straftat mit politischem Hintergrund im Raum stehe, habe auch der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. „Die Aussagen auf den Aufklebern deuten wir als fremdenfeindlich. Deswegen haben wir den Staatsschutz eingeschaltet.“

 

09.01.2018

 

DREI GEFLÜCHTETE VON GRUPPE IN COTTBUS ATTACKIERT

Eine zehnköpfige Gruppe soll am Neujahrsmorgen in Cottbus auf drei Geflüchtete losgegangen sein. Die Stadt prüft, ob private Wachschützer den Opfern in der Geflüchtetenunterkunft ausreichend geholfen haben. Zehn junge Deutsche hätten die Afghanen als „Scheiß Ausländer“ beschimpft, sie anschließend verfolgt und bereits auf dem Weg zu ihren Wohnungen mit Schlagringen und Bierflaschen malträtiert. Den größten Schock hätten die Opfer aber erlebt, als sie in ihrer Unterkunft angekommen seien: Zwei Wachschützer hätten ihnen nicht geholfen.

http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1247647/

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1075504.cottbus-unterkunft-fuer-gefluechtete-gestuermt-wachschuetzer-schauten-zu.html

 

HITLERGRUSS IM METRONOM: BESOFFENER NAZI BEPÖBELT FAMILIE AUF DEM WEG NACH UELZE

Alkohol setzt Kräfte frei – und rassistisches Gedankengut! Bewiesen hat das am Sonntagabend ein 36-Jähriger auf einer Bahnfahrt zwischen Lüneburg und Uelzen. Dort zeigte er den Hitlergruß und pöbelte eine türkische Familie an. Nach Angaben der Polizei „erklärte“ der aus Vechta stammende Deutsche der Familie, dass „er als Deutscher immer im Recht sei“. Dass er bei alldem auch keinen Fahrschein vorweisen konnte, fällt da kaum ins Gewicht. Nach der Ankunft in Uelzen nahmen ihn dann Bundespolizisten in Empfang und auch gleich mit auf die Wache.

 

ST. MICHAELISDONN — SOZIALKAUFHAUS MIT HAKENKREUZEN BESCHMIERT

Das Sozialkaufhaus Hoelp in St. Michaelisdonn ist am Wochenende Ziel eines rechtsextremen Angriffs geworden. Fensterscheiben, mehrere Container und Autos der Sozialeinrichtung wurden mit Hakenkreuzen beschmiert. Die Polizei hat Spuren gesichert und die Ermittlungen aufgenommen.

 

10.01.2018

 

Harthausen: BETRUNKENE MONTEURE AUS SACHSEN SOLLEN NAZI-PAROLEN GEGRÖLT UND BÖLLER GEZÜNDET HABEN

Mit "Heil-Hitler"- und "Sieg-Heil"-Rufen sowie krachenden Böllern sollen fünf alkoholisierte Männer in Harthausen (Rhein-Pfalz-Kreis) für Aufregung gesorgt haben. Laut einem Polizeisprecher vom Dienstag sind die Männer im Alter von 26 bis 49 Jahren Monteure aus Sachsen. Sie hätten sich am Montagabend in einem Anwesen in Harthausen aufgehalten. Die Polizei sei alarmiert worden, nachdem Anwohner laute Schuss- und Knallgeräusche gehört hatten und volksverhetzende Parolen gegrölt worden seien.

 

Berlin: FRAU IN BUS RASSISTISCH BELEIDIGT UND GESCHLAGEN

Eine junge Frau hat sich in einem Bus in Berlin über rassistische Bemerkungen gegen einen Mann empört – und ist selbst rassistisch beleidigt worden. Zudem soll die 23-Jährige am Dienstag von zwei unbekannten Frauen ins Gesicht geschlagen worden sein, sie erlitt leichte Verletzungen, wie die Polizei mitteilte.

 

RECHTSEXTREME MIT STURMHAUBE UND PFEFFERSPRAY IN DORTMUND UNTERWEGS

Am Montagabend, 8. Januar, überprüften Einsatzkräfte der Bundespolizei zwei Männer, die nach eigenen Angaben um 22 Uhr im Dortmunder Hauptbahnhof „nur spazieren“ gingen. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der 23-jährige Dortmunder und sein 21-jähriger Begleiter aus Schwelm der rechten Szene angehören. Auf Nachfrage händigte der Schwelmer ein Pfefferspray aus. Bei dem Dortmunder wurde eine schwarz-weiß-rote (Farben der „Reichskriegsflagge“ und Erkennungzeichen von Neonazis, Anm. d. Red.) Sturmhaube sichergestellt. Warum der Mann die Haube mit sich führte, konnte er den Polizisten nicht erklären.

 

Chemnitz: HASSPAROLEN AN FASSADE VON KURDISCHER BÄCKEREI

Auf der Glasfassade, die den kompletten Eingangsbereich des Ladens einnimmt, prangten zwei rote Hakenkreuze und eine SS-Aufschrift in Runenform. Auf eine Steinplatte direkt vor dem Fenster war ein weiteres Hakenkreuz gesprüht worden, ebenso wie die Worte "Heil Hitler". Doch nicht nur die Vorderseite des Ladens wurde beschmiert. Am Hintereingang, der über einen Parkplatz zu erreichen ist, stand ebenfalls in roter Farbe die Losung "Tod und Hass der BSG". Die Abkürzung BSG könnte sich unter anderem auf den Fußballverein FC Erzgebirge Aue beziehen, früher BSG Wismut Aue. Deren Fans und die Fans des Chemnitzer FC sind seit Jahrzehnten miteinander verfeindet. Neben Hakenkreuzen und Runen hinterließen die Täter weitere Schmierereien mit Fußballbezug wie "Chemnitz Ultras"

 

Offenbach: MIT HAKENKREUZ BESCHMIERT

Wahrhaft unerfreuliche Anblicke bieten sich derzeit Passanten an der Lilienthalstraße. Dort wurden ein Verteilerkasten sowie eine Hauswand mit nationalsozialistischer Symbolik beschmiert. Unser Leser Jo Herbst wies die Redaktion darauf hin.

 

11.01.2018

 

JUNGE FRAU BEI RASSISTISCHER ATTACKE IN GORBITZ DURCH HUNDEBISS VERLETZT

Ein besonders brutaler, fremdenfeindlicher Übergriff hat sich in Dresden ereignet. Dort wurde eine junge Frau aus Äthiopien Opfer einer Hetzjagd mit einem bissigen Hund.

 

Chemnitz: RECHTE SCHMIEREN HAKENK​REUZE, POLIZEI GUCKT ZU

In Chemnitz haben in der Nacht zu Dienstag Neonazis die Fassaden mehrerer Häuser rechten Parolen beschmiert. Darunter war auch die Hauswand und der Lieferwagen einer kurdischen Bäckerei, auf die die Rechten SS-Runen, Hakenkreuze, »Heil Hitler« und »Tod und Hass der BSG« sprühten, wie das Nachrichtenportal »Tag24.de« berichtet. Bei ihrer Nacht- und Nebel-Aktion hatten die Täter offenbar nicht bemerkt, dass sie von sechs Überwachungskameras bei ihrer Tat gefilmt wurden.

 

ÜBLE NAZI-SCHMIEREREIEN SCHOCKEN ANWOHNER IN STRAUBING

Hakenkreuze, SS-Runen, üble Nazi-Parolen wie „Heil Hitler“, „Nazis rein“ und „Sieg heil“– in Straubing haben rechte Schmierfinken am Donnerstag vergangener Woche für mächtig Wut und Empörung in der Inneren Frühlingsstraße gesorgt. Regenrinnen, Fensterbänke, Granitplatten – selbst ein Garagentor eines Mehrparteieinhauses wurde mit verbotenen Zeichen verunstaltet.

 

GEFLÜCHTETE UND SOZIALARBEITERINNEN IN GIESSEN BEDROHT

Geldstrafen für zwei Männer und eine Frau, die in Gießen Geflüchtete bedroht haben. Vor allem das Verhalten der Frau während des Prozesses ärgerte die Richterin.

 

 

 

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NSU-Prozess und Aufarbeitung 2018

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Symbolbild Landgericht München
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flickr / Creative Commons / Paul Sullivan
https://www.flickr.com/photos/pfsullivan_1056/23815257335/in/photolist-G8LjWs-Chtqi6-AbpcgV-zRCJeC-zRB83j-y2YyHo-shizhj-sjrt8J-rHUvKx-pN8edZ-8VYuSo-7MiPeV-7MnLjS

Der NSU-Prozess läuft seit dem 6. Mai 2013 vor dem Landgericht in München und geht im Jahr 2018 seinem Ende entgegen. Hier eine Übersicht über den aktuellen Berichterstattungsstand zum Prozess, zur Aufarbeitung und zu Diskussionen im Umfeld des NSU.

 

Januar 2018

 

DER NSU-PROZESS GEHT ZU ENDE: DIE OHNMACHT DER ANGEHÖRIGEN

Seinem Vater wurde das Leben genommen, Mutter und Schwester haben ein neues angefangen. Das von Abdul Kerim Simsek aber tritt auf der Stelle. Er weiß: Auch sein Plädoyer im NSU-Prozess wird ihn nicht erlösen.

http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/der-nsu-prozess-geht-zu-ende-die-ohnmacht-der-angehoerigen/20821180.html

 

NEBENKLAGE-ANWÄLTIN IM NSU-PROZESS: "VERTRAUENSVERLUST IN DEN RECHTSSTAAT WIRD IMMER GRÖSSER

Die Anwältin Seda Basay-Yildiz warnt davor, die Verunsicherung von Migranten zu bagatellisieren. Ombudsfrau John fordert endlich eine Fehlerkultur der Sicherheitsbehörden. Kurz bevor der NSU-Prozess auf die Zielgerade kommt, ein Urteil wird in den kommenden Monaten erwartet, hat die Nebenklage-Anwältin Seda Basay-Yildiz davor gewarnt, die „große Verunsicherung“ in der migrantischen Bevölkerung in Deutschland zu bagatellisieren. „Gerade in Zeiten, wo Rechte in deutsche Parlamente eingezogen sind, die vor dem Untergang der deutschen Nation warnen und wo Deutschtümelei immer mehr Menschen begeistert, sind Menschen mit Migrationshintergrund tief verunsichert.“

http://www.tagesspiegel.de/politik/nebenklage-anwaeltin-im-nsu-prozess-vertrauensverlust-in-den-rechtsstaat-wird-immer-groesser/20816916.html

 

DIE NEBENKLAGE IM NSU-PROZESS STELLT WICHTIGE FRAGEN

Wahrscheinlich im Januar, womöglich schon diese Woche, wird im NSU-Prozess ein heikles Kapitel enden. Viele Nebenklage-Anwälte und manchmal auch deren Mandanten haben ihre Plädoyers vorgetragen. Es hagelte Vorwürfe gegen die Bundesanwaltschaft und gegen die Richter des Oberlandesgerichts München. Beide haben aus Sicht vieler Opfer des NSU-Terrors und ihrer Vertreter die Pflicht vernachlässigt, das Netzwerk um Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos umfassend zu durchleuchten,  die wahre Dimension der Verbrechen aufzuklären und die Versäumnisse der Behörden zu benennen. Darauf haben Nebenkläger und Anwälte auch bei der Beweisaufnahme immer wieder gedrungen. Oft lehnte der Strafsenat sie ab.

http://www.tagesspiegel.de/politik/nsu-prozess-die-nebenklage-stellt-wichtige-fragen/20825484.html

 

NSU-AUFKLÄRUNG: AUSSCHUSS SCHICKT DREI VERFASSUNGSSCHÜTZER NACH HAUSE

Erfurt - Das Thüringer Innenministerium hat sich erneut den Ärger des NSU-Untersuchungsausschusses des Landtages zugezogen.

https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/NSU-Aufklaerung-Ausschuss-schickt-drei-Verfassungsschuetzer-nach-Hause;art83467,5925024

 

ZAHLUNGEN AN NSU-OPFER SOLLEN 2019 MÖGLICH SEIN

Thüringens Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) will den Entschädigungsfonds für die NSU-Opfer in diesem Jahr auf den Weg bringen.

http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/politik/detail/-/specific/Zahlungen-an-NSU-Opfer-sollen-2019-moeglich-sein-1186430590

 

 

Von der Belltower.News-Redaktion
 

 

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MEHR IM INTERNET: DOKUMENTATIONEN ZUM NSU-PROZESS:

 

Das Foto wurde auf Flickr unter der Lizenz CC BY-ND 2.0 veröffentlicht.

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Von 1945 bis heute: Wie Rechtsextreme in Deutschland ihre Ideologie verbreiten

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Cover des Ausstellungsbegleitbandes "Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945".
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Metropol-Verlag
http://metropol-verlag.de/produkt/winfried-nerdinger-hrsg-nie-wieder-schon-wieder-immer-noch/

Die Ausstellung "Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945" in München und ihr Begleitband leisten einen Beitrag zur Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema Neonazis und andere rechte Akteure und die Unterstützung und Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements für einen antirassistischen und respektvollen Umgang miteinander.

 

Von Michael Lausberg

 

Seit der „deutschen Wiedervereinigung“ ist, von einigen Wellentälern abgesehen, ein Ruck nach rechts in der Politik und Gesellschaft der BRD festzustellen. Laut der Amadeu Antonio Stiftung starben seitdem mindestens 192 Menschen an den Folgen rechter Übergriffe und Gewalttaten. Seit der Flüchtlingsdebatte mit teilweise rassistischen Ressentiments aus der etablierten Politik hat sich das Problem nochmals verschärft, genauso wie die Asylgesetze. Das NS-Dokumentationszentrum München[1] setzt sich mit der Ausstellung "Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945" mit rechtsextremistischem Denken und Handeln auseinander: „Rechtsextremes, völkisch-nationales Denken und Rassismus (…) enden nicht 1945, sondern durchziehen als antidemokratische Einstellung, Menschenverachtung und rechte Gewalt die Geschichte der Bundesrepublik. Dem von den Befreiten des KZ Buchenwald am 19.April 1945 formulierten Schwur ‚Nie wieder‘ stand bald ein ‚Schon wieder‘ gegenüber, aus dem im Laufe der Jahrzehnte ein ‚Immer noch‘ wurde.“ (S. 8) Mit der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (a.i.d.a) ist auch eine zivilgesellschaftliche Organisation als Kooperationspartner an der Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum in München und deren Begleitband beteiligt.

Die Ausstellung dauert vom 25.11. bis 2.4.2018.

Die Begleitpublikation zeigt mit wissenschaftlichen Beiträgen, Erfahrungsberichten und einer Chronologie der wichtigsten Ereignisse exemplarisch die Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik seit 1945 auf:

Extrem rechte Einstellungen oder Morde sollen nicht nur aus historischer Perspektive behandelt werden, sondern zur Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen beitragen: „Das Klima in Deutschland hat sich verändert. Die Grenzen des Sagbaren haben sich verschoben, extrem rechtes Gedankengut ist bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Dies zeigen Untersuchungen wie die Münchener Studie zur ‚Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit‘, die eine deutliche Tendenz zur Abwertung von Minderheiten offenbart.“ (S. 6)

Der Band beginnt mit einem Geleitwort des Münchener Oberbürgermeisters Dieter Reiter. Dann folgt eine Aufsatzsammlung, die eigens für den Begleitband von namhaften Autoren in diesem Bereich geschrieben wurde. Im ersten Teil geht es um die extreme Rechte: Zu Beginn skizziert Wolfgang Benz grobe Leitlinien der extremen Rechten in der BRD seit 1945. Dann folgt ein Beitrag von Beate Küpper und Andreas Zick zur Gegenwartsgesellschaft aus soziologischer Sicht. Mit dem schwammigen Begriff des Rechtspopulismus und des Neonationalismus in der BRD und Europa setzt sich dann Alexander Häusler auseinander, bevor Christina Dinar und Cornelia Heyken rechte Propaganda im Internet und sozialen Netzwerken untersuchen. Dann folgt eine Auseinandersetzung des „wehrhaften Staates“ mit den extremen Rechten seit 1945 von Uwe Volkmann. Robert Andreasch beschäftigt sich mit rechten Attentaten in Bayern.

Im zweiten Segment geht es um Gegenstrategien. Dabei beginnt Miriam Heigl mit kommunalen Strategien, bevor Marcus Buschmüller sich mit der Arbeit der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (a.i.d.a) beschäftigt. Weiterhin geht es um die Initiative „Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus“, die Arbeit mit betroffenen rassistischer Gewalt aus der Opferperspektive und die Arbeit von Exit-Deutschland in der Ausstiegsbegleitung von Neonazis. Anschließend geht es um zwei Fallstudien: Ulrich Chaussy setzt sich mit dem Oktoberfestattentat und seinen Folgen und Reaktionen auseinander, während Thies Marsen sich mit der juristischen Aufarbeitung des NSU beschäftigt.

Dann geht es um die Dokumentation der extremen Rechten von 1945 bis heute in einer chronologischen, nach Jahrzehnten gegliederten Abfolge. Bei den dabei benutzten Materialien, Bildern und Quellen wird auf Schwerpunkt auf Bayern und München gelegt.

Anschließend werden die „zehn wesentlichen Bestandteile der rechtsextremen Weltanschauung“ (S.8), die mit aktuellen Beispielen Einblick in das rechte Denken und die Verbreitungswege ihrer Inhalte geben. Dabei handelt es sich um die Themenfelder „Nationalchauvinismus“, „antidemokratisches Denken“, „Geschichtsrevisionismus“, „Antisemitismus“, „Fremdenfeindlichkeit“, „Rassismus“, „Islamfeindlichkeit“, „Antiziganismus“, „Sozialdarwinismus“ sowie „Sexismus, Antifeminismus und Homophobie“. Bei diesen Ideologemen wird immer auch auf die Anschlussfähigkeit dieses Denkens, das natürlich nicht streng voneinander abgrenzbar ist, an die Mitte der Gesellschaft hingewiesen.

Im Anhang findet ein zu kurzes Literaturverzeichnis, ein Abkürzungsverzeichnis, sowie ein Personen- und Sachregister.

 

Fehlstellen

Der Titel des Buches ist auf den ersten Blick irreführend, denn es beschäftigt sich lediglich mit dem rechten Extremismus in der BRD, nicht in der DDR. Für den inhaltlichen Aufbau des Buches wäre es besser gewesen, wenn das Kapitel Chronologie noch vor den Aufsätzen gestanden hätte. Dies hätte für einen Grundstock an Wissen gesorgt für das bessere Verständnis der Aufsätze.

Im Teil Ideologie fehlt das entscheidende Element des Ethnopluralismus, das vor allem in der rechten Zeitung „Junge Freiheit“, bei der NPD ab den 1990er Jahren und der DVU vertreten wurde und wird.  

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges haftete rechten Parteien und Organisationen in Westeuropa der Schatten des Hitler-Regimes und der Shoa an.[2] Dies manifestierte sich in ausbleibenden Wahlerfolgen, fehlenden Mitgliederzahlen, das Fehlen einer gesellschaftlichen Akzeptanz und eine allgemeiner Apathie. Als Reaktion darauf folgte eine Neubestimmung, um wieder tragfähige Konzepte zu entwickeln und auf Dauer wieder politisch erfolgreich zu sein. Diese Neuausrichtung wurde in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Begriff „Neue Rechte“ subsumiert, in England als „New Right“ und in Frankreich als „Nouvelle Droite“ bekannt.

Eine entscheidende inhaltliche Veränderung ist das Konzept des Ethnopluralismus, das vom französischen Philosophen und Vordenker der Nouvelle Droite, Alain de Benoist, entwickelt und zumindest in Frankreich durchgesetzt wurde. Diese Konzeptionen nehmen sich deutsche Rechte vor allem seit den 1970er Jahren zum Vorbild für die Ausarbeitung eigener politischer Programme. Der Ethnopluralismus präsentiert sich als ein Denken der Differenz zwischen Menschen. Alain de Benoist bemerkte: „Die Anerkennung der Differenz, sowohl bei einem Einzelnen wie auch bei einem Volk, ist die Anerkennung dessen, was seine Persönlichkeit, seine Identität ausmacht und den Einzelnen/das Volk unersetzlich werden läßt. Die Differenz leugnen heißt, die Menschen für beliebig auswechselbar zu halten.“[3] Durch die Tatsache untereinander verschiedener, vorgeblich in sich relativ einheitlicher menschlicher Kulturen sei die Menschheit als heterogen aufzufassen. Berührungen zwischen ethnisch bestimmten Gruppen lehnt die Neue Rechte prinzipiell ab, da Völker und Nationen durch „Vermischung“ ihre Einzigartigkeit verlören. Sie lehnen auch eine „Weltgesellschaft“ ab. Damit sind angebliche weltweite Vereinheitlichungstendenzen gemeint, die häufig als planmäßiger Vorgang dargestellt und an Organisationen wie den Vereinten Nationen festgemacht werden. Aus der Sicht von Alain de Benoist genießt das Individuum nicht Rechte aus sich selbst heraus; vielmehr werden sie durch Völker zugewiesen. Daher variieren die Rechte des Einzelnen von Volk zu Volk und können nicht weltweit gültig sein.[4]

Diese Vorstellung von Kultur unterscheidet sich nur marginal vom biologischen Rassismus, da der Ethnopluralismus nach einer ‚reiner‘ genetischer, kultureller und nationaler Identität aller ‚Völker‘ strebt. Anstelle einer Höhersetzung des eigenen „Volkes“ gegenüber anderen „Völkern“ stehen das nationale Selbstbestimmungsrecht und das Nebeneinander der „Völker“. Vorgegangen wird „nach dem Schema ‚X’ den ‚X’-en“, zum Beispiel „Deutschland den Deutschen“ oder „Grönland, den Grönländern“.[5]

 

Das Phänomen des „Institutionellen Rassismus“ findet ebenfalls zu wenig Beachtung. „Institutioneller Rassismus“ ist eine Form der Ausgrenzung, die durch Mechanismen und Maßnahmen in Institutionen wie der Polizei oder Verwaltung entsteht, und die bislang weitgehend unerkannt und somit unbearbeitet bleibt.[6] Von Seiten der Institution besteht zumeist nicht die vorsätzliche Absicht, Personen oder Personengruppen auszugrenzen. Trotzdem werden im Ergebnis bestimmte Personengruppen anders und in den meisten Fällen schlechter behandelt als andere.

Ein bekanntes Beispiel ist Racial Profiling. Als Racial Profiling bezeichnet man ein häufig auf Stereotypen und äußerlichen Merkmalen basierendes Agieren von Polizei-, Sicherheits-, Einwanderungs- und Zollbeamten, nach dem eine Person anhand von Kriterien wie „Rasse“, ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder Herkunft als verdächtig eingeschätzt wird und nicht anhand von konkreten Verdachtsmomenten gegen die Person.[7]

 

Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema

Insgesamt gesehen ist dies ein Buch zur Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema Neonazis und andere rechte Akteure und die Unterstützung und Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements für einen antirassistischen und respektvollen Umgang miteinander. Der Verweis, dass sich viele Versatzstücke rechten Denkens auch in der Mitte der Gesellschaft oder auch bei Wählern der Grünen oder der Linkspartei finden, ist richtig und wichtig. Die Kritik an dem Band ist oben bereits ausführlich genannt worden. Trotz dieser besitzt das Buch auch aufgrund der Expertenballung einen hohen inhaltlichen Wert und informiert über die drohende Gefahr von rechts und deren Gegenstrategien. Außerdem macht es Lust auf den persönlichen Besuch der Ausstellung.

 

Die Ausstellung

NS-Dokumentationszentrum München

29.11.2017 - 02.04.2018

https://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/immernoch/

 

Der Begleitband:

Winfried Nerdinger (Hrsg.):
Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945
Metropol Verlag, Berlin 2017
 ISBN: 978-3-86331-369-2
34 Euro

 




[1] Seit Beginn der 1990er Jahre hat München die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus mit Ausstellungen und Veranstaltungsprogrammen intensiviert. 2001/02 fasste der Stadtrat den Grundsatzbeschluss, ein NS-Dokumentationszentrum im Zentrum des ehemaligen Parteiviertels zu realisieren. Als Standort für das NS-Dokumentationszentrum stellte der Freistaat Bayern Ende 2005 das Gelände des ehemaligen ‚Braunen Hauses‘ zur Verfügung. 2006 wurden die Kellerreste des ‚Braunen Hauses‘ freigelegt, dokumentiert und abgebrochen. Im Sommer 2011 begannen die Baumaßnahmen. Die Fertigstellung des Neubaus erfolgte 2014, am 1. Mai 2015 öffnete das NS-Dokumentationszentrum München für Besucherinnen und Besucher.

[2] Pfeiffer, T.: Die Kultur als Machtfrage. Die neue Rechte in Deutschland, Düsseldorf o.J., S. 17

[3] JF 3/1993, S. 6

[4] Reinfeldt, S./Schwarz, R.: ,Ethnopluralismus` made in Germany, in: Kellershohn, H. (Hrsg.): Das Plagiat. Der völkische Nationalismus der Jungen Freiheit, Duisburg 1994, S. 213-232  hier S. 213

[5] Globisch, C.: 'Deutschland uns Deutschen, die Türkei den Türken, Israelis raus aus Palästina'. Ethnopluralismus und sein Verhältnis zum Antisemitismus, in: Globisch, C./ Pufelska, A./ Weiß, V.: Die Dynamik der europäischen Rechten. Kontinuität und Wandel, Wiesbaden 2011, S. 202-224  hier S. 203

 

 
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Januar 2018: Monatsüberblick Rechtsextremismus

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Übergriffe, Gewalt und Prozesse +++ Angriffe auf Demo und Journalisten in Wurzen +++ Übergriffe in Cottbus +++ Rechtsterrorismus: NSU, Gruppe Freital, OEZ München +++ Rechtsextremismus in der AfD +++ Parteien: NPD, Die Rechte, III. Weg +++ Reichsbürger +++ "Identitäre Bewegung" +++ Rechtsrock +++ Vermischtes, Debattenbeiträge und Recherchen +++ Ausland: Griechenland, Österreich, Polen, UK

Übergriffe, Gewalt und Prozesse

Mehrere Unbekannte sollen in der Neujahrsnacht in eine Cottbuser Flüchtlingsunterkunft eingedrungen sein und Bewohner verletzt haben. Der Staatsschutz ermittelt. Es gehe um gefährliche Körperverletzung, und es müsse auch geprüft werden, ob ein fremdenfeindliches Motiv hinter dem Angriff stecke. (Neues Deutschland, Tag24)

Rechte Pöbler hetzten in Dresden einen Hund auf eine Äthiopierin (19). Die junge Frau wurde verletzt. (Bild) Zwei Wochen später haben Ermittler die Tierhalterin und einen weiteren Verdächtigen ermittelt. Gegen die 23-Jährige werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in der sächsischen Stadt mit. (Neues Deutschland)

Ein stark alkoholisierter Mann ist vor einer Rettungsstelle in Berlin-Biesdorf von der Polizei festgenommen worden. Der 34-Jährige hatte dort zuvor lautstark herumgepöbelt und nach einem Arzt verlangt. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes verwiesen den Pöbler schließlich des Hauses. Der 34-Jährige machte auf dem Vorplatz weiter und spielte über sein Handy und die Lautsprecherbox laut Neonazi-Lieder ab. Dabei soll er auch die rechte Hand gehoben und "Heil Hitler" gebrüllt haben. (Morgenpost)

Am gleichen Tag hatte ein alkoholisierter 19-Jähriger einen Sicherheitsmitarbeiter der BVG (37) rassitisch beleidigt und versucht, ihm einen Kopfstoß zu verpassen. Der Sicherheitsmitarbeiter und sein 53-jähriger Kollege drückten den jungen Mann auf den Boden und übergaben ihn der Polizei. Er sieht nun einem Ermittlungsverfahren wegen versuchter Körperverletzung und Beleidigung entgegen. (Tagesspiegel)

In einem Magdeburger Supermarkt ist es zu einem ausländerfeindlichen Angriff gegen eine Mutter und ihren Sohn gekommen. Laut Polizeibericht war die 33-jährige Deutsche mit indischen Wurzeln mit ihrem 10-jährigen Sohn beim Einkaufen, als ein Mann sie beleidigte. Der Sohn zeigte dem Mann daraufhin den Mittelfinger. Infolge dessen schlug der Täter der Frau gegen den Hals und dem Jungen ins Gesicht. Danach soll er den Jungen gewürgt haben, bis ein Zeuge einschritt. (Focus, Tag24)

Rund 250 Rechtsextreme und Hooligans zogen am 11. Januar 2016 durch Leipzig-Connewitz, hinterließen im linken Szene-Bezirk eine Spur der Verwüstung. Zwei Jahre danach wird 216 von ihnen nun wohl der Prozess gemacht. (Bild) Wegen der hohen Zahl der Verfahren seien bis auf wenige Ausnahmen jeweils zwei Beschuldigte gemeinsam wegen besonders schwerem Landfriedensbruch angeklagt worden, sagte Staatsanwältin Jana Friedrich. (taz, Endstation Rechts)

Im Lahn-Dill-Kreis (Hessen) hat die Polizei vier Neonazis vorübergehend festgenommen und ihre Wohnungen gesucht. Ihnen wird vorgeworfen, eine rechtsgerichtete Vereinigung mit etwa 100 Anhängern gegründet zu haben. (Neues Deutschland)

Ein sächsischer Neonazi baut das Konzentrationslager Auschwitz als weihnachtliches Räucherhäuschen nach und stellt ein Foto davon samt zynischem Kommentar ins Internet. Nun muss er für 18 Monate in Haft. (Frankfurter Rundschau, Nordbayern.de)

Für die internationale Neonazi-Szene war es ein Paukenschlag: Die mutmaßlichen Betreiber der zwischenzeitlich aus dem Netz genommenen Neonazi-Plattform Altermedia wurden vor das Oberlandesgericht in Stuttgart gestellt. Nun zeichnet sich das Ende eines bemerkenswerten Prozesses ab: Die Plädoyers werden erwartet. (Schwarzwälder Bote)

Die Gedenkstätte Buchenwald hat im vergangenen Jahr rund 20 Vorfälle bei der Polizei angezeigt. Etwas weniger als die Hälfte davon hatte aus Sicht der Gedenkstätte einen rechtsextremen Hintergrund. Das sagte ein Sprecher der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Dabei habe es sich beispielsweise um Hakenkreuz-Schmierereien in Gästebücher gehandelt. Bei den übrigen Vorfällen sei die Motivation der Täter nicht eindeutig. Eine Bank auf dem Gelände zu zerkratzen, könne auch unpolitischer Vandalismus sein. (Thüringen24)

Mit rund 400 neuen Verdachtsfällen von Rechtsextremismus prüft der Militärgeheimdienst so viele Soldaten wie seit Jahren nicht mehr. Die Bundeswehr erklärt das mit einer höheren Sensibilität für das Thema. (FAZ)

 

Angriffe auf Demo und Journalisten in Wurzen

250 Antifaschisten folgten der bundesweiten Antifa-Kampagne "Irgendwo in Deutschland" nach Wurzen, um gegen rassistische Gewalttaten zu protestieren. Die Kampagne verzeichnet in der sächsischen Stadt "ungestörte Nazistrukturen« und eine »schweigende bis unterstützende Stadtbevölkerung".

Noch vor Beginn der linken Demonstration patrouillierten bereits ab Sonnabendmittag die ersten Neonazis durch Wurzen. Zwar wurde die fünfzehn Personen starke Gruppe frühzeitig von Polizisten angehalten, doch kontrolliert wurde sie dabei offenbar nicht.

Zu einem schweren Zwischenfall kam es, als mehrere vermummte Neonazis aus einer Werkstatt stürmten, als Journalisten daran vorbeiliefen. Das Gelände ist als rechte Szene-Immobilie bekannt. Fünfzig Meter jagten die Neonazis hinter den Reportern her. Als Gegendemonstranten und Polizisten auf die Straße einbogen, zogen sich die Angreifer vorerst zurück.

Eine Stunde später standen die Neonazis wieder auf der Bahnhofsstraße, diesmal jedoch schwer bewaffnet. Mit einem Arsenal aus Baseballschlägern, Teleskopschlagstöcken, Pfefferspray und Macheten gingen sie drohend auf Journalisten und Demonstrierende zu. Dem Fotojournalisten Sören Kohlhuber zeigte einer der Neonazis eine Halsabschneide-Geste mit der Machete und brüllte ihm zu: "Wir kriegen dich!" Journalisten und Demonstrierende wurden von den Rechtsextremen fotografiert. (Neues Deutschland, Zeit)

Kohlhuber: „Die Sache hatte eine Vorgeschichte. Ich lief mit Kollegen an dem Haus entlang und wir sahen darin schon eine Gruppe vermummter Personen. Wir hoben die Kameras. Die Gegenseite fotografierte auch. Plötzlich stürmten sie auf uns zu, machten Jagd auf uns. Sie verschwanden hinter einer Ecke. Nach einer Stunde kamen sie mit allerhand Material, also Waffen, wieder. Der eine brüllte, dass man mich kriegen würde. Eine Person mit blauer Jacke und Messer nahm es an seinen Hals und machte zu mir eine Halsabschneide-Gestik.“ (Bild)

 

Übergriffe in Cottbus

Eine Zusammenfassung der Ereignisse in Cottbus. (Zeit)

Wegen zwei von minderjährigen syrischen Flüchtlingen verübten Messerattacken in Cottbus etwa 1500 Menschen an der Demonstration des rechten Vereins "Zukunft Heimat" teilgenommen. Darunter waren auch die Vize-Chefin der Brandenburger AfD-Landtagsfraktion, Birgit Bessin, Mitglieder der rechtsextremistischen Identitären Bewegung und andere Neonazis. Bei der Demonstration sind Journalisten attackiert worden.

Die rechtsextremistische Szene in Cottbus ist laut Verfassungsschutz hochgradig gewaltorientiert - ein Mix aus Neonazis, Rockern, Kampfsportlern, Hooligans, Hass-Musikern und Mitarbeitern von Sicherheitsdiensten. Sie tauchten auch  am Sonnabend bei den Kundgebungen des Vereins "Zukunft Heimat" auf.  Der Verfassungsschutz registrierte bereits mit Sorge, dass nicht nur in Cottbus die Grenzen zwischen rechtsextremen und bürgerlich-asylkritischen Demonstrationen zunehmend verwischen und immer weniger Berührungsängste zwischen Bürgerinitiativen, Rechtspopulisten und Rechtsextremisten bestünden. (Tagesspiegel, Belltower.News)

SPD-Innenminister Schröter verfügt, dass nach  Konflikten keine Asylbewerber mehr in der Stadt untergebracht werden. (Potsdamer Neueste Nachrichten)

 

Rechtsterrorismus: NSU, Gruppe Freital, OEZ München

NSU

Im Münchner NSU-Prozess haben die Anwälte der Angehörigen der Terroropfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" am Dienstag ihre Plädoyers fortgesetzt - mit erneut massiven Vorwürfen gegen Behörden. Die Nürnberger Polizei habe zehn Jahre lang gegen die Familie des ersten NSU-Mordopfers, Enver Simsek, ermittelt, sagte die Anwältin der Familie, Seda Basay, in ihrem Plädoyer. Zeugenaussagen, die auf die wirklichen Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt deuteten, seien dagegen ignoriert worden. (Hamburger Abendblatt, BR)

Das erste Jahr des NSU-Unterausschusses im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ist vorüber. Nach elf Ausschusssitzungen wird deutlich, dass die rechtlichen Möglichkeiten begrenzt sind und das Versprechen des Innenministeriums zu einer umfänglichen Aufklärung beizutragen nicht gehalten worden ist. Eine Chronologie. (Endstation Rechts)

NSU-Opferanwalt Mehmet Daimagüler im Interview: "Wir leben in Zeiten, in denen rassistischer Hass sich immer ungenierter öffentlich artikulieren kann. In unserer Zeit wird  nicht mehr genetisch argumentiert, sondern kulturell. Der alte Rassismus tarnt sich oft „Islamkritik“. Ich möchte mit meinem Plädoyer deutlich machen, dass Rassismus, ebenso wie Antisemitismus, Homophobie und Sexismus uns ALLE betrifft und dass wir alle aufgerufen sind, dagegen zu kämpfen, im Kleinen wie im Großen." (IslamIQ)

Mit einer zusammengestampften Zeugenliste setzt der NSU-Untersuchungsausschuss Baden-Württemberg seine Arbeit fort. Eigentlich wollte das Landtagsgremium in Stuttgart den Neonazi Tino Brandt zu seinen Verbindungen zum NSU befragen. Der sitzt allerdings in Thüringen im Gefängnis und kann dem Vernehmen nach nicht kurzfristig nach Baden-Württemberg gebracht werden. Brandt hatte in den 90er Jahren die Neonazi-Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz" aufgebaut, in der sich auch das NSU-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bewegte. (Welt)

Der NSU-Untersuchungsausschuss will sich in diesem Jahr vor allem dem Neonazi-Netzwerk Blood & Honour, dem Thema V-Leute des Verfassungsschutzes und der rechten Musikszene widmen. Das Gremium will auf diese Weise weiter nach einem möglichen Unterstützernetzwerk der rechten Terrorzelle NSU in Baden-Württemberg suchen, wie der Ausschussvorsitzende Wolfgang Drexler der Deutschen Presse-Agentur sagte. (Waiblinger Kreiszeitung)

Der Skandal um den Brandenburger V-Mann „Piatto“ weitet sich aus. Über die Landesgrenzen hinaus, und zu einem Justizskandal im Land: Ehe der militante, kriminelle Neonazi Carsten Szczepanski ab 1994 – trotz versuchten Mordes an einem Nigerianer – unter dem Decknamen „Piatto“ für den brandenburgischen Verfassungsschutz gut bezahlt spitzeln durfte, war er womöglich schon zwei Jahre lang V-Mann für das Bundesamt für Verfassungsschutz oder einen anderen Dienst. Diesen Verdacht hat am Donnerstag der Berliner Anwalt Christoph Kliesing im NSU-Ausschuss des Landtages geäußert und plausibel begründet. Er verwies unter Verweis auf Akten auf insgesamt „über 20 Eigentümlichkeiten“ beim Umgang von Sicherheitsbehörden und Justiz mit Szczepanski vor 1994, der Anwerbung als Brandenburger V-Mann. (Potsdamer Neueste Nachrichten)

Gruppe Freital

Eine Zusammenfassung der Ereignisse in Freital. (Standard)

Im Prozess gegen die rechtsextreme „Gruppe Freital“ hat die Bundesanwaltschaft auf eine Verurteilung der acht Angeklagten wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung plädiert. Die sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 20 und 40 Jahren hätten bei den ihnen vorgeworfenen Sprengstoffanschlägen auch die Tötung von Menschen in Kauf genommen, sagte Oberstaatsanwalt Jörn Hauschild zu Beginn des mehrstündigen Plädoyers vor dem Oberlandesgericht Dresden. Der Gruppe sei es darauf angekommen, „ein Klima der Angst zu schaffen“, sagte Hauschild. Ausländern und politischen Gegnern hätten die Mitglieder „das Recht abgesprochen, in Frieden zu leben“. Den Taten habe eine fremdenfeindliche, rechtsextreme und zum Teil nationalsozialistische Ideologie zugrunde gelegen. Insofern handele es sich um Angriffe „gleichsam auf das demokratische Grundprinzip“. (Tagesspiegel)

Noch bevor er mit seinen Schlussworten begann, erklärte Generalbundesanwalt Jörn Hauschild: „In den Medien und bei der Bevölkerung sind immer wieder Auffassungen zu vernehmen, dass es sich bei den Taten der Gruppe Freital um „Lausbubenstreiche“ handelt und man es nicht übertreiben soll. Jedoch hat die Beweisaufnahme ergeben, dass es nicht so ist. Die Chatprotokolle der Gruppe Freital zeigen eindeutig wie gefährlich die Gruppierung ist.“ Die Taten der Gruppe hätten die Sicherheit der BRD gefährdet. (Bild)

 

Anschlag in München 2016

Das Münchner Landgericht hat mit seinem Urteil gegen den Waffenlieferanten des Attentäters vom Olympia-Einkaufszentrum auch bundesdeutsche Justizgeschichte geschrieben: Zum ersten Mal wurde ein Händler für Morde belangt, die mit einer von ihm verkauften Waffe verübt wurden. Doch die Bedeutung des Urteils reicht weit über diese juristische Grenzverschiebung und die verhängte Strafe von sieben Jahren wegen fahrlässiger Tötung hinaus.

Die Kammer nämlich hat sich nicht gescheut, den angeblichen "Amoklauf" als das zu bezeichnen, was er in Wirklichkeit war. Die Richter hegen keine Zweifel an dem rassistischen, fremdenfeindlichen Motiv hinter dem Anschlag. Die Einzigen, die jetzt noch daran zweifeln, sind die bayerische Staatsregierung und die CSU-Mehrheit im Landtag. (SZ)

 

Rechtsextremismus in der AfD

Bei der Veranstaltung „Fraktion im Dialog“ kommen bei  der AfD-Hamburg regelmäßig Gastredner zu Wort. Mal prominente Parteimitglieder, mal Externe. Am 24. Januar darf nun ein Mann im Kaisersaal sprechen, der eine fragwürdige politische Vergangenheit hat: Bernd Kallina (67).

Laut AfD-Einladung „Journalist“ und „Medienberater“, ehemaliger Redakteur des Deutschlandfunks. Was verschwiegen wird: Kallina ist Ex-NPD-Mitglied, wie Fraktionschef Alexander Wolf (50) „Alter Herr“ der stramm rechten Burschenschaft „Danubia“. (Bild)

Einer lügt. Entweder ein NPD-Stadtrat aus Bayern oder Andreas Kalbitz, der Vorsitzende von AfD-Landtagsfraktion und Landesverband in Brandenburg, inzwischen auch Mitglied im Bundesvorstand. Der 45-jährige Kalbitz – eloquenter Typ, Ruf eines Rechtsaußen selbst innerhalb der AfD – hat am Mittwoch auf Anfrage des Tagesspiegel jedenfalls strikt bestritten, enge Verbindungen zu einem bekannten NPD-Politiker zu pflegen. Kalbitz selbst war wegen rechtsextremer Umtriebe in seiner Vita – und bei Mitarbeitern – wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Diesmal geht es um Karl Richter, der in München in der NPD aktiv ist und für die Initiative „Ausländerstopp“ in den Stadtrat gewählt wurde, ein NPD-Politiker, der wegen Hitlergrußes bei seiner Vereidigung zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Und dieser Karl Richter hält offenbar viel von Kalbitz, wie der NPD-Mann nach dem letzten AfD-Bundesparteitag am 4. Dezember 2017 im sozialen Netzwerk Facebook schrieb – und zwar in einer Einschätzung über den neuen AfD-Bundesvorstand. Zitat: „Auch wenn die Lügenmedien jetzt ein weiteres Mal den ‚Rechtsruck‘ der AfD herbeihalluzinieren – nichts ist falscher“, schrieb Richter. „In Wahrheit ist der ‚Flügel‘ bis auf den Brandenburger Fraktionschef Andreas Kalbitz, mit dem mich eine langjährige politische Freundschaft verbindet, im neuen Bundesvorstand praktisch nicht mehr präsent“, heißt es weiter. (Tagesspiegel)

In geschlossenen Facebook-Gruppen hetzen Rechte gegen Flüchtlinge und Juden, leugnen den Holocaust, warnen vor einer „muslimischen Invasion“, rufen zum Mord an Politikern auf. Auch die Namen von AfD-Politikern tauchen in den Foren auf. (FAZ)

 

Parteien: NPD, Die Rechte, III. Weg

NPD

Vor einem Jahr scheiterte das zweite NPD-Verbotsverfahren. Doch das hat den Rechtsextremen nichts genutzt. Die Partei verliert massiv Wähler und Mitglieder. (Tagesspiegel, Saarbrücker Zeitung)

Die rechtsextremistische Partei wird weiterhin mit Steuergeldern unterstützt. Zwar einigten sich die Bundesländer im Juli darauf, der NPD die staatliche Parteienfinanzierung zu entziehen und änderten dafür das Grundgesetz. Doch entscheiden müsste das Bundesverfassungsgericht - und dort liegt noch kein entsprechender Antrag vor. (Merkur)

Die NPD hat durch das Wahlergebnis von 0,4 Prozent ihre Ansprüche aus der Parteienfinanzierung für Bundestagswahlen verloren. Bereits erhaltene Abschlagszahlungen für 2017 – nach Angaben der Bundestagsverwaltung rund 770.000 Euro – muss die Partei größtenteils zurückzahlen. Die genaue Summe wird derzeit berechnet, Mitte Februar soll der Bescheid ergehen. (Focus)

Der NPD-Funktionär und langjährige Anführer der Neonazi-Gruppierung „Kameradschaft Northeim“, Thorsten Heise, hat in einem kuriosen Rechtsstreit vor dem Landgericht Göttingen klein beigegeben. Der 48-Jährige habe einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Gründer und Leiter des Künstlerkollektivs „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS), Philipp Ruch, zurückgezogen, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Heise wollte dem ZPS gerichtlich verbieten lassen, Tassen, T-Shirts und andere Artikel zu vertreiben, auf denen er gemeinsam mit dem umstrittenen AfD-Politiker Björn Höcke abgebildet ist. Sein Anwalt hatte den Antrag damit begründet, dass Heise einer solchen Verwendung nie zugestimmt habe und nicht mit dem Protagonisten einer „weit links stehenden Konkurrenzpartei“ in Verbindung gebracht werden wolle. (HNA, Neues Deutschland)

Weder Sachsens NPD-Chef Jens Baur noch seine Ex-Freundin Nele Schier dürfen sich künftig dazu äußern, was Ende Juni 2016 im Verlagshaus der rechtsextremen NPD in Riesa vorgefallen ist. Laut einer Sprecherin des Landgerichts Dresden haben sich die beiden Parteien auf einen Vergleich verständigt, in dem diese Einigung formuliert wurde. Schier, ehemalige Moderatorin von Deutsche-Stimme-TV, hatte öffentlich behauptet, von ihrem Ex geschlagen worden zu sein. Baur streitet das ab. (Sächsische Zeitung)

Die Rechte

Erst verließ der Bundesvorsitzende Christian Worch die von ihm gegründete Partei Die Rechte, wenig später schmiss der Landesvorstand Thüringen hin – nun sollen offenbar auch sämtliche Mitglieder aus Brandenburg der Neonazi-Partei den Rücken kehren. Es soll zurückgehen in alte Kameradschaftsstrukturen. (Endstation Rechts)

Am 2. Juni 2018 soll im niedersächsischen Goslar der diesjährige bundesweite Naziaufmarsch „Tag der deutschen Zukunft“ (TDDZ) stattfinden. Vor wenigen Tagen hat nun die organisierende Struktur vor Ort, das „Kollektiv Nordharz“, seine Auflösung bekanntgegeben. Kurz danach gründeten Aktivisten einen „Großkreisverband Süd-Ost-Niedersachsen“ der Partei Die Rechte. (Zeit, Neues Deutschland)

Die Grünen in Bayern wollen den Zusammenschluss aus gewaltbereiten Kameraden und Ex-NPDlern jetzt verbieten lassen. (Vice, SZ)

III. Weg

In Plauen sammeln Neonazis der Kleinstpartei "III. Weg" für Bedürftige - allerdings nur für Deutsche. Der Verfassungsschutz warnt vor den "pseudosozialen" Aktivitäten und sieht in der "Deutschen Winterhilfe" klare "Bezüge zum historischen Nationalsozialismus". Nämlich zum karitativen Projekt der Nazis, dem "Winterhilfswerk des Deutschen Volkes". (MDR)

 

Reichsbürger

Die Szene der sogenannten „Reichsbürger“ in Deutschland wird immer größer. Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ unter Berufung auf die Verfassungsschutzämter der Länder berichtet, ist die Zahl der „Reichsbürger“ und sogenannten Selbstverwalter binnen Jahresfrist um mehr als 50 Prozent gestiegen – auf nunmehr 15.600 im Januar 2018. Anfang 2017 gingen die Sicherheitsbehörden noch von rund 10.000 „Reichsbürgern“ in Deutschland aus. (FAZ)

In Sachsen gaben zuletzt gut 120 sogenannte Reichsbürger ihre Personalausweise zurück, in Sachsen-Anhalt waren es 35: Die beiden Länder prüfen ebenso wie Thüringen, von solchen Pass-Rückgebern künftig eine Aufbewahrungsgebühr zu verlangen. Das teilten die drei Innenministerien auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In Brandenburg oder Berlin ist die Idee den zuständigen Behörden zufolge hingegen kein Thema. (Morgenpost)

Nach FOCUS-Informationen plant eine bewaffnete Gruppe innerhalb der Reichsbürger-Szene offenbar den Aufbau einer eigenen Armee. Entsprechende Bestrebungen haben Verfassungsschutzämter in Ostdeutschland registriert. Sicherheitskreise bestätigten FOCUS, dass sich Reichsbürger aus mehreren Bundesländern bei einem konspirativen Treffen mit dem Aufbau einer militärischen Organisation befasst haben. „Die bereiten sich eigenen Angaben zufolge auf den Tag X vor“, so ein ranghoher Beamter, wobei unklar sei, welches Datum sie damit meinten. (Focus)

Rechtsextremismus-Experte: "Die Reichsbürger sind ein Club voller chaotisch denkender Menschen. Die Idee, dass mehrere Tausend diszipliniert durch die Gegend marschieren, ist für mich völlig unvorstellbar. Die Reichsbürger sind so wirr, dass sich ihre Gruppen ab einer Größe von rund zehn Leuten schon wieder teilen, weil sie intern nicht kompatibel sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es die Idee einer Armee gibt, aber den Reichsbürgern fehlt die dafür nötige organisatorische Kraft." (Stern)

Leas Vater ist ein Reichsbürger, für den die Bundesrepublik Deutschland nicht existiert. Das hat Folgen für den Alltag seiner Tochter. (taz)

 

"Identitäre Bewegung"

Gerne inszeniert sich die Identitäre Bewegung als hippe Jugendbewegung, die mit der Alten Rechten wenig gemein habe. Dass Gewalt jedoch auch bei der IB elementarer Bestandteil ist, zeigt eine aktuelle Auflistung aus Sachsen-Anhalt. Gegen die dortigen Gruppen ermittelte die Polizei gleich in mehreren Fällen wegen Körperverletzung, Beleidigung und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. (Endstation Rechts)

Provokationen sind das Geschäftsmodell der rechtsextremen "Identitären Bewegung" (IB). Mit mehr oder minder aufwendigen Aktionen versuchen die Aktivist_innen Aufmerksamkeit für sich zu generieren. Der IB-Ableger in Hamburg ruft jetzt seine Anhänger dazu auf, Vormundschaften für minderjährige Geflüchtete zu übernehmen. Das Ziel dabei: die Minderjährigen sollen überzeugt werden, dass Land wieder zu verlassen. (Belltower.News, Welt)

Der Kinderschutzbund hat die Justiz vor Anfragen Rechtsextremer gewarnt, die eine Vormundschaft für minderjährige Flüchtlinge übernehmen wollen. Das bestätigte ein Sprecher der Sozialbehörde. (Spiegel)

In völkischen Jugendorganisationen wird seit Jahren extrem rechter Nachwuchs herangezogen. Inzwischen gehen die Sprösslinge in der Identitären Bewegung auf, die gute Kontakte zur AfD pflegt. (Kontext)

 

Rechtsrock

In Leipzig traf die Polizei nach einem Hinweis auf etwa 70 Rechtsextreme, die auf einer Industriebrache vor einer Halle standen. Offenbar sollte dort an diesem Abend ein Rechtsrock-Konzert stattfinden. Laut Polizeibericht handelt es sich um ein Gelände in der Kamenzer Straße. Dort befand sich zwischen Sommer 1943 und Frühjahr 1945 ein Außenlager des KZ Buchenwald. Die SS hatte dort mehr als 5.000 weibliche KZ-Häftlinge interniert, die für den Rüstungskonzern HASAG Waffen und Munition herstellen mussten. Bereits 2009 hatte der damalige Leipziger Polizeipräsident Horst Wawrzynski in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung gesagt, dass auf dem Gelände damals regelmäßig "Skinhead-Konzerte" stattgefunden hätten, nachdem ein "Rechstextremer" das Areal gekauft hatte. (Vice)

Für 45 Euro wird allerlei geboten, was Neonaziherzen höher schlagen lässt: Rechtsrock, Propaganda, Kampfsport, Tätowierer. Auch das Datum des Festivals „Schild und Schwert“ ist eine der in der rechten Szene beliebten Anspielungen: Ab dem 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, lädt NPD-Vizechef und Neonazikader Thorsten Heise für zwei Tage in das sächsische Örtchen Ostritz an der polnischen Grenze ein. Das Fest könnte eines der größten Vernetzungstreffen der militanten Neonaziszene dieses Jahres werden. Hunderte Rechtsradikale werden erwartet. (Frankfurter Rundschau, Berliner Rundschau)

 

Vermischtes, Debattenbeiträge und Recherchen

Gerade hat der Generalbundesanwalt im Terror-Prozess am Oberlandesgericht gegen die rechte Schlägertruppe „Gruppe Freital“ Haftstrafen von fünf bis elf Jahren für die acht Angeklagten gefordert.  Und am Landgericht Dresden wird seit Wochen gegen sechs mutmaßliche Mitglieder der „Freien Kameradschaft Dresden“ (FKD) verhandelt. Die Ermittlungen in der rechten Szene sind aber noch lange nicht abgeschlossen. Seit neuestem sitzt Rene H. (31) in U-Haft. Sein Name wurde in den Prozessen immer wieder genannt. (Tag24)

Neue Rechte und Alt-Right wollen, dass Männer endlich wieder männlich sein dürfen. Denn Schuld an allem Übel sei der Feminismus, weil er die Frauen wider ihre Natur vom Herd getrennt hat. (FAZ)

Die radikale Rechte hat den Bitcoin entdeckt – als Werkzeug, Einnahmequelle und politisches Symbol. Aktivisten rufen zu Kryptospenden auf und feiern die neue „Währung der Rechten“. Ihr Schattenreich wächst schnell. (Handelsblatt)

Mit dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds wurde offenbar, dass die Ermittlungsbehörden nur wenig über die Netzwerke der rechtsextremen Szene wissen. Wer zu den aktiven Unterstützern der Terrorzelle gehörte – darüber wird noch immer diskutiert. Die Szene zu durchdringen ist auch deshalb so schwer, weil ständig neue Gruppen und Verbindungen aufploppen. So wie gerade die "Erzlichter" aus dem Erzgebirge. Was ist über die Gruppierung bekannt und wie ernst muss man sie nehmen? (MDR)

Der Potsdamer Neonazi Gabor G. war nach PNN-Recherchen für die Bewachung einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt zuständig. Am Mittwoch nun wurde er nach Beschwerden vom Dienst suspendiert. (Potsdamer Neueste Nachrichten)

Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet die „Soldiers of Odin Germany Division Bayern“ ab sofort als rechtsextremistische Bestrebung und ordnet die Gruppierung dem „subkulturell geprägten Rechtsextremismus“ zu. (BNR)

E-Mail mit Hitlergruß und Schulung "patriotischer" Betriebsräte: Medien berichten, dass ein rechter Verein Einfluss auf den Daimler-Betriebsrat in Untertürkheim nimmt. (Zeit)

Neonazis haben einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland mehr als hundert Immobilien für politische Zwecke unter ihre Kontrolle gebracht. Die Bundesregierung zählte bis Ende vergangenen Jahres 136 entsprechende Grundstücke, Häuser und Wohnungen, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (Freitag) berichtet. Diese würden für Treffen, Propaganda oder Musikfestivals der rechten Szene genutzt. Die Zeitungsgruppe beruft sich dabei auf einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion. (Neues Deutschland)

 

Ausland: Griechenland, Österreich, UK, Polen

Nach Angriffen auf ein soziales Zentrum in Griechenland wurden am Donnerstag vier mutmaßliche Neonazis festgenommen. Die griechische Anti-Terror-Polizei verhaftete die Männer am Morgen in der Region Attika. Ihnen wird vorgeworfen, im August vergangenen Jahres einen Brandanschlag auf das linke Zentrum "Favela" im Hafenviertel von Piräus verübt zu haben. (Neues Deutschland)

Der Kurznachrichtendienst Twitter macht auch in Griechenland Ernst mit seiner Ankündigung, gegen Hassreden und Rassismus durchzugreifen: Seit Donnerstag ist der Account der griechischen rechtsradikalen Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) bei Twitter gesperrt. (NZZ)

Kritik an Besetzung der FPÖ-Kabinette in Österreich: Einige Mitarbeiter sollen Kontakte zur extremen Rechten (gehabt) haben. (Die Presse, FAZ)

Markus Ripfl ist FPÖ-Gemeinderat. Ein "Like" am Silvesterabend für eine Neonazi-Band brachte ihn auf Twitter in Erklärungsnot. Und kostete ihn letztlich auch seinen Posten. (Heute, oe24)

Nach rund zwölf Stunden Beratung haben die Geschworenen im Leobener Landesgericht sieben mutmaßliche Neonazis wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt. Sie fassten teils bedingte Haftstrafen von acht bis 30 Monaten aus. Manche von ihnen müssen Geldstrafen bezahlen und ein Alkoholverbot einhalten. (Kurier)

Die britische Polizei hat am Mittwoch sechs Menschen wegen Terrorverdachts festgenommen. Den fünf Männern und einer Frau im Alter von 21 bis 37 Jahren werden Mitgliedschaft in der verbotenen Neonaziorganisation "National Action" und Vorbereitung terroristischer Straftaten sowie Anstiftung dazu vorgeworfen. (Junge Welt)

TV-Recherchen über die polnische Organisation "Stolz und Moderne" sorgen seit dem Wochenende für Aufsehen, Hitler-Huldigung inklusive. Aufmerksam wird auch die Reaktion der Regierung verfolgt: Ihr wurde oft vorgeworfen, rechtsradikale Gruppierungen gewähren zu lassen. Doch das ist dieses Mal anders. (DLF)

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Februar 2018

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Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

01.02.2018

 

ERNEUT BRANDANSCHLAG IN NEUKÖLLN: TÄTER VERMUTLICH NEONAZIS

 

Erneut haben in Berlin-Neukölln vermutlich Rechtsextremisten einen Brandanschlag auf das Auto eines Buchhändlers verübt. Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag wurde gegen 2.40 Uhr in der Karl-Elsasser-Straße Alarm geschlagen, weil Rauch und Flammen aus einem abgestellten Wagen schlugen. Die Feuerwehr löschte den Brand, das Auto wurde aber komplett zerstört.

 

02.02.2018

Neuruppin: RECHTE PAROLEN IM ZUG GERUFEN

Ein betrunkener Berliner hat am Mittwochabend im Regionalexpress nach Neuruppin randaliert und rechte Parolen gerufen. Die Polizei wurde um 19.40 Uhr darüber informiert. Als der Zug am Bahnhof West anhielt konnten die Beamten den 37-Jährigen auffinden. Drei Zeugen bestätigten, dass der Mann gegenüber ausländisch aussehenden Zuginsassen den Hitlergruß skandiert und rechte Parolen gerufen hatte. Zudem habe er sich rassistisch geäußert. Der Beschuldigte räumte die Taten ein.

 

05.02.2018

NAZI-GRUSS VOR POLIZEIREVIER IN DRESDEN

 „Sieg Heil“-Rufe in Richtung eines Polizeireviers haben einem betrunkenen Mann in Dresden eine Anzeige eingebracht. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, hob der 31-Jährige am Freitagabend auch noch den Arm zum Hitlergruß. Die Beamten aus dem Revier seien sofort eingeschritten und hätten den Mann vorläufig festgenommen.

 

Magdeburg: BETRUNKENER PRÜGELT IN STRASSENBAHN AUF AFRIKANER EIN - ZOO MIT HAKENKREUZEN BESCHMIERT

In Magdeburg haben sich zwei Vorfälle mit vermutlich rechtsextremen Hintergrund ereignet: Am Samstag prügelte ein 23-Jähriger auf einen Mann aus Guninea-Bissau in einer Straßenbahn ein und verletzte ihn. Wenige Tage zuvor wurden Gehege im Zoo mit Hakenkreuzen beschmiert.

 

JENA: BETRUNKENER GREIFT MENSCHEN AN UND BRÜLLT "HEIL HITLER!"

Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich der Vorfall gegen 17.30 Uhr im Stadtteil Winzerla. Vor einer KIK-Filiale in der Hermann-Pistor-Straße griff ein offenbar stark betrunkener Mann einen anderen an und beleidigte diesen. Doch damit nicht genug. Als eine junge Frau einschreiten wollte, packte der Täter sie am Arm und schrie ausländerfeindliche Parolen. Er drohte der Frau Schläge an und schrie "Heil Hitler!", dabei hob er die Hand zum Hitler-Gruß.

 

"VERSUCHTER MORD": BRANDANSCHLÄGE AUF MEHRERE AUTOS IN BERLIN - TÄTER VERMUTLICH NEONAZIS

Erneut hat es in Berlin-Neukölln Brandanschläge auf Autos von Menschen aus dem linken politischen Spektrum gegeben - und wie bei früheren Anschlägen sollen Neonazis die Täter gewesen sei. Der eine der beiden Autobesitzer ist ein Buchhändler, der schon früher Ziel von Angriffen und Drohungen aus der rechtsextremen Szene war. Der zweite Betroffene war in der Nacht zu Donnerstag ein Bezirkspolitiker der Linkspartei.

 

GREIFSWALD: ANGRIFF AUF DREI ERITREER MIT ZERSCHLAGENER BIERFLASCHE

Am Sonntagmorgen kam es zwischen wahrscheinlich zehn alkoholisierten Personen zum Streit in der Greifswalder Innenstadt.  Tatort war die Fleischerstraße im Bereich zwischen Domstraße und Markt. Die Polizei wurde 8.50 Uhr informiert. Nach den bisherigen Ermittlungen waren etwa sieben deutsche Männern und drei eritreische Asylbewerber aneinander geraten. Hierbei wurden die drei Asylbewerber im Alter von 32, 36 und 39 Jahren von einem 24-jährigen deutschen Staatsangehörigen mit einer zerschlagenen Bierflasche angegriffen, so die Polizei.

 

STUDENTIN IN ERFURT BEI RASSISTISCHEM ANGRIFF VERLETZT: CLUB VERSTÄRKT SICHERHEITSMASSNAHME

Eine Studentin der Universität Erfurt wird bei einem wohl rassitischen Übergriff vor einem Erfurter Club verletzt. Sie veröffentlicht die Attacke im Netz. Der betroffene Club distanziert sich und hat Gegenmaßnahmen eingeleitet.

 

07.02.2018

 

OFFBENBURG SS-RUNEN AN DER TAFEL FÜR DIE OPFER DES NAZI-REGIMES

Erneute Schmierereien am Offenburger Bahnhof. Unbekannte haben am Offenburger Bahnhof die Informationstafel zum Gedenken an die Opfer des Naziregimes entfernt und kurz darauf die Stelle mit SS-Runen beschmiert. Die Initiatoren zeigen sich entsetzt und bitten um Hilfe aus der Bevölkerung.

 

UNBEKANNTE SPRÜHEN HAKENKREUZ AN ASYLBEWERBERHEIM IN NUSSDORF

Nußdorf am Inn - Am Samstag ist an einer Asylbewerberunterkunft am Hochriesweg ein aufgesprühtes Hakenkreuz entdeckt worden. Nun ermittelt die Polizei und sucht Zeugen.

 

FREILASSING: RECHTSEXTREME PAROLEN AN EINGANGSTÜR EINES FRISEURSALONS GEKLEBT

Eine böse Überraschung erlebte die Inhaberin eines Friseursalons in Freilassing, als sie Montagfrüh zu ihrem Laden kam. Drei große Aufkleber prangten an der Eingangstür mit Parolen der sogenannten "Identitären Bewegung". Diese Gruppierung wird als rechtsextrem eingestuft und vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Friseurin mit kurdisch-iranischem Hintergrund, die das Geschäft erst vor drei Wochen eröffnet hat, entfernte die Aufkleber und erstattete Anzeige bei der Polizei. Dort wurde ein Aktenvermerk angefertigt, Anlass zu weiteren Ermittlungen sieht die Polizei aber nicht.

 

09.02.2018

 

BERLIN: FESTNAHME NACH RASSISTISCHEN UND HOMOPHOBEN PÖBELEIEN

Ein polizeibekannter Mann ist am Berliner S-Bahnhof Adlershof festgenommen worden, nachdem er Fahrgäste rassistisch und homophob angepöbelt haben soll. Der 33-jährige Deutsche war nach Polizeiangaben am Mittwochabend zunächst in einem Zug der Linie S9 unterwegs. Als ein Mann wegen der Pöbeleien in Adlershof die Bahn verlassen wollte, habe er ihm gegen Hand und Hüfte getreten, teilten die Sicherheitskräfte am Donnerstag mit.

 

BERLIN: MANN BOXT PERUANERIN (40) UNVERMITTELT IN DEN MAGEN

Eine südamerikanische Frau wurde am Donnerstag von einem Unbekannten rassistisch beleidigt und brutal geschlagen. Sie erlitt leichte Verletzungen.

 

12.02.2018

 

DER LODERNDE HASS IN BERLIN-NEUKÖLLN

Hilflos steht er im Feuerschein und weiß: Die meinen nicht sein Auto, die meinen ihn. Zum dritten Mal ist Heinz Ostermann Opfer eines Anschlags geworden. Rechtsextreme werden als Täter vermutet – wie bei ähnlichen Attacken im Bezirk seit Jahren.

 

13.02.2018

 

RECHTSEXTREME MACHEN JAGD AUF SORBEN

In der Lausitz werden sorbische Jugendliche immer wieder von maskierten Tätern angegriffen. Offenbar handelt es sich um eine ganze Serie von Angriffen. Der Vorsitzende des sorbischen Dachverbands Domowina, Dawid Statnik, spricht deswegen von einer bedrohlichen Situation und einer neuen Dimension: "Die Leute vor Ort brauchen Schutz, unsere Jugendlichen haben Angst und das macht mir Angst", sagte Statnik dem MDR-Magazin.

 

 

15.02.2018

"DA KOMMT DER N****!" BRUTALE PRÜGELEI HATTE RASSISTISCHEN HINTERGRUND

Ein dunkelhäutiger Mann wird am Rosenmontag verprügelt und schwer verletzt. Niemand ruft zunächst die Polizei, obwohl die Tat erkennbar rassistisch motiviert war.

 

AFGHANEN MIT RASSISTISCHEN RUFEN BELEIDIGT

Der Staatsschutz ermittelt gegen einen 21-Jährigen aus dem Landkreis Barnim wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Der Mann soll am Dienstag drei Männer aus Afghanistan an einer Bushaltestelle in der Gemeinde Schorfheide und später auch im Bus rassistisch beleidigt haben, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte.

 

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Counter Narrative-Videos: Lieber pro Toleranz als anti Extremismus

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Weil Nazis und Islamisten mit Online-Videos viele Jugendliche zu erreichen drohen, gibt es auch viele Video-Kampagnen gegen Rechtsextremismus oder Islamismus. Aber nützt das etwas? Und wenn ja: Was genau nützt denn?

 

Von Jakob Guhl

 

Rechtsextremismus und Islamismus im Internet

Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs haben sich mehrere hundert, zumeist junge Menschen aus Deutschland dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen, der seine Gegnerschaft zu einer freien, offenen und pluralistischen Gesellschaft so deutlich gemacht hat wie kaum eine zweite Gruppe in jüngerer Zeit. Dabei bediente sich der IS eines umfangreichen Propagandaapparats, der zum Teil hochwertig produzierte Videos, Artikel und Magazine veröffentlicht, um die eigene Botschaft zu verbreiten. Auch wenn die Internetpräsenz des IS nicht die alleinige Erklärung für die Radikalisierungprozesse ist, erreichte das dystopische Narrativ der Terrorgruppe online Menschen aus dutzenden Ländern, die sich auf den Weg in die Bürgerkriegsgebiete in Syrien und im Irak machten.

Gleichzeitig erleben wir in Europa, wie verschiedene rechtsextreme Gruppen mit Hetze gegen Flüchtlinge, Muslime, Juden, sexuelle Minderheiten, die „Lügenpresse“ und „liberale Eliten“ gezielt Ressentiments schüren. Zu diesem Zwecke sind rechstextreme Gruppen wie die antimuslimische PEGIDA-Bewegung, die ethnonationalistische Identitäre „Bewegung“ und die flüchtlingsfeindliche AfD besonders aktiv in den Sozialen Medien. Die AfD hat beispielsweise mehr Follower auf Facebook als alle anderen Bundestagsparteien. Und die Hetze schlägt immer häufiger in Gewalt um: Laut einer im Dezember 2017 veröffentlichten Studie von Forschern an der University of Warwick lässt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Stärke der Social Media-Präsenz der AfD und Gewalt gegen Flüchtlinge auf lokaler Ebene feststellen.

 

Counter-Narrative als Mittel gegen Hass und Extremismus?

In einem solchen gesellschaftlichen Klima, in dem Rechtsextremismus und Islamismus trotz ihrer offen kommunizierten, düsteren Gesellschaftsvisionen immer stärker zu werden scheinen, stellt sich die Frage, wie den menschenfeindlichen Ideen dieser beiden Strömungen begegnet werden kann. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder vorgeschlagen, die Narrative der Islamist_innen und Rechtsextremen durch sogenannte „Counter-Narratives“ zu hinterfragen, um ihre Rekrutuierungsstrategien zu durchkreuzen. Dazu sollen vor allem online passgenaue Botschaften entwickelt und in Posts oder Videos schmackhaft aufbereitet werden, um Radikaliserungprozessen vorzubeugen oder sie sogar rückgängig zu machen. In den letzten Jahren sind zu diesem Zweck unzählige Kampagnen und Initiativen mit mehr oder weniger präzise definierten Zielsetzungen und Zielgruppen ins Leben gerufen worden, die Extremismus und Hassrede im Internet etwas entgegensetzen sollen.

Aber wie wirksam sind solche Initiativen? Reduzieren sie tatsächlich die Verbreitung extremistischer Ideen? Oder sind sie möglicherweise reine Zeitverschwendung oder wirken gar kontraproduktiv? Aufgrund eines Mangels an entsprechenden Forschungsarbeiten ist diese Frage immer noch umstritten. Dies hält im Moment viele zivilgesellschaftlichen Organisationen (NGOs) davon ab, Zeit und Ressourcen in die Entwicklung, Durchführung und Evaluation solcher Kampagnen zu investieren.

 

Neue Studie über die Wirksamkeit von Counter-Narrative Videos

Um diesen Forschungslücke ein Stück weit zu schließen, ist Anfang Januar eine umfangreiche Studie über die Wirksamkeit von Counter-Narrativen erschienen. In “Videos gegen Extremismus? Counter-Narrative auf dem Prüfstand“ gehen die Heraugeber Lena Frischlich, Diana Rieger, Anna Morten und Gary Bente der Frage auf den Grund, inwiefern Counter-Narrative in Videoform die Verbreitung von islamistischem oder rechtextermen Gedankengut verhindern können.

In der aktuellen Landschaft von Videos gegen Rechstextremismus und Islamismus finden sich laut der Studie sowohl informative Videos, die durch Expertenvorträge und Faktenvermittlung extremistische Narrative zu hinterfragen versuchen als auch eher unterhaltsame Formate wie filmischen Inszenierungen, Musikvideos und Comedy.  Zudem gibt es persönliche Formate, die beispielsweise die Geschichten von Aussteigern, Familien und Opfern von Extremismus erzählen. Ein weiteres Genre bilden Videos von Gruppen, die ihr Engagement gegen Islamismus oder Rechtsextremismus porträtieren.

 

Resultate der Studie

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Interviews mit 330 Studierenden und Auszubildenden sowie einer Online-Studie mit 155 Teilnehmern, denen solche Videos vorgespielt wurden. Sie sind höchst relevant für Aktivist_innen und Organisationen, die an der Entwicklung von Counter-Narrativen interessiert sind. Einiges ist ermutigend, anderes hilfreich und bestimmte Fragen bleiben unklar und bedürfen weiterer Forschung.

So überprüft die experimentelle Studie lediglich die Wirkung von Counter-Narrative-Videos gegen Rechtsextremismus und Islamismus auf nicht-radikaliserte Individuen. Die Ergebnisse sagen daher wenig über die Möglichkeit aus, ideologisch gefestigte Personen durch solche Videos zu beeinflussen und zur Umkehr zu bewegen (wenngleich einige der Studienteilnehmer_innen dies bei der Befragung durchaus für möglich hielten).

Dabei stellte sich heraus, dass Videos die Zuschauer besonders dann in ihren Bann schlagen, zur weiteren Reflektion anregen und dass im Gedächtnis bleiben, wenn sie eine Geschichte erzählen (besonders „narrativ“ sind), wie zum Beispiel persönliche Erzählungen ehemaliger Islamist_innen oder Neonazis, die aus der Szene ausgestiegen sind.

Die Studie bestätigte die wichtige Rolle, die glaubwürdigen Botschaftern von Counter-Narrative- Kampagnen zugemessen wird. So wurde der Rapper Blumio, dessen Musikvideo zu dem Song „Hey Mr. Nazi“ im Rahmen der Studie verwendet wurde, als besonders glaubwürdig und „cool“ bewertet. In diesem und in ähnlichen Videos, vor allem aber  in Aussteigergeschichten wurde zudem das ehrliche Eingeständnis eigener Fehler als besonders authentisch empfunden.

Die gezeigten Counter-Narrative Videos kamen bei den Probanden umso besser an, je verständlicher und klarer die Botschaft war. Während es im künstlerischen Sinne natürlich sinnvoll sein kann, Inhalte zweideutig und geheimnisvoll zu präsentieren, ist ein solches Vorgehen für die Effektivität von Counter-Narrative Videos eher abträglich.

Ein weiteres Resultat der Studie ist, dass Videos gegen Radikalisierung und Hass die Zuschauer_innen direkt ansprechen sollten. Durch eine direkte Handlungsaufforderung wirken Videos stärkernder und befähigender, als wenn lediglich ein moralisches Urteil gefällt wird, ohne die Zuschauer mit einzubeziehen.

Häufig wird in Counter-Narrative-Videos auch auf Humor und Satire gesetzt. Die befragten Teilnehmer_innen empfanden solche Videos jedoch häufig als beleidigend und unnötig provokativ, sebst wenn sie nicht der Gruppe angehörten, über die sich lustig gemacht wurde. Die Herausgeber_innen der Studie halten es jedoch für möglich, dass Kampagnen wie zum Beispiel die „Datteltäter“, die sich sowohl über Eigen- und Fremdgruppen lustig machen, einen positiven Effekt haben können. Faktenvideos wurde ähnlich wie Satire von den Teilnehmer_innen der Studie kritisch gesehen.

Videos gegen Islamismus und Rechtsextremismus wurden von den Probanden im Vergleich positiver bewertet als die extremistische Propaganda – ein Effekt, der sich noch verstärkte, wen Sie direkt im Anschluss an rechtsextreme oder islamistische Propganda angesehen wurden.  Versuchsteilnehmer_innen identifizierten sich stärker mit Counter-Narrative-Videos und waren eher bereit, sich weitere ähnliche Videos anzusehen oder online weiterzuverbreiten als das bei den islamistischen oder rechtsextremen Videos der Fall war. Dies bedeutet auch, dass extremistische Propaganda auf die breite Masse hin betrachtet längst nicht so wirkungsmächtig ist, wie dies häufig angenommen oder zumindest befürchtet wird.

 

Was bedeutet die Studie für Aktivist_innen und Organisationen im Bereich „Counter-Speech“?

Die Studie macht gleich im Vorwort klar, dass solche Videos sicherlich kein Allheilmittel gegen Islamismus, Rechtsextremismus und Hass sind, sondern vielmehr eine Ergänzung zu bestehen Angeboten  in der Präventions- und Ausstiegsarbeit darstellen sollten. Dennoch lassen die Ergebnisse drauf schließen, dass Counter-Narrative zur Stärkung der Resilienz gegenüber extremistischen Botschaften im Internet beitragen können. Gut durchdachte Kampagnen mit eindeutiger Strategie, Zielsetzung und Zielgruppe können hierzu beizutragen. Organisationen, die Projekte und Kampagnen in diesem Bereich durchführen wollen, sind dazu eingeladen, sich mit der Online Civil Courage Initiative (OCCI), einem von dem Institut for Strategic Dialogue (ISD)in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung und Facebook durchgeführten Projekt, in Verbindung zu setzen, um Beratung und Training für Counter-Narrative Kampagnen zu erhalten und deren Reichweite zu erhöhen.

Eine der interessantesten Thesen für die Praxis von Organisationen, die Counter-Narrative-Kampagnen planen, ist, dass Counter-Narrative-Videos ihre positive Wirkung gegen radikalisierende Propaganda nicht auf direktem, sondern auf indirektem Wege entfalten. Dies bedeutet, dass die Wirkung von Propaganda-Videos nicht direkt durch das Ansehen von Counter-Narrative Videos verringert wurde, sondern dadurch, dass die Vorzüge einer offenen, toleranten, pluralistischen und demokratischen Gesellschaft in den Vordergrund gestellt wurden. Durch die Bewerbung dieses inklusiven Narrativs wird die Resilienz gegen demokratiefeindliche Botschaften gestärkt. Dies bedeutet für Aktivist_innen und Organisationen, die gegen Hass und Menschenfeindlichkeit eintreten, dass sie den Botschaften extremistischer Gruppen nicht unentwegt reaktiv hinterher hecheln müssen, sondern sich vielmehr auf die Attraktivität der eigenen Botschaft besinnen sollten. Nicht das „countern“ und die Gegenrede müssten demnach im Zentrum der Bemühungen gegen Extremismus stehen, sondern die Stärken und Vorzüge offener Gesellschaften, die für die große Masse potentieller Video-Konsument_innen attraktiver bleibt als extremistische Untergangsvisionen.

Die Herausgeber_innen der Studie weisen darauf hin, dass es sinnvoll wäre, besonders junge Menschen zum Nachdenken über solche Videos anzuregen. Sie meinen, dass Propaganda zumeist auf Anhieb eine abschreckende Wirkung habe, und empfehlen eine kontrollierte pädagogische Aufbereitung extremistischer Videos, die durch gemeinsame Gespräche zur Reflexion einlädt, als eine vielversprechende Strategie. Wichtig ist dabei, dass islamistische oder rechtsextreme Propaganda explizit als solche kenntlich gemacht wird – und die Pädagog_innen genug Kenntnisse zum Thema haben, um Argumente auch von Jugendlichen, die diesen Strömungen eher zugeneigt sind, beantworten zu können.  

 

Jakob Guhl ist Praktikant bei der Online Civil Courage Initiative (OCCI), einer Projekt, dass sich zum Ziel gesetzt hat, die zivilgesellschaftliche Reaktion auf Hassrede und Extremismus im Internet zu verbessern und auszuweiten.

 

Links

 „Videos gegen Extremismus? Counter-Narrative auf dem Prüfstand“; Lena Frischlich, Diana Rieger, Anna Morten & Gary Bente (Hrsg.) In Kooperation mit der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus (FTE) des Bundeskriminalamtes:

“Fanning the Flames of Hate: Social Media and Hate Crime”; Karsten Muller and Carlo Schwarz

Belltower-Artikel zur Warwick-Studie:

Online Civil Courage Initiative (OCCI):

 

OCCI-Kontakt: de@occisupport.org.

 

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im März 2018

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Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

02.03.2018

 

WAR ES BRANDSTIFTUNG? FEUER IN FLÜCHTLINGSHEIM – 20 BEWOHNER GERETTET

In der Nacht zu Donnerstag hat es im Flüchtlingsheim in Winterhude (Hamburg) gebrannt. Noch bevor der Löschzug der Feuerwehr eintraf, waren die Flammen allerdings schon beseitigt. Nach MOPO-Informationen soll es sich um Brandstiftung handeln. 

 

MOSCHEE MIT HAKENKREUZEN BESCHMIERT

Am Mittwochabend wurde die Maryam-Moschee des islamischen Kulturvereins Oldenburg (Niedersachsen) auf der Alexander Straße Opfer eines rechtsextremistischen Angriffs. Der mutmaßliche Täter hat die Außenfassade der Moschee mit Hakenkreuzen und islamfeindlichen Beleidigungen wie „Muslime Raus“ besprüht, berichtet die NWZ. Zudem habe er das Türschloss mit Sekundenkleber verklebt.

 

VOR DER SYNAGOGE: HAKENKREUZ IM SCHNEE

Zwei unbekannte Männer haben vor dem Jüdischen Zentrum auf dem Sankt-Jakobs-Platz ein Hakenkreuz in den Schnee getrampelt. Nach Angaben der Pressestelle des Münchner Polizeipräsidiums meldete sich ein Zeuge am Montagabend gegen 20.50 Uhr telefonisch bei der Altstadt-Inspektion und berichtete, dass gerade zwei Gestalten in der Dunkelheit ein etwa fünf mal fünf Meter großes Hakenkreuz auf den Boden zeichneten. Der Zeuge sprach die Männer daraufhin an, die ihre Spuren im Schnee anschließend verwischten. Danach gingen die Männer davon. Die Polizei leitete eine Fahndung ein, konnte die Täter bislang aber nicht finden. Eine Personenbeschreibung liegt nicht vor. Das Kriminalfachdezernat 44, zuständig für Staatsschutzdelikte und rechte Straftaten, hat die Ermittlungen übernommen und fahndet nach den Tätern.

 

05.03.2018

 

WIEDER SCHMIEREREIEN AN DER BREMER FATIH-MOSCHEE in Bremen

Die muslimische Gemeinde der Fatih-Moschee in Bremen-Gröpelingen ist zum zweiten Mal Ziel eines Farbanschlages geworden. Wie schon im September haben Unbekannte in der Nacht zu Sonntag zum Teil muslimfeindliche Schriftzüge an die Wände des Gebetshauses gesprüht.

 

RASSISTISCHE PÖBELEI IN BAD TÖLZ

 

Mit rassistischen Sprüchen hat ein 38-jähriger Tölzer am Samstag gegen 22.30 Uhr eine Gruppe von fünf jungen türkischstämmigen Männern aus Tölz und dem Umland gepöbelt. Das teilt die Polizei mit. Der Vorfall ereignete sich vor dem Hagebaumarkt in Bad Tölz. Schließlich versuchte der 38-Jährige, einen der Männer aus der Gruppe zu schlagen, der jedoch ausweichen konnte. Die Gruppe ließ sich nicht provozieren, sondern rief die Polizei. Die Beamten nahmen vor Ort die Anzeige auf und erteilten dem aggressiven Tölzer mehrfach einen Platzverweis. Der ging aber erneut auf die fünf Männer los. Die Polizeibeamten fesselten ihn und nahmen ihn in Gewahrsam. Dabei leistete er dem Bericht zufolge Widerstand. Auch soll er die Beamten mit derben Schimpfwörtern beleidigt haben. Nach der Anzeigenaufnahme konnte seine Ehefrau ihn abholen. Den Mann erwarten mehrere Anzeigen wegen Beleidigungen, versuchter Körperverletzungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

 

LINKEN POLITIKER ÖZCETIN WIRD IN EINEM REGIONALZUG NACH DER DEMO IN KANDEL VON EINEM NEONAZI ANGEGRIFFEN UND VERLETZT

Auf dem Rückweg aus Kandel, lassen Neonazis im Zug Nazimusik abspielen. Kurz vor Landstuhl gibt ein älterer Mann einer jungen Frau einen Flyer der NPD. Der weiteren Frau platzt der Kragen. Sie steht auf und reißt der jungen Frau den Flyer aus der Hand und zerreißt diesen, im Nachgang schlägt der ältere Mann auf die junge Frau ein. Der Linken-Politiker Gökdeniz A. Özcetin greift sofort ein und stellt den Mann zur Rede, derweil steigt ein weiterer Neonazi der Gruppe auf und verpasst Özcetin eine Kopfnuss, das Geschehen konnten Polizisten beobachten, diese griffen sofort ein!

 

HITLERGRUSS UND OFFENER ANTISEMITISMUS BEI RECHTSEXTREMER DEMO IN BERLIN

In Berlin sind am 03.03.2018 etwa 500 Rechtsextreme unter dem Motto “Nein zur Groko” auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatte das Netzwerk “Wir für Deutschland”, das seit 2016 regelmäßig rassistische Aufmärsche organisiert. Die Teilnehmenden, unter denen sich neben Anhänger*innen der AfD auch viele Neonazis befanden, skandierten Parolen wie “Nationaler Sozialismus – jetzt” und “Ruhm und Ehre der deutschen Nation”.

 

BERLIN: MANN RASSISTISCH BEPÖBELT UND MIT FLASCHE BEWORFEN

Wie die Polizei am Samstag mitteilte, war er Freitagnacht beim Verlassen einer Flüchtlingsunterkunft auf der Straße Alter Markt auf den Angreifer und seine zwei männlichen Begleiter getroffen. „Ausländer raus“ und „Geh dahin, wo du hingehörst“ soll der Tatverdächtige gerufen haben. Als der Beschimpfte sich in einen benachbarten Durchgang stellte, soll der Verdächtige eine Flasche nach ihm geworfen haben. Die anderen Männer sollen sich schon vorher entfernt haben. Die Flasche verfehlte ihn und zerbrach auf dem Boden. Der Angreifer entkam unerkannt. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung mit rassistischem Hintergrund.

 

BERLIN: JUGENDLICHER RASSISTISCH BELEIDIGT

Ein 14-Jähriger ist im Märkischen Viertel in Berlin rassistisch beleidigt worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, war der Jugendliche am Samstagabend mit zwei Freunden auf dem Senftenberger Ring unterwegs, als er auf eine dreiköpfige Männergruppe traf. Einer der Männer soll sich über sein Aussehen lustig gemacht und ihn aufgefordert haben, Deutschland zu verlassen. Die Jugendlichen alarmierten daraufhin die Polizei, hieß es weiter. Noch vor Eintreffen der Beamten hätten sich die Männer entfernt. Die Suche nach ihnen sei ohne Erfolg geblieben. Nach Angaben der Jugendlichen seien die Männer 30 bis 40 Jahre alt und alkoholisiert gewesen. Staatsschutz und Polizei ermitteln nun wegen Beleidigung mit rassistischem Hintergrund.

 

"JUDENSCHLAMPE" - UNBEKANNTE BEDROHEN FAMILIE VON SATIRIKER SHAHAK SHAPIRA

Der Satiriker Shahak Shapira ist kein Leisetreter. In den sozialen Medien prangert er immer wieder die AfD und Pegida an und entlarvt rechte Hetze und Rassismus. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er zusammen mit der Satire-Partei "Die Partei" sogar Inhalte aus geschlossenen AfD-Gruppen auf Facebook. Diese Aktion führte allerdings dazu, dass sich der Hass aus rechten Kreisen auf den Satiriker noch einmal steigerte. Ernsthafte Drohungen habe er erhalten, sagte der 29-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Dabei sei auch seine Familie bedroht worden: "Da stand meine Mutter zwei Wochen unter Polizeischutz.“

 

07.03.2018

 

FREUDENSTADT: NAZI-PAROLEN IN HERREN-TOILETTE IM STADTHAUS

Ein widerliches Bild bietet sich den Besuchern einer Kabine in der Herrentoilette im Stadthaus derzeit. Das liegt nicht daran, dass dort nicht geputzt wurde, sondern an den rechtsradikalen Schmierereien, die dort jemand hinterlassen hat. Der Verfasser verbreitet dort seine Hetze gegen Ausländer, Schwarze, Allah und Gläubige. Von deutscher Grammatik scheint er allerdings nicht viel zu halten. Weder kennt er Kommaregeln, noch nutzte er auf der Toilette die richtige Groß- und Kleinschreibung. Auch mit der Deklination der Substantive scheint der Verfasser so seine Schwierigkeiten zu haben. Die Reinigung ist beauftragt.

 

GRIFF NEONAZI 17-JÄHRIGEN LINKEN-POLITIKER IN ZUG NACH SAARBRÜCKEN AN?

Einen Vorfall im Zug zwischen Landstuhl und Saarbrücken ermittelt jetzt die Bundespolizei in Bexbach. Der Täter könnte sich in einem Facebook-Post verraten haben. Die Bundespolizei Bexbach ermittelt in einem Vorfall am Samstagabend (4. März). Das bestätigt deren Sprecher Dieter Schwan auf SOL.DE-Nachfrage. So hätten sich zwei Opfer einer tätlichen Auseinandersetzung auf der Fahrt zwischen Landstuhl und Saarbrücken bei der Polizei gemeldet. Zunächst sei die Frau aus St. Ingbert von einem älteren Mann aus einer Gruppe NPD-Sympathisanten geschlagen worden. Als ein 17-jähriger Linken-Politiker dazwischen ging, hätten sich die Angriffe auf ihn gewendet. So soll ein anderer Mann ihn mit einer Kopfnuss verletzt haben; das schildern die beiden Opfer. Der mutmaßliche Angreifer des Linken-Politikers brüstete sich nach dem Vorfall offenbar auf Facebook mit seiner Tat. So schrieb er in einer inzwischen nicht mehr öffentlichen Facebook-Gruppe: „Und an die beiden im Zug auf dem Rückweg. Nächstes mal überlegt ihr euch besser einen Kameraden von uns blöd anzumachen. Das gibt nur Kopfschmerzen..".

 

08.03.2018

 

BERLIN: TAXIFAHRER RASSISTISCH BELEIDIGT

In der vergangenen Nacht soll ein Mann einen Taxifahrer in Mitte beleidigt haben. Polizeibeamte des Abschnitts 32 wurden gegen 22.45 Uhr auf die beiden Männer, die neben dem Taxi am Fahrbahnrand standen, an der Glinka- Ecke Behrenstraße aufmerksam. Aussagen zufolge soll der 47 Jahre alte Ire den 43-jährigen türkischen Taxifahrer kurz zuvor fremdenfeindlich beleidigt haben. Die weiteren Ermittlungen übernahm der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt.

 

09.03.2018

 

BERLIN: TRANSFEINDLICHER ÜBERGRIFF IN DER U-BAHN

Am Dienstagnachmittag beleidigten und verletzten Unbekannte eine transsexuelle Frau im Berliner Stadtteil Wedding. Dies meldete die Polizei der Hauptstadt am Mittwoch.

 

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"Die Rechte"-Funktionär Sascha Krolzig kassiert Haftstrafe für Volksverhetzung und Beleidigung

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Sascha Krolzig mit Kameraden am Tag der Deutschen Einheit 2017 in Dortmund bei einer "Mahnwache".
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Korallenherz
https://www.flickr.com/photos/korallenherz/37222132500/in/album-72157686637297761/

Sascha Krolzig, langjähriger Funktionär und Bundesvorstandsmitglied der Minipartei „Die Rechte“, gehört seit vielen Jahren zu den bekanntesten Neonazi-Funktionären in Deutschland. Nach seinen zahlreichen Vorstrafen und einer erneuten antisemitischen Beleidigung geht es für den Rechtsextremen nun ins Gefängnis. Und der nächste Prozess steht schon vor der Tür.

 

Von Jennifer Marken

 

Sascha Krolzig hat sich stets darum bemüht, als Speerspitze der extrem rechten Szene hervor zu treten. Nun wurde Krolzig, langjähriger Funktionär und Bundesvorstandsmitglied der Minipartei „Die Rechte“, wegen Volksverhetzung und Beleidigung vom Landgericht Bielefeld zu einer sechsmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Er hatte den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold 2016, unter bewusster Bezugnahme auf ein nationalsozialistisches Vokabular, als „selbstgefälligen frechen Juden-Funktionär“ beschimpft.
 

Hintergründe seiner Verurteilung

2016 hatte der Vorsitzende der 114 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, der pensionierte Musik-Hochschullehrer Matitjahu Kellig (68), dagegen protestiert, dass die Gemeinde Preußisch Oldendorf in Ostwestfalen ihr Amtsblatt weiterhin bei dem Verleger Rainer Hökeaus Ostwestfalen drucke, der das geschichtsrevisionistische Buch Die letzten Tage mit Adolf Hitler des ehemaligen Chauffeurs Hitlers und weitere SS-Schriften vertreibt. Bereits 1995 war Höke vom Landgericht Dortmund verurteilt worden, weil in seiner Druckerei 3000 Exemplare einer antisemitischen Zeitschrift gefunden wurden (vgl. Jüdische Allgemeine). Die Stadt hielt dennoch bis zum Sommer 2016 an der Zusammenarbeit fest. Der Skandal wurde bundesweit durch einen Fernsehbeitrag bekannt (vgl. NDR)

Daraufhin empörte sich die Partei „Die Rechte“, oder genauer deren Kreisverband Ostwestfalen-Lippe. Sie empörte sich auf ihrer Website über den angeblichen „Einfluss jüdischer Lobbyorganisationen auf die deutsche Politik“ und beleidigte Kellig als „frecher Juden-Funktionär“, der gegen Verleger „hetze“ – ein typischer antisemitischer Topos aus der Nazizeit. Im „Völkischen Beobachter“ und in Hitlers „Mein Kampf“ wurden diese Begriffe sehr häufig verwendet. Der Schritt vom Wort zur Tat sei nur kurz, dies war nicht nur Kelligs Befürchtung.

Die Rechtsextremen forderten die umliegenden Landkreise dazu auf, Kontakte mit der jüdischen Gemeinde unverzüglich einzustellen. Seitdem war der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde fortgesetzten Anfeindungen ausgesetzt: „Die Angst ist seit einem Jahr ständiger Begleiter“, so Kellig in einem NDR-Interview. Kellig zeigte daraufhin den verantwortlichen Landesvorsitzenden Krolzig an.

Anfangs lehnte es die Justiz ab, das Offenkundige strafrechtlich zu verfolgen. Kelligs Anwalt ließ sich  nicht abspeisen. Zeitgleich musste der Bedrohte in seinem Haus auf Anraten des Staatsschutzes zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen einbauen lassen. Daraufhin entstand – wie die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen 2017 in der „Welt“ schrieb –„eine geradezu gespenstisch anmutende Debatte“ zwischen dieser Justiz und Kelligs Anwalt. Kelligs Ängste, seine mehr als berechtigte Furcht vor Racheakten der Nazi-Szene, nahmen daraufhin immer stärker zu. Er weiß von der nationalen sowie der europaweiten Vernetzung der Nazis. Das Gefühl, sich wehren zu müssen, war dem im beschaulichen Schwäbisch Hall geborenen Musikhochschullehrer bisher völlig unvertraut. „Ich bin deutscher Bürger jüdischen Glaubens, wie andere Katholiken oder Protestanten sind“, bemerkte er gegenüber Friedrichsen.

Krolzig legte im Prozess Wert darauf, sich selbst zu verteidigen – und erhielt so über Monate Einblick  in die Akten, in denen diese Sicherheitsvorkehrungen beschrieben sind. Die Ängste der jüdischen Gemeindevorsitzenden nahmen immer weiter zu.

Später nahm Krolzig doch einen Anwalt: Den als „Szeneanwalt“ geltenden Düsseldorfer Björn Clemens. Dieser sprach von einem „Schauprozess“ sowie von der „Unterdrückung nationaler Dissidenten“ (vgl. Ruhrbarone). 

Am 23.02.2018 wurde Krolzig doch noch zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, da er nach einer Tat aus dem Jahr 2015 immer noch unter Bewährung steht. Sein Anwalt Björn Clemens teilte mit, dass er Widerspruch einlegen werde.

 

Ein langjähriger Rechtsextremer

Der 1987 in Hamm geborene Krolzig blickt auf eine lange Karriere in der deutschen Neonaziszene zurück: Bereits mit 17 Jahren trat er in Hamm als Aktivist der 2012 verbotenen „Kameradschaft Hamm“ in Erscheinung (vgl. Lotta). Antisemitische Beleidigungen und Bedrohungen galten als seine Leidenschaft. Wohl aus jener Zeit stammt ein von "Naziwatch59" publiziertes Foto, auf dem sich der etwa 20-Jährige gemeinsam mit drei Gleichaltrigen unter einer großformatigen Hakenkreuzfahne präsentiert.

Wenige Wochen nach dem Verbot der „Kameradschaft“ – welches eigentlich auch ein Betätigungsverbot für Nachfolgeorganisationen beinhaltet – war er einer der Hauptaktivisten bei der Gründung des NRW-Landesverbandes von „Die Rechte“. Der Begriff „Partei“ für diese Gruppierung, die ihren Schwerpunkt in Dortmund hat, muss als problematisch gelten: Auch die Sicherheitsbehörden beschreiben „Die Rechte“ als „wesensverwandt mit dem Nationalsozialismus“; sie agiere aktiv kämpferisch und einschüchternd.  Es sei eine neonazistische Personengruppe, die sich das Etikett „Partei“ übergestülpt habe. Krolzigs Affinität zu antisemitischen Beleidigungen und Shoah-Leugnungen zeigte sich auch bei seiner Ende 2017 gehaltenen Rede bei einer Jubiläumsfeier für die Shoahleugnerin Ursula Haverbeck im „Rechte“-Kreisverband  Rhein-Erft Kreis.

Der in seinem Erscheinungsbild groß und gedrungen, kleidungsmäßig eher bieder auftretende Krolzig tritt seit 2004 bundesweit als Anmelder und Redner von Neonazikundgebungen auf. Bereits seit Januar 2007 war er Mitglied und kurz darauf „Regionalbeauftragter West“ des im Juli 2008 aufgelösten, querfrontig arbeitenden „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ (KDS). Dieser zeichnete sich gleichfalls durch einen radikalen Antiamerikanismus und „Antizionismus“ aus. Mitglieder des KDS waren u.a. Axel Reitz, Michael Kühnen, Michael Koth, Thomas Brehl und Paul Breuer.

 

Zehn Vorstrafen in elf Jahren

Die Liste der Verurteilungen Krolzigs wegen einschlägiger rechtsextremer Delikte ist lang: Bereits 18-jährig wurde Sascha Krolzig wegen einer an die Losung der SA angelehnten Rede  - „Alles für Deutschland“ – zu einer sechsmonatigen Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Es folgten weitere Vorstrafen wegen Beleidigung, Volksverhetzung, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Der rechtsextreme Aktivist studierte von 2009 bis 2014 Rechtswissenschaft in Bielefeld. Ein Mitgliedsantrag bei der NPD soll nach Angaben des ehemaligen NPD-Vorsitzenden Apfel wegen politischer Bedenken abgelehnt worden sein. Nach Abschluss seines 1. Staatsexamens wurde Krolzig im August 2015 seine Aufnahme des Rechtsreferendariat wegen seiner Vorstrafen abgelehnt. Das Gericht bescheinigte ihm, dass er für ein Richteramt „unwürdig und charakterlich nicht geeignet“ sei.

 

„Freier Redner und Zeremonienleiter in Dortmund und Umgebung“

Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass der rechtsextreme Aktivist nun als Trauer-, Ehejubiläums- und Hochzeitsredner (vgl. Störungsmelder). Auf seiner Website tritt Krolzig unter seinem zweiten Vornamen und mit neuem, sehr bürgerlichem Outfit auf. Weihe- und gefühlvoll ließ er wissen: „Besondere Anlässe verdienen nicht nur eine würdevolle Zeremonie, sondern auch eine professionelle, bedachtsame Ansprache. Die Rede kann je nach Anlass berührend, sachlich, unterhaltend, inspirierend, ermutigend oder motivierend sein. Die richtigen Worte zu den passenden Gelegenheiten zu finden – das ist meine Aufgabe als Freier Redner und Zeremonienleiter!“

Diese aus der beruflichen Not geborene Selbstinszenierung war eher nicht mit der Art und Weise vereinbar, in der er sich gemeinsam mit seinen Dortmunder Gesinnungsgenossen im Wahlwerbespot seiner Minigruppierung zur Bundestagswahl 2017 unter dem Gegröl: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ darbot.

Und sie war gewiss auch nicht mit dem drohenden Grundton ihrer Wahlplakate vereinbar, mit denen an primitivste Vernichtungswünsche des rechtsextremen Klientels appelliert wurde: “Wir hängen nicht nur Plakate!” (vgl. Nordstadtblogger)

Über seinen Lebenslauf teilt Krolzig nun Überraschendes mit: „Nach einigen Tätigkeiten im juristischen Bereich habe ich den Entschluss gefasst, mich beruflich umzuorientieren. Schließlich habe ich mich entschieden, mich voll und ganz auf die Gestaltung von Freien Reden und Zeremonien zu spezialisieren. Mein Anliegen ist es, Menschen an wichtigen Wendepunkten oder Meilensteinen ihres Lebens zu begleiten.“

Zeitgleich kandidierte er bei der Landtagswahl NRW auf Platz 4 seiner Partei „Die Rechte“. Diese erreichte weniger als 0,1 Prozent der Stimmen.

 

Hommage an den Shoahleugner Thies Christophersen

Insbesondere bei geschichtsrevisionistischen und die Shoah leugnenden Neonazi-Demonstrationen setzte sich Krolzig immer wieder in Szene. So rief er im August 2011 in einer Videobotschaft zur Teilnahme am „Trauermarsch“ in Bad Nenndorf auf. Bundesweite Fernsehbekanntschaft machte der überzeugte Rechtsextreme im Juli 2016 durch einen Fernsehauftritt bei Dunja Hayalis Donnerstags-Talk: Gemeinsam mit führenden Rechtsextremen trat er als Leiter einer Neonazi-Demonstration in Bielefeld auf. Als Hayali mit einem halben Dutzend kahlköpfiger Köln-Zollstocker Neonazis um Jan Fartas ein Gespräch führen wollte, die ihr Banner „Köln für deutschen Sozialismus“ mit überbordendem Stolz vor der Kamera präsentierten, unterband Krolzig dieses strikt. Und am 27.1. 2018, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, postete er auf Twitter eine kurze Hommage an den Nationalsozialisten und Shoahleugner Thies Christophersen, den er hierin als „SS-Sonderführer“ bezeichnete.

Der Prozess seiner antisemitischen Radikalisierung zeigt sich auch in Krolzigs neuestem Projekt: Seit März 2017 ist er Herausgeber und „Schriftleiter“ des Zeitungsprojekt „N.S. Heute“. Von dem offen neonazistischen Magazin erschienen bisher sieben Ausgaben mit jeweils knapp 60 Seiten. Im Impressum wird Krolzig und dessen Anschrift im „Nazikiez“ Dortmund-Dorstfeld genannt. Im Heft wird gemäß der Journalistin Andrea Röpke (in Blick nach Rechts (4.8.2017) sowie im Jahrbuch Rechte Gewalt 2018) ein Spagat zwischen einer deutlichen Öffnung der eigenen Reihen in Richtung Strategien der „Neuen Rechten“ und dem Verharren in alter NS-Tradition versucht.

Krolzigs Aggressivität ist auch von Holger Apfel in dessen internen Abrechnungsbuch „Irrtum NPD“ beschrieben worden: Krolzig habe ihm nach einer internen Kritik geschrieben, er bedaure, ihm mal die Hand gegeben zu haben, er hätte sie ihm lieber brechen sollen.

Am 1.9.2017 twitterte Sascha Kolzig: „Deniz Yücel seit 200 Tagen in Haft - 200 gute Tage ohne seine deutschfeindliche Hetze". Nun kommt der amtlich anerkannte Bewährungsversager selbst für zumindest sechs Monate in Haft - in "deutsche Haft".  Und dort könnte er auch noch länger verweilen: Ein weiteres Strafverfahren ist in Dortmund noch anhängig. Krolzig wird hier die Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Organisationen, versuchte gefährliche Körperverletzung und Volksverhetzung vorgeworfen. Gemeinsam mit zwei Kameraden soll er am 9. Dezember 2016 um 2 Uhr morgens in einer Gaststätte mehrere Straftaten begangen haben. So sollen Krolzig und sein Mitstreiter den Knobelabend mit einem gegenseitigen „Heil Hitler“ beendet haben. Beim Aufstehen soll Krolzig, so berichten die „Nordstadtblogger“, mit einem anderen Gast zusammengestoßen und ihn mit Parolen wie „Scheiß Ausländer“, „Du Halbjude, ich mach dich fertig“ und „Niggerschwein“ beleidigt haben.  Zudem soll er versucht haben, ihm ein Bierglas ins Gesicht zu schlagen - er habe jedoch nur die Kappe des Opfers getroffen , heißt es in der Anklage. Dieser Prozess beginnt am 03.05.2018 (vgl. Neue Westfälische Zeitung).

 

Eine kürzere Version ist im ZEIT-Störungsmelder erschienen.

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Gruppe Freital: Zwischen vier und zehn Jahre Haft für Rechtsterrorismus

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Der Angeklagte Patrick F. kommt am 17.01.2018 in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Dresden (Sachsen) in den Verhandlungssaal. Heute wurde er zu 9 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.
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dpa
www.picture-alliance.de

Mit langen Haftstrafen zeigt die Justiz Stärke gegen Rechtsterroristen: Ziemlich genau ein Jahr nach dem Start geht heute am Oberlandesgericht Dresden der Prozess gegen einen rechtsextremen und rassistischen Freundeskreis zu Ende, die so genannte Gruppe Freital, der nun als terroristische Vereinigung angeklagt ist. An den acht Angeklagten wird deutlich, wie rasant die Radikalisierung von rassistischen Sprüchen zu lebensgefährlichen Anschlägen voranschreiten kann, wenn sie in einem Umfeld stattfindet, dass Gewalt gegen Andersdenkende und Geflüchtete als Normalität empfindet.

 

Von Simone Rafael

 

Am 07.03.2018 fiel endlich das Urteil am Oberlandesgericht Dresden - und es ist stark. Alle acht Angeklagten sind wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt worden. 6 der Angeklagten sind wegen versuchten Mordes verurteilt worden, 2 wegen Beihilfe zum versuchten Mord. Die Angeklagten müssen zwischen 4 und 10 Jahren ins Gefängnis. Rädelsführer Timo S. muss für 10 Jahre ins Gefängnis, sein "Sprengmeister" und zweiter Rädelsführer, Patrick F., 9 Jahre und 6 Monate.

Der mit 20 Jahren jüngste Angeklagte Justin S., der auch geständig war, wird zu vier Jahren Haft verurteilt. Die einzige Frau in der Gruppe, die 29-jährige Maria K., wurde zu einer Gefängnisstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt. Die übrigen vier Verurteilten im Alter von 27, 30, 39 und 40 Jahren erhielten Freiheitsstrafen zwischen acht und fünf Jahren. Sie alle sitzen bereits seit November 2015 beziehungsweise Frühjahr 2016 in Untersuchungshaft.

Damit bleiben die Richter nah an den Forderungen des Staatsanwaltes und schaffen ein Urteil mit deutlicher Botschaft - wichtig in einem Umfeld, wo die Taten eher als "Streiche" interpretiert worden waren. Die Notwendigkeit zeigt sich auch, wenn am heutigen Tag Sympathisanten der "Gruppe Freital" persönliche Daten der Anschlagsopfer veröffentlichen, was Twitter-User unter anderem der Polizei Sachsen berichteten.

Der Prozess um die "Gruppe Freital" verdient deshalb viel Beachtung, weil er eindringlich zeigt, wie sich in einem rassistischen, feindlichen und Gewalt akzeptierenden Umfeld Menschen zu Gewalttätern radikalisieren können, die Anschläge planen und dabei den Tod anderer nicht nur in Kauf nehmen, sondern sogar als wünschenswert  ansehen. Die Angeklagten lernten sich 2015 bei "Anti-Asyl-Protesten" kennen, die meisten sind nicht einschlägig vorbestraft. Nach einpeitschenden Dialogen über Chatgruppen sind trotzdem alle schnell bereit, gemeinsam Sprengstoffanschläge zu verüben. Nebenklage-Anwalt Alexander Hoffmann spricht gegenüber dem mdr von einer "Turbo-Radikalisierung": "Die Geschwindigkeit der Radikalisierung in den Methoden, in der Bereitschaft, schwerste Verletzungen, ja sogar den Tod der politischen Gegner und Geflüchteten in Kauf zu nehmen, das war eine wahnsinnig schnelle Dynamik und das ist tatsächlich erschreckend." Und das gilt besonders auch deshalb, weil die Anschläge offenkundig in einem gesellschaftlichen Umfeld stattfinden, die Attacken gegen Menschen mit Sprengstoffen als "Lausbubenstreiche" verharmlosen - und somit jederzeit wieder geschehen könnten.

 

Aktueller Screenshot vom 07.03.2018 des Profilbildes der "Bürgerinitiative Freital" auf Facebook: Rechtsterrorismus als "Polenböller Bande" verharmlost.

 

Eine Zusammenfassung:

 

Die Taten

 

Nach den gewalttätigen Ausschreitungen im Frühjahr 2015 gab es zwischen April und November 2015 in Freital 16 rechtsmotivierte Straftaten. Für einen Großteil der Angriffe soll die „Gruppe Freital“ verantwortlich sein. Den Mitgliedern wird vorgeworfen, Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, ein Parteibüro und ein linkes Wohnprojekt verübt zu haben. Jetzt stehen sie wegen des Verdachts der Mitgliedschaft einer rechtsterroristischen Vereinigung in Dresden vor Gericht.

  • Im Juli 2015 zerstörte eine Sprengladung das Auto des Linke-Kommunalpolitikers Michael Richter (vgl. mdrSächsische Zeitung). Der Stadtrat war bereits zuvor wegen seines Engagements für Geflüchtete bedroht worden und zog Ende 2017 aus Freital nach Bayern, weil der die feindselige Stimmung im Ort nicht mehr aushielt.
  • Auch das Büro der Partei „Die Linke“ wurde Ziel eines Sprengsatzes.
  • In zwei Wohnungen, in denen sich zu dieser Zeit Geflüchtete aufhielten, wurden Böller geworfen. Dabei erlitt ein Bewohner Schnittwunden im Gesicht und eine Augenverletzung (vgl. SZmdrtag24.de) Auf die Opfer des Sprengstoffanschlages berichteten von der feindseligen Stimmung in der Stadt und ihrer Angst (vgl. BTN).
  • Auf das linkes Wohnprojekt "Mangelwirtschaft" in Dresden wurde mit Steinen, Böllern und Buttersäure geworfen. (vgl. DNN, Junge Welt).
  • Die Rechtsterroristen soll noch weitere Anschläge geplant und dabei auch politische Gegner ins Visier genommen haben, u.a. ein Fest der Linken in Freital (LVZ).

 

Die Täter

  • Insgesamt acht Personen im Alter von 19 bis 39 Jahren stehen in Dresden wegen des Verdachts der Mitgliedschaft einer rechtsterroristischen Vereinigung, der „Gruppe Freital“, vor Gericht.
  • Es sind sieben Männer und eine Frau.  
  • Drei Angeklagte sitzen schon seit November 2015 in Untersuchungshaft, der Rest der Gruppe seit April 2016.
  • Die zwei Rädelsführer, Busfahrer Timo S., 28, und Pizzabote Patrick F., 25,  treffen sich  im Juli 2015 bei der Anti-Asyl-Demonstration vor dem Hotel Leonardo in Freital. 
  • Dazu kommen ein weiterer Busfahrer, ein Azubi, ein Paketzusteller, ein Mitarbeiter eines Pflegedienstes, ein Selbständiger und eine gelernte Goldschmiedin.
  • Alle wohnen in Freital oder im nahegelegenen Dresden.
  • vgl. dazu:  "Timo, ein deutscher Terrorist“: Tagsüber waren sie Busfahrer, Lagerarbeiter, Gleisbauer, Paketboten oder Altenpfleger. Unbescholtene, fleißige Deutsche mit sauberen Führungszeugnissen. Nach Feierabend wurden aus besorgten Bürgern Terroristen. Nach Einbruch der Dunkelheit zogen sie los und warfen Bomben. Zuerst in Briefkästen, später in Autos und schließlich in Wohnungen. Bis die GSG 9 mit 200 Beamten anrückte und die Bande festnahm (stern).
  • Timo S. hat nach Ansicht der Nebenklage eine "tief verwurzelte nationalsozialistische Einstellung", die sich u.a. mit Bildern aus der Freitaler Wohnung des 28 Jahre alten Busfahrers belegen lässt (LRZEIT).
  • "Sprengmeister“ der Gruppe ist Patrick F.. Er hortete Pyrotechnik für Angriffe, u.a. Zündschnüre, Rohre und Schwarzpulver, eine Übungshandgranate, über 130 illegale Böller (127 Stück "La Bomba", 4 "Viper 12" sowie zwei Kugelbomben) (Radio Dresden, vgl. Kommentar im Tagesspiegel); er gibt im Prozess ein umfassendes Geständnis ab, räumt seine Beteiligung an allen fünf Anschlägen ein und gab auch zu Tatbeiträgen der anderen Auskunft. Einen Sprengstoffanschlag auf eine Flüchtlingswohnung im sächsischen Freital im September 2015 habe er allein begangen (mdr). 
  • Die Festnahme der Angeklagten durch die Spezialeinheit GSG 9 im April 2016, bei der es auch zu Wohnungsdurchsuchungen in Freital und Dresden kam, hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.
  • Die weiteren Angeklagten sind Philipp W., Justin S., Rico K., Maria K., Mike S. und Sebastian W. (vgl. Sächsische Zeitung)

 

Die Opfer

waren gezielt aufgrund der politischen Ideologie der Täter_innen ausgewählt. Es waren

  • Menschen aus Syrien und Eritrea,
  • sowie Politiker_innen der Linkspartei
  • und ein linkes Wohnprojekt, die „Mangelwirtschaft“

Im Prozess sagten die Opfer aus, warum sie ihrer Ansicht nach Opfer dieser Anschläge wurden, und berichteten vom rassistischen Klima in dieser Zeit in Freital, von Demonstrationen und Anfeindungen (vgl. BTN).

  • Michael Richter, Stadtrat für die Partei „Die Linke“ in Freital, berichtete am zehnten Verhandlungstag über den Anschlag auf sein Auto (10. Verhandlungstag). In der Tatnacht sei er durch einen sehr lauten Knall aufgewacht und habe aus seinem Auto eine »tiefschwarze Wolke« austreten sehen. Zuvor war er über Facebook mit Mord bedroht worden. Er wurde auch aufder Straße angefeindet. Es gab feindliche Grafittis mit Nennung seines Namens und Sachbeschädigungen, die ihn zermürbten: Erst stellte er sein politisches Engagement ein, dann zog er aus Freital weg.
     
  • Vier junge Eritreer, die in der Bahnhofstraße gewohnt hatten, berichteten von einem lauten Knall in der Nacht zum 20. September (13. Verhandlungstag). In der Wohnung sah es verwüstet aus, die Zimmertür stand offen. Alle berichteten von ihrer großen Angst. Sie berichteten von feindlichen Beschimpfungen im Alltag und von weiteren Angriffen auf sie und ihre Wohnung. Einmal habe jemand geklingelt und Pfefferspray in den Wohnungsflur gesprüht, einmal wurden Steine auf das Fenster geworten und drei Wochen vor dem Sprengstoffanschlag der Gruppe Freital gab es noch einen, den die Polizei aber nicht aufnehmen wollte. Auch sie sind, sobald sie konnten, aus Freital weggezogen.
  • Die vier syrischen Betroffenen des Anschlags in der Wilsdruffer Straße berichteten von drei Explosionen, von Glassplittern, zerstörten Fenstern und von den Folgen des Anschlags (18. Verhandlungstag). Einer sei am Auge verletzt worden, (19. Verhandlungstag)  einer habe im Nachgang Probleme mit Ohren und Augen gehabt, alle seien bis heute psychisch belastet und hätten Angst. Einer berichtete, dass auch sein kleines Zimmer betroffen gewesen sei und stellte fest: »Wäre ich dort gewesen, wäre ich tot.« Alle vier haben sich nach ihrer Anerkennung als Flüchtlinge sofort bemüht, Freital verlassen zu können. Sie fragten im Prozess die Angeklagten, warum sie das gemacht hätten. Patrick F. entschuldigte sich und sagte: »Das lässt sich im Nachhinein nicht erklären.«

  • Drei Bewohner_innen der „Mangelwirtschaft“ in der Overbeckstraße in Dresden berichteten vom Angriff auf das alternative Hausprojekt (23. Verhandlungstag). Sie berichteten von der Gründung der Initiative "Willkommen in Übigau" auch von Menschen aud dem Hausprojekt als Reaktion auf rassistische Proteste. Damit wurden sie Ziel rechtsextremer Attacken. Aggressive Personen leifen vor dem Haus "Streife" und provozierten, traten u.a. den Briefkasten ab. Zum Anschlag berichteten sie, dass kurz vor Mitternacht eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Personen auf der Straße wahrzunehmen war, die schnell auf das Haus zukamen, Zaunlatten herausrissen, bevor ein Gegenstand mit brennender Lunte durch das Fenster flog und drinnen explodierte. Die Menschen im Haus wurden nicht verletzt, allerdings war die Sachbeschädigung groß. Vor dem Haus lag noch eine Flasche mit Buttersäure  (24. Verhandlungstag). 

Mehr auf BTN

 

Der Prozess

vor dem Oberlandesgericht Dresden. Kläger ist der Generalbundesanwalt in Karlsruhe, oberste Strafverfolgungsbehörde der Bundesrepublik Deutschland, neben acht Nebenklägern. 

Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe legt den Angeklagten laut Pressemitteilung zur Last:

  • Bildung in einer terroristischen Vereinigung
  • versuchten Mord und Beihilfe zum versuchten Mord
  • gefährliche Körperverletzung
  • versuchte gefährliche Körperverletzung
  • Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion
  • Sachbeschädigung
  • Vorbereitung eines Explosionsverbrechens

Die Anklage wegen versuchten Mordes ist eine Verschärfung im Vergleich zu anderen Verfahren, in denen es um Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte ging; bisher lauteten die meisten Anklagen „Brandstiftung“.

Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat zunächst keine Verbindungen zwischen den einzelnen der rechtsextremen “Gruppe Freital” zugeschriebenen Anschlägen gesehen. “Es war wie ein Puzzle, wo man von 1.000 Teilen nur fünf hat”, berichtete eine Staatsanwältin am Dienstag im Prozess vor dem Oberlandesgericht. (SZ-online.de)

 

Tatmotive

Waren die Taten ideologisch motiviert? 

  • Zu Beginn des Prozesses wurde als Motiv Hass auf Ausländer und politisch Andersdenkende vermutet.
  • Dies verfestigte sich im Laufe des Prozesses.
  • Die Rechtsextremen fühlen sich als Vollstrecker einer "Volkswut“ (Tagesspiegel).
  • Eine “tief verwurzelte faschistische Ideologie” sehen die Nebenkläger bei den Angeklagten der „Gruppe Freital“. Am Freitag ging es im Prozess u.a. um geheime Briefe, die der mutmaßliche Rädelsführer Timo S. (28) und sein Kompagnon Philipp W. (30) aus dem Knast schmuggeln ließen. (BILD).
  • Oberstaatsanwalt Jörn Hauschild führte vor Gericht aus: die Gruppe habe bei den ihnen vorgeworfenen Sprengstoffanschlägen auch die Tötung von Menschen in Kauf genommen. Der Gruppe sei es darauf angekommen, „ein Klima der Angst zu schaffen“, sagte Hauschild. Ausländern und politischen Gegnern hätten die Mitglieder „das Recht abgesprochen, in Frieden zu leben“. Den Taten habe eine fremdenfeindliche, rechtsextreme und zum Teil nationalsozialistische Ideologie zugrunde gelegen. Insofern handele es sich um Angriffe „gleichsam auf das demokratische Grundprinzip“. (Tagesspiegel)
  • Die "Gruppe Freital" pflegte auch eine enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit der „Freien Kameradschaft Dresden“ (FKD), spätestens ab Sommer 2015. Die Dresdner nahmen an Demonstrationen in Freital teil, Freitaler in Dresden-Laubegast, Übigau, Prohlis oder an der Bremer Straße (vgl. RAA Sachsen)

 

Organisationsgrad der Gruppe

  • Sowohl den Organisationsgrad der Gruppe, die Planung der Übergriffe als auch der Hass, der den Taten zugrund liegt, lässt sich im Messenger-Chat der Gruppe nachvollziehen, den einer der Anführer laut Süddeutscher Zeitung so beschrieb: „Dort werden ausschließlich Aktionen besprochen. Kein Gequatsche, nur Pläne. Teilnehmer sind da ausschließlich die Terroristen." Und: "Wir sind Nazis bis zum bitteren Ende."
     
  • Die Süddeutsche Zeitung berichtet auch: "Wenn die Mitglieder der 'Bürgerwehr Freital' über ihre Handys miteinander chatteten, hörte sich das alles recht lustig an. Man ging auf ein 'Bierchen' zur Aral-Tankstelle, bestellte 'Obst', um ordentlich 'Remmidemmi' zu machen. Ihre Sätze in den Chats verzierten sie mit vielen Smileys. Doch nachts war es dann nicht mehr lustig. 'Obst' war das Codewort für hochexplosive Böller, und 'Remmidemmi' bedeutete nichts anderes als Sprengstoffangriffe auf Flüchtlingshelfer und Flüchtlingsheime.“
     
  •  Zwei Polizisten hatten ein väterliches Verhältnis zu Angeklagten. Doch gegen die Beamten wird nicht mehr ermittelt (ZEITDeutschlandfunk).
     
  •  Die mutmaßlichen Rechtsterroristen agierten misstrauisch und professionell, aber nicht völlig abgeschirmt in der rechtsextremen Szene im Raum Dresden (BNR).
     
  • Im Zuge der Ermittlungen gegen die "Gruppe Freital" wurden Beschuldigte vernommen, Wohnungen durchsucht, Computer, Datenträger und Telefone ausgewertet. Dabei wurden nicht nur Pyrotechnik, Zündschnur, Metallrohre, Bauanleitungen für Rohrbomben, Buttersäure und verschiedene Waffen, wie Teleskopschlagstöcke oder Schreckschusswaffen, gefunden, sondern auch zahlreiche Hinweise auf die rechte Gesinnung der Angeklagten. Auch Erkenntnisse zur Gruppenstruktur konnten gewonnen werden. Zu diesen Fragen berichteten zahlreiche Polizeibeamte vor Greicht
     
  • Aus Vernehmungen, Observationen und Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) wurde deutlich, dass es in der "Gruppe Freital" eine klare Aufgabenverteilung bei Planung, Vorbereitung und Tatbegehung gab. Timo S. sei die treibende Kraft, aber auch Patrick F. sei »ausschlaggebend« für die Gruppierung gewesen. Regelmäßiger Treffpunkt war die Aral-Tankstelle, zu Treffen habe man sich telefonisch oder per Chat abgestimmt, zunächst mit Whatsapp, später mit Kakaotalk. Kontakt hatte die Gruppe zur „Freien Kameradschaft Dresden“.
     

Das Umfeld

  • Freital wurde im Frühjahr 2015 durch rassistische Gewalt und Ausschreitungen bekannt. Vor einer Flüchtlingsunterkunft kam es nach einer Demonstration zu verbalen und körperlichen Angriffen gegen  Geflüchtete und Unterstützer_innen. Auch in den darauffolgenden Tagen gelang es der Polizei nicht, Gewalt zu verhindern und die Lage in den Griff zu bekommen (Genaue Chronik: BTN). Auch die Mitglieder der „Gruppe Freital“ sollen bei den Protesten involviert gewesen sein. Einer der Angeklagten, Philipp W., hatte die erste Anti-Asyl-Demonstration angemeldet. In diesem Zusammenhang soll sich dann die Gruppe gegründet haben, deren Mitglieder alle entweder in Freital oder Dresden wohnen.
     
  • Die Geschichte der Eskalation in Freital erzählt die Berliner Morgenpost. Die Eskalation in Freital, eine Stadt mit 40.000 Einwohnern, ist ein Teil einer deutschen Chronik zur sogenannten "Flüchtlingskrise" der vergangenen Jahre. Es ist das hässliche Kapitel. Freital, Heidenau, Clausnitz, Bautzen. Pöbeleien, Übergriffe, Ausschreitungen. Die Anklage gegen die "Gruppe Freital" zielt darauf ab, dass diese Gewalt auch einen Plan hatte. Dass sie nicht immer "spontan" war. Aber wie kam es dazu? Warum in Sachsen?
     
  • Ein Helfer der Rechtsterroristen war Dirk A., NPD-Mitglied, seit 2014 Stadtrat in Freital. Er hat die mutmaßlichen Terroristen mit Informationen versorgt, spähte für sie Ziele aus und hetzte sie auf politische Gegner (ZEIT).
     
  • In Freital werden Terroristen als „Lausbuben“ angesehen, wie ein Fernsehbericht von "Panorama" im Dezember 2017 illustriert: Viele Menschen im sächsischen Freital sind genervt, dass ihr Ort eigentlich nur noch in Verbindung mit Protesten gegen Flüchtlinge genannt wird, in Verbindung mit Rassismus. Und vor allem in Verbindung mit einer Clique mutmaßlicher Rechtsterroristen, die sogar den Namen des 40.000 Einwohner-Städtchens vor den Toren Dresdens trägt: Die sogenannte "Gruppe Freital". Obwohl es ja unter anderem um versuchten Mord und  um Bildung einer terroristischen Vereinigung geht, sprechen einige Menschen in Freital von "Lausbubenstreichen". Vieles, was über die "Gruppe Freital" geschrieben werde, sei übertrieben. Die Mitglieder müssten für das, was sie getan haben, bestraft werden, ja, aber "mit Augenmaß". Eine Terrorclique? Nein, das seien sie nun wirklich nicht.  Die Angeklagten räumen die meisten Vorwürfe ein.  Sehenswerter "Panorama"-Bericht über eine erschreckende Verharmlosung (Das Erste, vgl. mdr, FR).
     
  • Auch Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) will die Taten nicht überbewertet sehen: "Es ist eine Handvoll vielleicht, die das Treiben hier verrückt machen, und das darf man nicht schönreden und da darf man auch nicht weggucken, aber man sollte es auch nicht überbewerten" (mdr).
     
  • Darauf antwortete übrigens Generalbundesanwalt Jörn Hauschild: „In den Medien und bei der Bevölkerung sind immer wieder Auffassungen zu vernehmen, dass es sich bei den Taten der Gruppe Freital um „Lausbubenstreiche“ handelt und man es nicht übertreiben soll. Jedoch hat die Beweisaufnahme ergeben, dass es nicht so ist. Die Chatprotokolle der Gruppe Freital zeigen eindeutig wie gefährlich die Gruppierung ist.“ Die Taten der Gruppe hätten die Sicherheit der BRD gefährdet. (Bild)

 

Mehr auf Belltower.News:

In Freital eskaliert der Hass

Prozess gegen die "Gruppe Freital" beginnt

Dresden-Übigau: "Gruppe Freital" nutzte Zelt "besorgter Bürger" als Treffpunkt für Gewalttaten 

Prozess gegen die "Gruppe Freital" - eine erste Bilanz

Teil 2 bei RAA Sachsen:

 

Mehr im Internet:

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im April 2018

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Orte, an denen es im April 2018 zu rechtsextremer oder gruppenbezogen menschenfeindlicher Bedrohung und Gewalt kam.
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BTN/Canva.com
www.canva.com

Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

04.04.2018

 

BERLIN-MARIENFELDE: BETRUNKENER BELEIDIGT PAAR RASSISTISCH UND BESPUCKT POLIZISTEN

Ein alkoholisierter 21-Jähriger hat am Sonntagabend in Marienfelde ein Paar rassistisch beleidigt und dann Polizisten beschimpft und bespuckt. Der Staatsschutz ermittelt. Ein 21-jähriger Mann hat am Sonntagabend in Marienfelde zunächst ein Paar rassistisch beleidigt und dann alarmierte Polizisten beschimpft und bespuckt. Gegen 23.10 Uhr spazierten zwei jeweils 51-jährige Passanten in der Waldsassener Straße an einem Wartehäuschen einer Bushaltestelle vorbei. Ihren Aussagen zufolge hielt sich in diesem der Mann auf, der zunächst das Pärchen rassistisch beleidigte und später noch Drohungen unbestimmt in die Umgebung gerufen haben soll.

 

HENNIGSDORF: MENSCHENJAGD IN DER RATHENAUSTRASS

Auf dem Weg zum Ziel-Center wurde Shyrete Breyer von etwa sechs Jugendlichen ausländerfeindlich beschimpft. Die 29-Jährige flüchtete Richtung Einkaufszentrum, die Unbekannten verfolgten sie und warfen offenbar auch Flaschen nach der Frau, die aus dem Kosovo stammt. Doch nicht alle Hennigsdorfer wollen der jungen Mutter glauben.

 

RECHTER SHITSTORM: WIE DAK-WERBEGESICHT AWOUNOU MIT RASSISTISCHER HETZE UMGEHT

Philipp Awounou posiert mit Freundin für ein Plakat der DAK - und wird zur Zielscheibe fremdenfeindlicher Hasskommentare. Seine Reaktion ist bemerkenswert.  Was dieses Plakat in Gang setzen würde, das haben die Hamburger Werbeagentur BBS und ihr Kunde, die Krankenkasse DAK, wahrlich nicht kommen sehen. Wie denn auch? Das Motiv zeigt einen Mann und eine Frau, ein sympathisches Paar, beide offenbar glücklich, dazu ein Ultraschallbild und die Headline: "Auf einmal steht das Leben Kopf!" Eine ganz normale Werbung für die Familien-Leistungen einer Krankenkasse. Und doch erzeugt dieses Motiv einen rassistischen Shitstorm. Denn der Mann ist dunkelhäutig und die Frau ist weiß. Das reicht, um eine Flut an fremdenfeindlichen Hasskommentaren auszulösen.  

 

05.04.2018

 

BERLIN-LICHTENBERG: MANN RASSISTISCH BELEIDIGT UND ANGEGRIFFEN

Ein 34-Jähriger ist in Berlin-Lichtenberg fremdenfeindlich beleidigt und angegriffen worden. Der Afghane war am Dienstagabend zu Fuß unterwegs, als zwei Männer ihn ansprachen. Nachdem er die Beleidigungen der beiden ignorierte und weiterging, folgte ihm einer der Unbekannten und trat ihm Polizeiangaben zufolge in den Rücken. Anschließend soll der Täter ihn am Hals gepackt und gegen einen Baum gedrückt haben. Als der 34-Jährige um Hilfe schrie, entfernten sich die Männer. Der Mann wurde leicht verletzt, der polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

 

BIBERACH: HAKENKREUZ UND HITLER-GRUSS: JETZT ERMITTELT DIE POLIZE

Es geht nicht „nur“ um Sachbeschädigung, sondern auch um ein Staatsschutzdelikt: Unbekannte haben an eine Wand des Biberacher Bahnhofs Nazi-Symbole gesprüht. Hakenkreuz, „HH“ und „88“ stand vermutlich mehrere Tage auf dem Gebäudeteil, in dem sich die Bahnhofsmission befindet. Die Polizei sucht jetzt nach den Tätern.

 

06.04.2018

BERLIN-MARIENFELDE: RASSISTISCHE BELEIDIGUNGEN

Marienfelde. Ein alkoholisierter 21-Jähriger hat am späten Abend des Ostersonntags Passanten an einer Bushaltestelle in der Waldsassener Straße rassistisch beleidigt. Alarmierte Polizisten sprachen den Mann an und fragten nach seiner Identität. Dieser beleidigte daraufhin die Einsatzkräfte und wurde aufgrund seines aggressiven Verhaltens gefesselt und zur Blutentnahme in eine Gefangenensammelstelle gebracht. Dort bespuckte er noch mehrmals einen der Beamten, bevor er aus dem Polizeigewahrsam wieder entlassen wurde.

 

09.04.2018

COTTBUS: MANN FÄHRT NACH RECHTEN PAROLEN  MIT GELÄNDEWAGEN IN MENSCHENGRUPPE.

In Cottbus ist am Freitag ein Mann mit einem Geländewagen in eine Menschengruppe gefahren und anschließend geflüchtet – er soll zuvor mit rechten Parolen aufgefallen sein. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.

 

10.04.2018

MANNHEIM: VERDACHT AUF VOLKSVERHETZUNG - FLYER UND ABSTOSSENDE BILDER IN EINKAUFSWÄGEN VERTEILT - ZEUGEN GESUCH

Am Montagmorgen waren in den Einkaufswägen mehrerer Einkaufsmärkte in Kirchheim und Rohrbach-Süd Flyer mit rassistischem Inhalt und abstoßenden Bildern aufgetaucht.

 

SACHSEN: UNBEKANNTE BESCHMIEREN HÄUSER MIT HAKENKREUZEN

Nazi-Schmierereien haben am Wochenende die Treuener aufgeschreckt. Unbekannte hatten Hakenkreuze und andere Symbole an acht Gebäude vor allem in der Unterstadt an Hauswände gesprüht, darunter sogar die der St.Bartholomäuskirche. "Es ist entsetzlich, dass es so etwas gibt, egal wo. Es ist schlimm, dass es Menschen gibt, die diese Gedanken weiterverbreiten", sagt Pfarrer Stefan Konnerth aus Treuen. Er verurteilt die Schmierereien. Nach seinen Kenntnissen wurde die Treuener Kirche zum ersten Mal mit derartigen Symbolen beschmiert. Die Polizei habe den Vorfall aufgenommen.

 

 

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AfD-Ausfälle der Woche

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Diese Woche war die AfD sehr fleißig und hat ausgesprochen viele Facetten gruppenbezogener Menschenfeindilchkeit abgedeckt.
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Die AfD radikalisiert sich mit einer solch dramatischen Geschwindigkeit, dass wir manchmal kaum hinterherkommen. Trotzdem sollten wir uns vor Augen führen, was diese rechtsextreme Partei will und tut. Die menschenfeindlichen Ausfälle der Woche 15.-20.04.2018.

 

Von Simone Rafael

 

Rassismus und Antisemitismus:

Kollegah und Farid Bang bekommen trotz vielfach gruppenbezogen menschfeindlicher,  vor allem aber antisemitischer Texte einen ECHO – und Alice Weidel findet: Nichts gegen Kollegah (und nichts gegen Antisemitismus in der eigenen Partei), aber Farid Bang muss man abschieben (auch wenn man ihm dafür erst die deutsche Staatsbürerschaft aberkennen muss (vgl. raptastisch).

 

Islamfeindlichkeit:

AfD-Abgeordneter Malte Kaufmann sieht bei Kaufland einen Ramadan-Kalender und damit das Abendland untergehen. Richtig eskaliert ist der Post erst diese Woche – allein 4.000 Mal wurde das Bild geteilt, die Kommentare dazu sprechen  - alle Facetten von Islamfeindlichkeit (vgl. Nordbayern.de).

 

Rechtsextremismus:

Eine Recherche der taz zeigt: Die AfD beschäftigt im Bundestag 300 Menschen aus allen Teilen der rechten Sphäre; das heißt, Rechtsextreme sind also auch dabei. Unter anderem:

  • 6 Autor_innen rechtsextremer Zeitungen sind dabei: der rechtsextremen Zeitungen „Deutsche Stimme“ (NPD), vom rechtsextremen „Zuerst!“-Magazin und dessen Vorläufer „Nation und Europa“, von den „Burschenschaftlichen Blättern“, „Zur Zeit“ (nationalistische österreichische Zeitschrift), „Die Aula“ (rechtsextremes österreichisches Magazin)

  • 10 Mitarbeiter_innen haben Kontakte zu neu-rechten Think Tanks: Ein Prozent, Studienzentrum Weikersheim, AK NSU, Bündnis für Freiheit und Demokratie Sachsen, Institut für Staatspolitik, Konservativ-subversive Aktion, Pax Europa, Zwischentag, Verein Recht und Freiheit, Göttinger Kreis.

  • 29 MdB-Mitarbeiter_innen haben Kontakte zu Medien der sogenannten „Neuen Rechten“: Junge Freiheit, eigentümlich frei, Compact-Magazin, Freie Welt, Blaue Narzisse, Sezession, Preußische Allgemeine Zeitung, Journalistenwatch, Edition Antaios. Einer schreibt für das konservativ-rechtspopulistischen Blog „Tichys Einblick“.

  • 26 MdB-Mitarbeiter_innen haben Kontakte zu rechtsextremen Gruppen: Am meisten ist die „Identitäre Bewegung“ vertreten, dann die NPD und außerdem German Defense League, Casa Pound, Junge Nationalsdemokraten, Salafisten in Hamburg stoppen, Freiheitliche Deutsche Volkspartei, Pegida Franken, Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten (Schweizer rechtsextreme Kleinpartei), Witikobund, Arbeitskreis für deutsche Dichtung, Verein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen und zu einer hat Kontakte zu Kameradschaftsstrukturen.

  • 16 MDB-Mitarbeiter haben mit rechtsextremen Burschenschaften zu tun: Deutsche Burschenschaft, Burschenschaft Gothia, Burschenschaft Danubia München, Greifswalder Burschenschaft Rugia, Burschenschaft Rheinfranken, Burschenschaft Libertas Brünn, Aachen, Burschenschaft Normannia zu Heidelberg, Frankonia Erlangen, Kölner Burschenschaft Germania, Halle-Leobener Burschenschaft Germania.

Mehr Daten bei der Taz.

 

Mitarbeiter unter Terrorverdacht

Später in der Woche kam dann noch heraus: AfD-MdB Jens Nolte beschäftigt als persönlichen Referenten einen mutmaßlichen Komplizen des unter Rechtsterrorismus-Verdacht stehenden Franco A.; Oberleutnant Maximilian T. steht derzeit unter Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben; Ermittlungen der Bundesanwaltschaft laufen.  Nolte beschreibt ihn als „differenzierten und besonnenen jungen Menschen“ und sagt: „Ich bin überzeugt davon, dass er unschuldig ist.“ (vgl. ZEIT). Das ist übrigens der gleiche MdB, der die Bundeswehr kritisierte, nachdem Rekruiten auf Trainingsläufen zusammengebrochen waren und einer starb: „Ich beobachte bei der Bundeswehr einen Trend zur Verweichlichung“, sagte Jan Nolte, der die AfD im Verteidigungsausschuss vertritt (Welt, Handelsblatt).

Nolte verteidigt ihn auf Facebook glühend:

 

Und dann postete noch die AfD Salzgitter auf Facebook (inzwischen gelöscht, deshalb Foto nach „Hooligans gegen Satzbau“)

 

Demokratieverständnis:

Weil die AfD mit manchen Ergebnissen der Kommunalwahlen in Thüringen nicht zufrieden sind, wollen sie dort die Wahl anfechten (vgl. mdr, Süddeutsche Zeitung)

 

Demokratieverständnis 2:

AfD-MdB René Springer sucht einen neuen Mitarbeiter. In der Ausschreibung heißt es: „Jagdgefährte mit Wadenbeißer-Qualitäten gesucht; Sie brennen darauf, die Bundesregierung mit unangenehmen Fragen vor sich herzutreiben und sie auf dem Gebiet der Arbeits- und Sozialpolitik inhaltlich zur Strecke zu bringen? Dann haben wir etwas für Sie: Das Berliner Büro des Bundestagsabgeordneten René Springer (AfD) sucht ab sofort. einen engagierten „Jagdgefährten“ (m/w) in Vollzeit.“

 

Umgang mit Andersdenkenden:

Eine Ratsfrau der Grünen will sich in Ahlen eine AfD-Veranstaltung ansehen – als stille Beobachterin. Das passt der AfD nicht, obwohl sie keinen Ton sagt. Ein Mann baute sich vor ihr auf und sagte: „Wir sollten uns bloß in Acht nehmen. Eine Aktion von uns und wir flögen raus. Sie hätten hier das Hausrecht.“ Er würde sie weiter beobachten. Ein Ordner, den sie um Hilfe bittet, sagt: „Setzen Sie sich, halten Sie den Mund und dann passiert Ihnen auch nichts.“ Doch es folgen verbale Attacken von vielen Seiten und Abfotografieren mit dem Hinweis: „Jetzt machen wir schöne Fotos von euch. Im Herausgehen sei sie noch von hinten, ohne es gleich zu bemerken, bespuckt worden. (WN).

 

Kulturverständnis:

Im Friedrichshain-Kreuzberger Club Berghain gibt es nach Ansicht der parteilosen Abgeordneten Sibylle Schmidt, die für die AfD im Bezirksparlament sitzt, zu viel Sex, Drogen und unhöfliche Türsteher. Die Begründung zur Club-Schließung hat es in sich. Die AfD in Friedrichshain-Kreuzberg will den Betreibern des Berghains die gewerberechtliche Erlaubnis entziehen – und den Club in Zukunft gründlich umgestalten. Dies geht aus einem Antrag hervor, den Unterzeichnerin Sibylle Schmidt (parteilos) für die AfD im dortigen Bezirksparlament (BVV) gestellt hat (vgl. BZ, Berliner Morgenpost, Bento).

Unter anderem soll der Club nur noch von 22 bis 6 Uhr geöffnet sein dürfen, „um einen drogenfreien Besuch unter Berücksichtigung eines natürlichen Biorhythmus zu ermöglichen“. „Sexuelle Handlungen“ sollen durch „entsprechende Beleuchtung“ unterbunden werden.

 

Die AfD dementiert hinterher: Der Antrag sei nicht abgesprochen gewesen, „Die AfD sei keine Verbotspartei.“ (vgl. Berliner Morgenpost).

 

Wissenschaftsfeindlichkeit:

Antrag der AfD im Landtag NRW (Christian Blex): „Kalter Frühling in Deutschland – macht die Erderwärmung Pause?“ – und so etwas muss beantwortet werden.

(...)

 

Frauenfeindlichkeit plus Rassismus:

In Frankfurt fordert die AfD im Ausschuss „Wirtschaft und Frauen“ die Streichung der Förderung vieler Frauen-, Queer- und Migranten-Projekte. Denn wenn es keine Geflüchteten und Migranten mehr in Deutschland gäbe, gäbe es ja auch keinen Sexismus und keine Homo- und Transfeindlichkeit mehr und deshalb auch keinen Bedarf mehr für solche Projekte.

Muss man sacken lassen. Sehr perfide (vgl. FR, 2).

 

Behindertenfeindlichkeit:

Im Landtag des Saarlandes stellt die AfD einen Antrag auf mehr Förderschulen für das Saarland. In der Debatte argumentiert AfD-Fraktionschef Josef Dörr offen behindertenfeindlich: Er sprach nicht nur von "normalen" und "kranken" Kindern, sondern führte aus: „Was unter keinen Umständen geht, ist, dass in dem gleichen Krankenhaus Menschen mit übertragbaren Krankheiten sind, die dann die anderen Kranken anstecken“, sagte Dörr. Dieses Bild treffe auf auch auf die Situation an den Schulen zu. Durch die Inklusion würden an Schulen „Kinder mit Downsyndrom unterrichtet (...) mit anderen Kindern, die ganz normal, gesund sind“ (vgl. Huffington Post, SR)

Rassismus 2:

Und die AfD Eilenburg sorgt sich. Um Intelligenz. Wir lassen das mal so stehen:

 

Gerichtsurteil:

Zum Glück darf die AfD jetzt wenigstens so bezeichnet werden, wie sie auch agiert: Tim van Slobbe, dem Vorsitzenden des Ausländerbeirats im Landkreis Gießen, nannte die AfD „rechtsextrem“. Die versuchte, dagegen vorzugehen: Vergeblich. Dann ging von Slobbe selbst in die juristische Offensive – und klagte nun das Recht ein, die AfD rechtsextrem nennen zu dürfen. Slobbe hat gewonnen. (hessenschau.de, WAZ).

 

 

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Mai 2018

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Orte, an denen es im April 2018 zu rechtsextremer oder gruppenbezogen menschenfeindlicher Bedrohung und Gewalt kam.
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BTN/Canva.com

Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

02.05.2018

 

Rassistische Übergriffe in Cottbus und Lübben

Cottbus/Lübben. In Süden Brandenburgs ist es am Wochenende erneut zu rassistischen Übergriffen gekommen. Am Samstag wurde in Cottbus-Schmellwitz eine Gruppe von fünf Asylbewerbern aus Afghanistan von einer etwa zehnköpfigen alkoholisierten Gruppe zunächst beleidigt, teilte die Polizeidirektion Süd am Montag mit. Ein 38-jähriger Mann ging zudem auf die Asylbewerber zu und boxte mit der Faust gegen die Brust eines der Afghanen. Ein anderer Asylbewerber konnte dem Angriff eines weiteren 28-jährigen Schlägers ausweichen. Die Polizei erteilte Platzverweise und ermittelt in der Sache. Eine medizinische Behandlung vor Ort sei nicht notwendig gewesen, hieß es.

In Lübben im Spreewald kam es am Samstag während eines Fußballspiels im Rahmen einer Integrationsveranstaltung mit Geflüchteten zu Auseinandersetzungen zwischen zwei Gruppen. Nach Angaben der Polizei hatte ein alkoholisierter 29-Jähriger die Asylbewerber rassistisch beleidigt. Nach der zunächst verbal geführten Auseinandersetzung mischten sich laut Polizei auf beiden Seiten Freunde und Bekannte der Beteiligten ein. Zwei Deutsche im Alter von 28 und 30 Jahren trugen dabei leichte Verletzungen davon.

http://www.belltower.news/artikel/chronik-rechtsextremer-und-rassistischer-gewalt-im-april-2018-13513

 

MIT BASEBALLSCHLÄGER UND SCHRAUBENSCHLÜSSEL: NEONAZIS ATTACKIEREN JOURNALISTEN  IN EICHSFELD

Zwei Journalisten hatten Aufnahmen vom Grundstück des Thüringer NPD-Chefs Heise gemacht. Sie wurden von Rechten überfallen, verletzt und beraubt.

 

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Dortmund –Dorstfeld: Das westdeutsche Hauptquartier der Neonazi-Szene?

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In Dortmund reklamieren Neonazis den Stadtteil Dorstfeld als "Nazi Kiez"
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Nils Oskamp

Machtdemonstration, Überfälle und Mordanschläge: Der Dortmunder Stadtteil Dorstfeld ist eine Hochburg der rechtsextremen Szene und ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Politik und Zivilgesellschaft dem rechten Treiben nicht von Anfang an entschlossen begegnen.

 

Von Kira Ayyadi und Stefan Lauer

 

Wer ein Symbolbild für das Dortmunder Nazi-Problem braucht, wird in der Emscherstraße im Stadtteil Dorstfeld fündig. "Nazi Kiez" steht in riesigen Buchstaben an den Wänden. Dortmund gilt derzeit als eine der rechten Hochburgen Westdeutschlands, wenn nicht gar als das Zentrum der extremen Rechten in den alten Bundesländern. Und tatsächlich ist in Dortmund eine hervorragend vernetzte Neonazi-Szene zu beobachten, die es versteht, schnell und umfassend zu mobilisieren – und das, obwohl ihr harter Kern vermutlich gerade einmal 25 Personen umfasst. Doch diese paar Personen schaffen es, regelmäßig mit geschmacklosen Provokationen oder gar Gewalttaten in die Medien zu kommen.  

 

Sticker in Dortmund-Marten Quelle: BTN

 

"Nazi Kiez" neben griechischem Restaurant, italienischer Pizzeria und Döner-Laden

Rund um die Emscherstraße im Stadtteil Dorstfeld wohnen viele der Dortmunder Neonazis. Sie versuchen hier ihren Kiez zu reklamieren. Auch an den Hauswänden zeigen sich ihre Gebietsansprüche. "Nazi Kiez" steht hier wohin man schaut. Mal riesig groß an den Wänden, mal mit Kreide auf die Straße gekritzelt. Die anderen Wände, der Bürgersteig und selbst die Briefkästen sind in den Farben schwarz-weiß-rot angestrichen. Eine beliebte Farb-Kombination in der deutschen Neonazi-Szene.  Die schwarz-weiß-rote Hakenkreuzflagge wurde ab 1935 durch das erste der drei berüchtigten "Nürnberger Gesetze" zur Nationalflagge bestimmt. 

Warum haben sich die Rechtsextremen ausgerechnet in und um die Emscherstraße niedergelassen? Hier besitzen die Neonazis ein eigenes Haus. Zudem haben sie hier drei weitere Häuser eines wohlwollenden Vermieters gemietet, über die sie frei verfügen können. Der Hausbesitzer, ein ehemaliger CDU-Mann, scheint sich offenbar nicht an den Neonazi-Sprühereien zu stören, er stellte sich einer Säuberungs-Aktion sogar aktiv in den Weg. Die Präsenz der Neonazis in diesem Bezirk zeigt sich nicht zuletzt an zahlreichen menschenverachtenden Stickern, die manche Straßenzüge "zieren"- gegen die die Stadt mittlerweile aber mit Säuberungsaktionen offensiv vorgeht.

 

Wie konnte es soweit kommen?

Wer sich mit der extrem rechten Szene Dortmunds beschäftigt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Siegfried Borchardt wurde in der Nazi-Szene unter dem Spitznamen „SS-Siggi“ bekannt, obwohl er nach eigener Aussage lieber "SA-Siggi" genannt werden möchte. Schon in den 1980er-Jahren machte Borchardt als Anführer des berüchtigten rechten Hooligan-Zusammenschlusses "Borussenfront" von sich reden. Damals machte  er gemeinsam mit anderen Nazi-Hools nach Heimspielen des BVB regelmäßig in der Dortmunder Nordstadt Jagd auf (Deutsch-) Türken und andere Minderheiten. Nicht wenige von Borchardts Anzeigen wegen Körperverletzung stammen aus jener Zeit. Mittlerweile ist Borchardt nichts Weiteres, als der Poster-Boy der Dortmunder Splitterpartei "Die Rechte".

Anfang der 2000 Jahre wurde Dorstfeld dann zu einem Synonym für das Neonazi-Problem in Dortmund. Nach und nach zogen Rechtsextreme aus anderen Stadtteilen und dem ganzen Bundesgebiet hier her, um mit "Autonomen Nationalisten" in einem der begehrten WG-Zimmer zu wohnen. Olli erzählt, dass die Bewohner dieser WGs ihre Türen nicht schließen dürfen – wegen der sozialen Kontrolle. Auch ein paar saufende Skinhead-Neonazis haben sich hier niedergelassen.

 

Emscherstraße in Dortmund Quelle: Nils Oskamp

 

Olli, dessen Name von uns geändert wurde, arbeitet bei „CoBa-Yana“. Das Projekt begleitet, berät und unterstützt Menschen in Dortmund, welche die rechtsextreme Szene verlassen möchte.  

Mitte 2000 kam es zu einem schockierenden Höhepunkt der rechten Gewalt in Dortmund. Am 14. Juni erschoss der Dortmunder Neonazi Michael Berger die beiden Polizisten Thomas Goretzky und Matthias Larisch-von-Woitowitz sowie die Polizistin Yvonne Hachtkemper und richtete sich anschließend selbst. In der Folge machten Aufkleber der Kameradschaft Dortmund die Runde, auf denen die menschenverachtende Aufschrift "Berger war ein Freund von uns! 3:1 für Deutschland" zu lesen war. Bis heute gilt dieser Spruch als Bezugspunkt für die extreme Rechte in der Stadt.

Dortmund hat sich seither zu einem Anziehungspunkt für deutsche Neonazis entwickelt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass einflussreiche Akteure aus diesem Spektrum in Dortmund leben. Darunter Marko Gottschalk, Sänger der rechtsextremen Band "Oidoxie". Er ist eine Schlüsselfigur in der deutschen terroristischen "Combat 18"-Szene. Ab 2003 galt Gottschalk als ein C18-Führungskader in Deutschland. Ein Jahr darauf entstand aus dem Umkreis der Band die C18-Zelle "Oidoxie-Streetfighting-Crew", deren Umfeld Verbindungen zum rechtsterroristischen NSU hatte, der unter anderem den Mord an Mehmet Kubaşık in Dortmund verübte.

Auch Alexander Deptolla lebt in Dortmund. Er ist einer der Köpfe des völkischen Kampfsport-Events "Kampf der Nibelungen". Er soll unter anderem der Führungsebene des inzwischen verbotenen "Nationalen Widerstands Dortmund" angehört haben. Veranstaltungen wie der "Kampf der Nibelungen" dienen zum einen dazu, rechtsextreme Gruppierungen untereinander zu vernetzen und die Szene zu finanzieren. Zum anderen könnten solche Veranstaltungen aber auch der "Türöffner" für Außenstehende zur rechten Szene sein.

 

Alles andere als eine "national befreite Zone"

Manche Medien sprechen seit einiger Zeit von einer “No Go Area” in Dorstfeld. Und für Journalist_innen und Fotograf_innen kann es durchaus problematisch sein, allzu offen durch diese Straße zu gehen. Denn, sobald die Neonazis merken, dass jemand ihre Graffitis und ihre Häuser fotografiert, versuchen sie  die unerwünschten Beobachter_innen einzuschüchtern.

Aber die Realität ausserhalb des Straßenzuges ist differenzierter. Mit einem Ausländeranteil von 18 Prozent liegt Dorstfeld etwas über dem Durchschnitt Dortmunds und ist damit alles andere als eine "national befreite Zone". Gespräche mit Anwohner_innen zeigen, dass – zumindest diejenigen, mit denen wir sprachen – keine Angst vor den Rechtsextremen haben.

 

Einschüchterungsversuch der Dortmunder Neonazis

Die Dortmunder Rechtsextremen agieren zunehmend am Rand der Legalität. Sie schaffen ein perfides Angstszenario und gehen gezielt gegen Kritiker_innen vor. Das beginnt im Internet mit Hassbotschaften und setzt sich im Alltag mit Aufmärschen und "Weihnachtsbesuchen" fort: Ein als Weihnachtsmann verkleideter Neonazi drückte der Frau des Oberbürgermeisters Ullrich Sierau (SPD) einen Tag vor Heiligabend 2011 ein zynisches Geschenk in die Hand. In dem Paket befanden sich eine Flasche Wein und eine rechte Musik-CD für die Kinder. Ein weiteres Beispiel für die aufgebaute Drohkulisse, sind die fingierten Todesanzeigen gegen engagierte Journalist_innen.  

Die Neonazis sehen Dorstfeld als ihr Hoheitsgebiet, in dem niemand „Fremdes“ etwas zu suchen hat – irgendwie zumindest.

 

„Marten sieht jetzt aus wie Dorstfeld vor acht Jahren“

Dorstfeld liegt im Westen der Dortmunder Innenstadt, die Fahrt mit der U-Bahn dauert nur ein paar Minuten. Fährt man noch ein Stück weiter, kommt man nach Marten. Auf diesen Stadtteil möchte Olli unsere Aufmerksamkeit lenken.

"Marten sieht jetzt so aus, wie Dorstfeld vor acht Jahren", meint Olli. Und in der Tat, beinahe an jeder Hauswand, an Laternenpfählen und Stromkästen kleben Sticker mit neonazistischen Parolen. Doch auch hier, so der Szenekenner, handle es sich nur um zwei, drei Personen die hier so aktiv stickern. Durch die Fülle an Parolen solle suggeriert werden, dass auch Marten kurz vor der angeblichen Übernahme der Rechtsextremen stehe.

 

Dortmund-Marten Quelle: BTN

 

Marten ist genauso wie Dorstfeld ein strukturschwacher Stadtteil. Es gibt wenige Einkaufsmöglichkeiten, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Bei unserem kurzen Spaziergang kommen wir immer wieder an leerstehenden Läden vorbei. Die Schaufenster eine Ladens sind voll mit Nazi-Aufklebern. Auf der Regenrinne steht “Juden jagen”. Während Dorstfeld es zu zweifelhafter Berühmtheit geschafft hat und die Stadt Dortmund sich zum Handeln gezwungen sah und zumindest außerhalb des “Nazi Kiezes” Aufkleber und Graffitis entfernt, scheint das in Marten seltener zu passieren. Das Haus mit dem zugeklebten Schaufenster gehört einem Schweizer Investor, dem die zweifelhaften “Verschönerungen” der Neonazis egal zu sein scheinen.  

 

Die selbsterklärten Feinde der Rechtsextreme sind Antifaschist_innen, Juden und Jüdinnen 

Laut Olli sind nicht mehr Migrant_innen das primäre Feindbild und Angriffsziel. Das sind jetzt hauptsächlich linke Aktivist_innen, Juden und Jüdinnen. Mit den migrantischen Familien habe man sich hier arrangiert. Letztendlich ist das auch nur logisch – jetzt, da eine Partei im Bundestag vertreten ist, deren Hauptmotivation Flüchtlingsfeindlichkeit ist und die dazu beigetragen hat, dass rassistische Aussagen mittlerweile in den Bereich des Sagbaren gerückt sind, konzentriert sich die extrem rechte Szene auf andere Themen.  

 

"Juden jagen" steht auf einem Abwasserrohr in Dortmund-Marten Quelle: BTN

 

Auffällig in Dortmund ist, dass mittlerweile mehr Frauen Teil der rechtsextremen Szene sind. Olli schätzt, dass etwa ein Fünftel der Aktivisten weiblich sind. Das liege hauptsächlich daran, dass die Szene mittlerweile offener für Frauen ist. Für sie gibt es heute mehr Rollen, als die der Mutter und Hausfrau. "Wenn man sich als Frau in der rechtsextremen Szene durchsetzen möchte, schafft man das auch", so Olli.

Die Neonazi-Szene in Dortmund ist durchaus besonders. In einer Gegend, in der schon seit Jahrzehnten viele Migrant_innen leben, haben sich Enklaven gebildet, in denen Neonazis praktisch unbehelligt aktiv sein können. Gleichzeitig ist die Szene aber tief in der Fußball- und Hooligan-Kultur verwurzelt. Dortmund hat eine besondere Strahlkraft für die rechtsextreme Szene. Gerade deswegen ist es für die Stadt so wichtig, dass Marten nicht der nächste “Nazi Kiez” wird.

 

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Staatsanwaltschaft: SS-Zeichen auf Nazi-Festival hat keinen Bezug zum NS

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Die Security des SS-Festivals in Ostritz trug einheitliche Shirts mit der Aufschrift „Sicherheitsdienst Arische Bruderschaft“ inklusive des Symbols der SS-Division „Dirlewanger“
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KA

Der „arische Sicherheitsdienst” auf dem „SS”-Festival in Ostritz trug einheitliche Shirts mit dem Symbol einer brutalen SS-Division. Ein Verfahren wegen Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen wurde nun jedoch eingestellt, weil kein Bezug zum NS hergestellt werden könne. Wie kann das sein?

 

Von Kira Ayyadi

 

Ende April haben rund 1.000 Neonazis im sächsischen Grenzort Ostritz Hitlers Geburtstag gefeiert. Das „Schild & Schwert“- Festival (SS-Festival) wurde von NPD-Vize Thorsten Heise veranstaltet. Die Security des SS-Festivals trug einheitliche Shirts mit der Aufschrift „Sicherheitsdienst Arische Bruderschaft“ inklusive des fast identischen Symbols der SS-Division „Dirlewanger“ mit zwei gekreuzten Stielhandgranaten.

 

Die Massaker SS-Division Dirlewanger

Thorsten Heise baute seine „Arische Bruderschaft“ ab 1999 als eigene Hausmacht auf, die als eine Art Elite-Führungszirkel bestehend aus führenden Kameradschaftsmitgliedern mehrerer Bundesländer zu verstehen ist. Das Abzeichen der „Arische Bruderschaft“, die gekreuzten Stabhandgranaten, ist die beinahe originalgetreue Übernahme des Emblems der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS, die Anfang 1945 aus der berüchtigten SS-Division Dirlewanger gebildet wurde, heißt es auf der Webseite von „Versteckspiel“, die seit Jahren über Symbole und Codes von Neonazis aufklären.  

Die SS-Sondereinheit Dirlewanger richtete in Polen abscheuliche Massaker an. Die SS-Truppe benutzte Kinder und Frauen als Schutzschilde, trieb Gefangene durch Minenfelder und sperrte die Bevölkerung ganzer Orte in Scheunen, um diese dann anzuzünden. Kommandeur war der verurteile Kindervergewaltiger Oskar Dirlewanger. Der „Stern“ schreibt über den Offizier der Waffen-SS er sei der schlimmste Sadist der SS gewesen. „Oskar Dirlewanger einen Nazi zu nennen, tut ihm fast zu viel der Ehre an.“ Die sich kreuzenden Stilhandgranaten stehen als Symbol für eine der schlimmsten und entmenschlichsten NS-Einheiten.

 

Das Vorgehen der Behörden in Ostritz

Die zuständigen Sicherheitsbehörden in Ostritz brauchten einen halben Tag um am Samstag zu entscheiden, dass der Aufdruck der Shirts strafbar sei. „Auf Antrag der Staatsanwaltschaft stellt das Amtsgericht eine Anordnung der Beschlagnahme der Kleidungsstücke, Banner und Plakate mit diesem Schriftzug aus“, twitterte die Polizei Sachsen. 19 T-Shirts und zwei Banner wurden noch in Ostritz beschlagnahmt. Die  meisten rechtsextremen Ordnern trugen die Shirts danach lediglich falsch herum. Die Oberteile kommen aus Heises eigener Kollektion. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

 

KA

Verfahren gegen Heise eingestellt

Die Thüringer Linken-Politikerin Katharina König-Preuss stellte eine Strafanzeige gegen Heise „wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“. Wie König-Preuss am Mittwoch via Twitter mitteilte, wurde das Verfahren nun eingestellt. Laut zuständiger Staatsanwaltschaft sei nicht davon auszugehen, dass das abgebildete Wappen ein verbotenes Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ist. Strafbar wäre es nur, wenn ein Bezug zum verbotenen NS-Gedankengut hergestellt werden kann. Einen Bezug zum Dritten Reich will man aber auf dem SS-Festival an Hitlers Geburtstag bei der Staatsanwaltschaft nicht erkennen.

Der Jurist Jan Mönikes verweist gegenüber Belltower.News jedoch auf einen Beschluss des Landgerichts München von 2009, auf das sich auch der jetzige Beschluss bezieht, nach dem zwei sich kreuzende Handgranaten nicht als Zeichen der Waffen-SS identifiziert werden konnten. „Ich verstehe, dass der Beschluss der Staatsanwaltschaft Mühlhausen bei vielen Menschen Empörung auslöst und wütend macht. Weil aber zuvor das Gericht in München zu dem Ergebnis gelangt ist, dass zwei gekreuzte Handgranaten nicht sicher einer Nazi-Organisation zuzurechnen sind, wird man das als Staatsanwaltschaft so sehen können und wohl auch müssen.“ Wäre die Staatsanwaltschaft in diesem Falle zu einem anderen Ergebnis gekommen, wäre damit das Urteil des Landgerichts München aufgehoben worden, so Mönikes. Dies wäre nur möglich, mit einem eindeutigen Bezug, wenn auf den Shirts über den Handgranaten beispielsweise der Schriftzug „Zu Ehren unserer tapferen Truppen“ gestanden hätte. Dass die Handgranaten auf Shirts der „arischen“ Ordner auf einem SS-Festival zu einer Feier an Adolf Hitlers Geburtstag getragen wurde, reicht nicht aus.

 

"Diese Einschätzung ist für mich nicht nachvollziehbar"

Doch gerade in Hinblick auf die noch immer andauernde NS-Aufarbeitung bemängelt Katharina König-Preuss gegenüber Belltower.News, dass die Staatsanwaltschaft Mühlhausen keine eigene gutachterliche Bewertung in Auftrag gegeben hat. Für die Politikerin ist es nicht hinnehmbar, dass kein hinreichender Tatverdacht für eine Strafbarkeit vorliege, da Heise laut dem jetzigen Beschluss mit der Abbildung der Granaten keinerlei Bezug zu einer NS-Organisation nehmen würde. „Diese Einschätzung ist für mich nicht nachvollziehbar, weil die extrem rechte Szene sehr wohl mit diesem Logo auf die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS und deren Taten positiv Bezug nimmt“, so König-Preuss. „Ich weiß nicht, wie viel mehr NS-Bezug es bedarf, gerade auch vor dem Hintergrund des Thorsten Heise, der Wiederholungstäter ist und bereits einschlägig wegen Volksverhetzung sowie Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verurteilt wurde“.

Die rechtsextreme Szene nutzt seit jeher eine Vielzahl an Symbolen, Codes und Erkennungszeichen. Viele sind für Außenstehende auf den ersten Blick nicht eindeutig zu erkennen, verfehlen damit aber nicht ihre Wirkung innerhalb der Szene und verstärken das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die allermeisten dieser Codes beziehen sich ganz bewusst positiv auf das Dritte Reich. König-Preuss meint daher: „Selbst wenn Gerichte andere Entscheidungen treffen, so ist eins klar: die Szene versteht diese Codes und agiert entsprechend.“ Und besonders an diesem Beispiel, der Verehrung eines Massenmörders und einer SS-Division die Kriegsverbrechen beging, zeigt einmal mehr wie gewaltverherrlichend und menschenverachtend diese rechte Szene ist.

 

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Juni 2018

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Orte, an denen es im Juni 2018 zu rechtsextremer oder gruppenbezogen menschenfeindlicher Bedrohung und Gewalt kam.
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www.canva.com

Nazi-Grüße auf offener Straße in Kassel +++ Tumult bei AfD-Rede von Poggenburg: Ordner zerren Frau aus dem Saal +++ Schlägerei unter Jugendlichen nach rassistischer Beleidigung in Delitzsch  +++ Berlin-Charlottenburg: Jugendliche antisemitisch beleidigt, getreten und geschlagen ...

Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

01. Juni 2018

 

NAZI-GRÜSSE AUF OFFENER STRASSE IN KASSEL

Am Mittwochabend, 30. Mai 2018, gegen 22 Uhr, haben zwei Zeuginnen beobachtet, wie an der Gustav-Mahler-Treppe aus einer siebenköpfigen Personengruppe heraus mehrere, vermutlich asiatische Passanten provoziert wurden.

Laut Polizei haben sich die Tatverdächtigen zunächst über die Sprache der Asiaten lustig gemacht. Die Zeuginnen forderten die  Personengruppe auf, dies zu unterlassen, woraufhin zwei Männner den "Hitlergruß" nachahmten und "Heil Hitler" schrien.

 

TUMULT BEI AFD-REDE VON POGGENBURG: ORDNER ZERREN FRAU AUS DEM SAAL

Bei einer Rede des AfD-Politikers André Poggenburg ist es zu Tumulten gekommen. Der ehemalige Chef der sachsen-anhaltinischen AfD hatte am Donnerstag in Markkleeberg in Sachsen unter dem Motto “Für Frieden und Demokratie - gegen Extremismus” gesprochen.

Auch mehrere Gegendemonstranten hielten sich im Veranstaltungsraum auf. Ein Video des MDR zeigt, wie ein Ordner versucht, eine junge Frau aus dem Raum zu zerren. Die Frau wehrt sich, ruft “Fass mich nicht an” und versucht, den Arm des Mannes wegzuschlagen.

 

04.06.2018

 

SCHLÄGEREI UNTER JUGENDLICHEN NACH RASSISTISCHER BELEIDIGUNG IN DELITZSCH – POLIZEI SUCHT ZEUGEN

Nach einer Schlägerei zwischen Jugendlichen in Delitzsch sucht die Polizei Zeugen. Bei der Auseinandersetzung soll es zu fremdenfeindlichen Äußerungen gekommen sein. Nach einer Schlägerei und fremdenfeindlichen Äußerungen sucht die Polizei in Delitzsch nach fünf bislang unbekannten Jugendlichen. Der Vorfall ereignete sich am Donnerstag gegen 8 Uhr in der Grünstraße. Wie die Polizei berichtete, wurden die drei Geschädigten ausländischer Nationalität – zwei 13 und 14 Jahre alte Jungen, ein 15 Jahre altes Mädchen – zunächst von den unbekannten Jugendlichen beleidigt. Ausgehend von den gesuchten Tätern sei es dann zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen allen Beteiligten gekommen. Dabei wurden die drei Opfer verletzt sowie ihre Bekleidung beschädigt.

 

BERLIN-CHARLOTTENBURG: JUGENDLICHE ANTISEMITISCH BELEIDIGT, BEDROHT, GETRETEN UND GESCHLAGEN

In Charlottenburg soll ein bisher unbekanntes Trio in der Nacht zu Sonntag vier Jugendliche antisemitisch beleidigt, bedroht, geschlagen und getreten haben. Der Vorfall ereignete sich nach Schilderungen der Opfer – drei 17- und ein 16-Jähriger – um kurz nach 1 Uhr morgens am U-Bahnhof Zoologischer Garten. Den Angriffen sei ein Streit über die Musik vorausgegangen, welche die Jugendlichen über Lautsprecher hörten. Die Täter sollen sich davon beleidigt gefühlt haben. Daraufhin beleidigten sie wiederum die jungen Männer und griffen sie körperlich an.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-charlottenburg-jugendliche-antisemitisch-beleidigt-bedroht-getreten-und-geschlagen/22637584.html

 

SERIE ANTISEMITISCHER SCHMIEREREIEN IN BERLIN CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF

Im Mai kam es zu einer Serie antisemitischer Schmierereien im Bezirk Wilmersdorf. Auf mehrere Haltestellen in der Nähe von U-Bahnhöfen wurde u.a. „Kindermorder Israel“ [sic] und „die Juden sind Alte schweinen“ [sic] geschrieben. Zuerst wurde am dritten Mai an der Bushaltestelle Fehrbelliner Platz der Schriftzug „die Juden sind Alte schweine mit deutschen Waffen und Amrikaner“, „Kindermorder Israel“ sowie „Melania Trump große Notte wie netanihau Frau“ entdeckt. Bereits zwei Tage später wurde RIAS ein Schriftzug mit sehr ähnlichem Wortlaut gemeldet, der auf ein Werbeplakat an der Ecke Brandenburgische Straße/Berliner Straße geschrieben worden war. Am zwölften Mai wurde auf dem Fahrplan der Bushaltestelle Güntzelstraße und auf einer Werbevitrine in der Lietzenburger Straße ebenfalls der Schriftzug „Kindermorder Israel“ gemeldet, zudem wurde in der Lietzenburger Straße "70 Jahre ISrael ve[r]bec[h]en" geschmiert. Am 23.05. war an der Bushaltestelle U- Blissestraße/Uhlandstraße der Schriftzug „Israel ist eine Tumor im Naheosten“ sowie ebenfalls „Kindermorder Israel“ zu lesen [alle Fehler im Original].

Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS)

 

05.06.2018

 

VON LÄRM GESTÖRT 72-JÄHRIGER KÖLNER SOLL FLÜCHTLINGE MIT MESSER BEDROHT HABEN

Die Kölner Polizei ermittelt gegen einen 72-Jährigen wegen Bedrohung und Beleidigung. Der Anwohner aus Longerich soll die Bewohner in einem Flüchtlingsheim an der Hugo-Junkers-Straße mit einem Messer bedroht haben. Außerdem soll der Mann die Flüchtlinge beleidigt haben.

 

06.06.2018

 

63-JÄHRIGER BEPÖBELT TOURISTIN ANTISEMITISCH IN BERLIN-MITTE

Am Montagmittag hat ein Mann eine Touristin in Mitte beleidigt. Kurz vor 14 Uhr stand die 48-Jährige, die amerikanische Staatsangehörige ist, an der Rathausstraße Ecke Poststraße und fotografierte. Ein 63-Jähriger, der bereits wegen vorheriger Pöbeleien einen Platzverweis erhalten hatte, stellte sich vor die Frau und beleidigte sie antisemitisch.

 

SCHAFFNER WOLLTE DUNKELHÄUTIGE SPD-ABGEORDNETE AUS DER 1. KLASSE WERFEN

So sieht Alltagsrassismus aus: Ein Zugbegleiter in einem Regionalexpress wollte eine Frau mit dunklerem Hautton aus der 1. Klasse werfen – ohne überhaupt nach dem Ticket zu fragen. Er war an eine SPD-Landtagsabgeordnete geraten.

 

07.06.2018

 

MUTMASSLICHER NAZIANGRIFF AUF LINKES ZENTRUM IN SALZWEDE

Rechte machen in der Kleinstadt regelmäßig "Jagd" auf Linke. Video zeigt Autoangriff auf Demonstration.

 

AUTO VON FLÜCHTLING MIT NAZI-SYMBOLEN BESCHMIERT

Nazi-Symbole und der Schriftzug "Fick dich Ausländer" haben Unbekannte auf ein Auto gesprüht, das vor drei Tagen in Templin (Uckermark) gestohlen wurde. Der beschmierte Chrysler wurde am Dienstag auf einer ehemaligen Agraranlage in der Nähe von Templin entdeckt, wie am Mittwoch bekannt wurde.

 

11.06.2018

 

BERLIN-PANKOW: RASSISTISCH BELEIDIGT UND ANGEGRIFFEN

Ein 20-Jähriger ist in der Nacht zu Samstag in Pankow aus einer achtköpfigen Gruppe heraus fremdenfeindlich beleidigt und dann geschlagen worden. Wie die Polizei mitteilte, trafen das Opfer, der mit fünf Bekannten unterwegs war, und die Gruppe des Angreifers in der Wiltbergstraße aufeinander. Nach dem Angriff konnte der 20-Jährige fliehen und sich vor der Gruppe verstecken, bis die alarmierte Polizei eintraf.

 

12.06.2018

 

TÖDLICHER SCHUSS AUS PFEFFERPISTOLE: RASSISTISCHE MOTIVE WERDEN GEPRÜFT

Bergisch Gladbach - Rund zwei Monate nach dem tödlichen Schuss mit einer Pfefferpistole auf einen 30-Jährigen in Bergisch Gladbach, untersuchen die Ermittlungsbehörden, ob die Tat einen rassistischen Hintergrund haben könnte. Die Aufarbeitung des tragischen Falls ist bei der Kölner Staatsanwaltschaft von der Abteilung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen zu der für politische Straftaten gewechselt. „Wir gehen Hinweisen auf eine mögliche fremdenfeindliche Motivation nach“, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn der Rundschau. Weitere Angaben machte der Ankläger dazu nicht.

 

BETRUNKENE POLIZISTEN GREIFEN ASYLBEWERBER IN MCDONALD‘S-RESTAURANT AN

Augsburg - Die fünf Männer und eine Frau aus Giengen an der Brenz waren im September 2016 zu Besuch in der Fuggerstadt und hatten eine Brauerei besucht, als sie abends zu dem McDonald‘s am Königsplatz gingen. Dort trafen die Polizisten auf einen 25-jährigen Asylbewerber aus dem Senegal. Die alkoholisierte Gruppe setzte sich zu den Flüchtlingen an den Tisch. Kurz darauf kam es zu einer Konfrontation, ob von der Gruppe provoziert oder durch ein Missverständnis verursacht, ließ sich vor Gericht nicht klären. Das Opfer ist untergetaucht und erschien auch nicht als Zeuge vor Gericht.

 

POLIZEI NIMMT MANN NACH RASSISTISCHER BELEIDIGUNG FEST

Polizisten haben einen Mann am Berliner S-Bahnhof Lichtenberg festgenommen, nachdem dieser einen Fahrgast rassistisch beleidigt hatte

 

13.06.2018

 

GRABSCHÄNDUNGEN AUF JÜDISCHEM FRIEDHOF

Es ist wieder passiert: Wie zuletzt vor 25 und vor 28 Jahren ist der Jüdische Friedhof Hechingen (Baden-Württemberg) von bislang unbekannten Tätern geschändet worden. In der Nacht von Freitag auf Samstag machten sich die Freveltäter auf dem abgeschieden am Hechinger Stadtrand in Richtung Sickingen gelegenen Friedhof an ihr Werk. Sie stießen einen Grabstein um und zerstörten ihn dadurch. Einen zweiten, kleineren Grabstein warfen sie über die an dieser Stelle schon frisch sanierte Friedhofsmauer und beschädigten dadurch ebendiese.

 

BERLIN: OPFER RASSISTISCHER ATTACKE WIRD GESUCHT

In Lichtenberg wurde im Mai ein Jugendlicher in der Straßenbahn geschlagen und beleidigt. Die Polizei sucht mit einem Foto nach dem Opfer.

 

UNBEKANNTE SOLLEN HAUSWAND MIT RECHTSRADIKALEN PAROLEN BESPRÜHT HABEN

In Rees (NRW) sollen in der Nacht zu Freitag Unbekannte rechtsradikale Parole auf Schilder und eine Hauswand gesprüht haben. Die Polizei sucht nach Zeugen.

 

NAZI-SCHMIEREREIEN AM ELBERADWEG

An einem Rastplatz in Kötzschenbroda sind rechtsextreme Symbole aufgetaucht.

 

14.06.2018

 

FRAU BELEIDIGT BVG-KONTROLLEURE IN BERLIN RASSISTISCH UND SCHLÄGT ZU

Drei Kontrolleure der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) sind in Mitte von einer 36 Jahre alten Frau rassistisch beschimpft und angegriffen worden. Nachdem es am Dienstagnachmittag in einem Bus der BVG Unstimmigkeiten mit den Fahrausweisen zweier Frauen gab, forderten die 21, 23 und 36 Jahre alten Kontrolleure die beiden Fahrgäste auf, das Fahrzeug zu verlassen, wie die Polizei weiter mitteilte.

 

 

18.06.2018

 

RASSISTISCHER ÜBERGRIFF AUF DEM HAVELFEST IN BERLIN

Weil sie schwarze Männer beschimpft, Naziparolen skandiert und sie dann noch bis zu ihrem Wohnhaus in der Hauptstraße verfolgt haben, ermittelt die Brandenburger Kripo seit Samstagabend gegen zwei Havelfestbesucher. Die beiden Deutschen sind des Landfriedenbruchs verdächtig und werden aktuell noch bei der Polizei vernommen.

 

SCHLÄGEREIEN UND RASSISTISCHE PAROLEN IN COTTBUS

In Cottbus gab es beim dreitägigen Stadtfest mit insgesamt mehreren 10.000 Besuchern zwei Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Syrern. Dabei wurden ein Deutscher und ein Ukrainer von Flaschen getroffen und verletzt, zwei Menschen erlitten Schürfwunden. Die Polizei nahm insgesamt 16 Männer in Gewahrsam, ihren Angaben zufolge waren die meisten Syrer. Mindestens einer von ihnen war demnach allerdings nicht an dem Streit beteiligt gewesen. Laut Polizei verlief das Stadtfest insgesamt aber friedlich. In Cottbus war es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Aggressionen gekommen, die Polizei wurde verstärkt.

 

JUGENDLICHER IN NEUSTRELITZ WEGEN SEINER HAUTFARBE BELEIDIGT

Ein 17-Jähriger wurde in Neustrelitz von einem Radfahrer angepöbelt. Gegen den Tatverdächtigen wurde Anzeige wegen Beleidigung und Volksverhetzung erstattet. Der Jugendliche, ein Deutscher Staatsbürger mit dunkler Hautfarbe, war den Angaben zufolge mit seinen beiden Freunden (18, 19 Jahre) unterwegs, als von hinten ein Radfahrer kam und die jungen Männer beleidigte. Dabei fielen unter anderem die Worte „N****“, „dummes Schwein“, „Drecksf...“. Der 32-Jähriger sagte zu den Freunden des Opfers, dass er nicht verstehen kann, wie sie sich als Deutsche mit einem N**** abgeben können.

 

FRAU WIRD IN BERLIN RASSISTISCH BELEIDIGT: ERMITTLUNGEN

Ein Fußgänger hat eine Frau aus Venezuela in Berlin-Grünau rassistisch beleidigt und geschubst, weil sie mit dem Fahrrad auf einem Gehweg fuhr. Der 59-Jährige habe sich der Radfahrerin am Samstag in der Dahmestraße in den Weg gestellt, teilte die Polizei am Sonntag mit. "Er soll die Frau als Neger bezeichnet und geschubst haben", sagte ein Polizeisprecher. Danach entwickelte sich ein Streit, in dessen Verlauf der Mann der 43-Jährigen das Bleiberecht abgesprochen haben soll. Die Frau wurde leicht verletzt und alarmierte die Polizei. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.

 

UNBEKANNTER BELEIDIGT KIPPA-TRÄGER IN BERLIN

In Berlin ist ein 39-Jähriger antisemitisch beleidigt worden, wie die Polizei mitteilte. Der Mann ist nach eigenen Angaben Jude und hatte eine Kippa auf dem Kopf.

 

UNBEKANNTE SCHUBSTEN JUNGEN MANN IN OSNABRÜCK ZWISCHEN ZUG UND BAHNSTEIGKANTE

Ein 18-Jähriger ist gestern im Hauptbahnhof Osnabrück durch das rabiate Verhalten anderer Reisender zwischen Zug und Bahnsteigkante gefallen. Er wurde dabei leicht verletzt. Ein 56-Jähriger bekam einen Faustschlag ins Gesicht. Die drei Männer flüchteten sofort danach unerkannt vom Bahnsteig. Die Bundespolizei hat verfügbares Videomaterial gesichert und wird dieses auswerten. Die beiden Geschädigten sind türkische Staatsangehörige. Ob und inwieweit dies bei der Tat eine Rolle gespielt hat, ist derzeit ebenfalls Gegenstand der weiteren Ermittlungen.

 

19.06.2018

 

BERLIN: HOMOFEINDLICH BELEIDIGT UND MIT MESSER BEDROHT

Es geschah nach Polizeiangaben am Samstagabend gegen 21 Uhr 30 auf der Müllerstraße in Berlin-Wedding. Dort waren drei Männer im Alter von 20, 22 und 24 Jahren unterwegs, als sie plötzlich von hinten angesprochen und homofeindlich beleidigt wurden. Als sich die Beleidigten aus Syrien, Irak und Deutschland umdrehten, erblickten sie eine kleine Gruppe, ebenfalls aus drei Männern bestehend, und stellten sie zur Rede. Aus dieser Gruppe soll daraufhin ein später identifizierter 27-Jähriger ein Messer gezogen und damit drohend auf sie zugekommen sein. Die drei Angegriffenen flohen.

 

NAZI-SCHMIEREREIEN AN ANNE-FRANK-SCHULE IN RAUHEIM

Bei einem der beiden Einbrüche, die in den vergangenen Tagen in der Anne-Frank-Schule zu verzeichnen waren (wir berichteten), sollen auch verfassungsfeindliche Symbole vorgefunden worden sein. Ohne einen konkreten Hinweis zu haben, befürchtet Schulleiterin Petra Boulevard, dass dieses in einem Zusammenhang mit der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule für Toleranz“ stehen könne. Unbekannte hatten insgesamt zwölf Fensterscheiben und zwei Türen mit rotgoldener Farbe besprüht. Wie die Schulleiterin auf Nachfrage erklärte, seien auch Hakenkreuze vorgefunden worden. Der oder die Täter waren zudem in das Gebäude eingestiegen, um unter anderem Computer und einen Bildschirm auf den Boden zu werfen und mit Farbe zu besprühen. 

 

EMSDETTEN: UNBEKANNTE WERFEN SCHEIBE IN WAHLKREISBÜRO VON LINKEN-POLITIKERIN EIN

Emsdetten/Münster - Nach ei­nem möglichen Anschlag auf das Wahlkreisbüro der Linken-Bundestagsabgeordneten Kathrin Vogler in Emsdetten dauern die Ermittlungen des Staatsschutzes an. Unbekannte Täter hatten in der Nacht zu Samstag einen Gullydeckel durch die Scheibe des Parteibüros in der Innenstadt geschleudert. Die Bundestagsabgeordnete könne nicht ausschließen, dass die Tat einen politischen Hintergrund hat. In letzter Zeit seien immer mal wieder Nazi-Aufkleber ans Gebäude angebracht worden, sagte Vogler. Im Vergleich zu Kollegen aus ihrer Partei im Osten sei Emsdetten diesbezüglich aber die Insel der Glückseligen. "Das Gefühl ist jetzt erstmal vorüber." 

 

RECHTER ANGRIFF AUF STRASSENFESTBESUCHER*INNEN IN HAMBURG-WILHELMSBUR

In der Nacht vom 09. auf den 10. Juni 2018 wurden während eines in der Fährstraße in Hamburg-Wilhelmsburg stattfindenden spontanen Straßenfests mehrere Personen von einer Gruppe von drei rechten Angreifern verletzt. Das spontane Straßenfest fand zeitgleich zum „48h Wilhelmsburg“ Festival statt. Überall im Viertel wurde musiziert, gefeiert und getanzt.

 

20.06.2018

 

17-JÄHRIGER AUS NEUSTRELITZ WURDE ZUM ZWEITEN MAL ZUM OPFER VON RASSISTISCHEM ANGRIFF

Bei dem Jugendlichen, der am Wochenende rassistisch beschimpft wurde, handelt es sich um das gleiche Opfer, das schon eine Woche zuvor ganz in der Nähe überfallen wurde. Bei dem 17-Jährigen, der am Wochenende in Neustrelitz aufs Übelste beschimpft wurde, handelt es sich um den selben Jugendlichen, der auch schon eine Woche zuvor am Glambecker See angegriffen wurde. Das teilte am Montag Nicole Buchfink vom Polizeipräsidum in Neubrandenburg mit. Ein Zusammenhang beider Straftaten sei bisher jedoch nicht erkennbar, erklärte sie. Der Staatsschutz der Kriminalpolizeiinspektion hat in beiden Fällen die Ermittlungen aufgenommen. In Rahmen der Vernehmung werden dem Jugendlichen auch Hilfsangebote von Verein LOBBI unterbreitet.

 

21.06.2018

 

SOLLTE GEZIELT HASS AUF DIE STRAUBINGER ASYLBEWERBER GESCHÜRT WERDEN?

Hässlicher Zwischenfall in der letzten Woche in Straubing: Aus einem Fenster der staatlichen Asylbewerber- und Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Hotel Wittelsbach am Stadtgraben ist eine beschmierte Deutschlandfahne gehängt worden. Auf den schwarz-rot-goldenen Nationalfarben war in großen Lettern das Schimpfwort „Fuck“ geschrieben.

Das Kommissariat „Staatsschutz“ der Kripo Straubing hat die Ermittlungen übernommen. „Die Ermittlungen werden wegen des Verdachtes eines Vergehens § 90a StGB – Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole geführt“, sagt Polizeisprecher Johann Lankes zum Wochenblatt. Bei den laufenden Ermittlungen hat die Kripo offenbar erste wichtige Erkenntnisse gewonnen. So vermuten die Kripobeamten nach bisherigen Erkenntnissen den Täter nicht unter den Bewohnern des Straubinger Asylbewerberheims.

 

GENSUNGEN: NAZI-SYMBOLE AUF ASPHALT GESPRÜHT

GENSUNGEN. Zwei große Hakenkreuze und eine Siegrune sprühten unbekannten Tätern in den letzten Tagen mit pinker Farbe auf den Asphalt des Wendehammers zwischen Bahnhof und alter Laderampe in Felsberg-Gensungen. Es handelt sich um zwei ca. 1 x 1 Meter große Hakenkreuze und eine ca. 50 x 50 cm große Siegrune.

 

22.06.2018

 

RANGELEI IM LANDTAG SACHSEN-ANHALT: LINKEN-POLITIKER WOLLEN AFD-MITARBEITER ANZEIGEN

Die Linken-Abgeordneten Christina Buchheim und Andreas Höppner wollen Strafanzeige stellen. Beim Sommerfest des Landtags sollen sie von AfD-Mitarbeitern belästigt und angegriffen worden sein. Die AfD wehrt sich gegen die Darstellung der Linken: Der Fraktionsvorstand kündigt an, gegebenenfalls juristisch gegen "Falschbehauptungen der Linken" vorzugehen.

 

25.06.2018

 

DRESDEN: ATTACKE HINTERM HAUPTBAHNHOF

Nach einem rassistischenÜbergriff ermittelt die Polizei gegen zwei Verdächtige im Alter von 17 und 47 Jahren aus Dresden. Die beiden Deutschen sollen am Donnerstagabend ein junges Pärchen am Friedrich-List-Platz unweit des Hauptbahnhofs attackiert haben. Nach Polizeiangaben haben die alkoholisierten Männer gegen 19.50 Uhr zunächst den 24-Jährigen und seine 21-jährige Freundin aufgrund ihres asiatischen Aussehens beleidigt. Darüber hinaus wurde der junge Mann mit einer Bierflasche verletzt. Als sich nun ein 39-jähriger Passant einmischte, um dem Paar zu helfen, wurde auch er angegriffen. Polizisten nahmen die mutmaßlichen Täter noch vor Ort vorläufig fest.

 

Von der Belltower.News-Redaktion

 

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Studie: Islamisten und Rechtsextremisten Hand in Hand gegen die Demokratie

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picture alliance/ZUMA Press

"Leider ist es viel früher passiert, als ich gehofft habe" sagte der Hamburger AfD-Politiker Jörn Kruse unter Applaus in seiner Reaktion auf die islamistischen Terroranschläge in Paris 2015. "Islamisierung" und islamistischer Terror sind in ganz Europa die größten Verkaufsargumente für Rechtspopulisten und Rechtsextreme. Islamistischer Terrorismus will Reaktionen produzieren. Die ermordeten und verletzten Menschen gehören zu Methode. Das eigentliche Ziel: Angst und Schrecken verbreiten und Gesellschaft und Politik in eine Richtung drängen, die der eigenen Ideologie in die Hände spielt. So profitieren rechtspopulistische und rechtsextreme Akteure vom Terror. Beide Gruppen haben viel gemeinsam: Antisemitismus und Antipluralismus zum Beispiel, die Suche nach Sündenböcke und oft kein gefestigtes Weltbild. Eine neue Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Kooperation mit dem Londoner Institute for Strategic Dialogue (ISD) widmet sich diesem Zusammenhang.  

Von Stefan Lauer

Am 29.06. wurde in den Räumen der Amadeu Antonio Stiftung die neue Studie "Hassliebe: Muslimfeindlichkeit, Islamismus und die Spirale gesellschaftlicher Polarisierung" vorgestellt. Auf Grundlage einer Metaanalyse internationaler Studien sowie neuer empirischer Forschung in sozialen Netzwerken hat das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena in Kooperation mit dem Institute for Strategic Dialogue (ISD) London online und offline übereinstimmende Muster in den Mobilisierungsstrategien sowie Wechselwirkungen zwischen den Milieus identifiziert. Maik Fielitz, wissenschaftlicher Referent am IDZ und verantwortlich für die Studie erklärt: “Man kann die einen nicht verstehen, ohne die anderen zu untersuchen.”

Dazu wurden unter anderem über eine Million Internetbeiträge analysiert. Die Studie führt in Begriffe ein und liefert neue Einblicke in die beiden aufeinander bezogenen Funktionssysteme, welche den gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Druck setzen. Julia Ebner vom IDS, Co-Autorin der Studie, geht in diesem Zusammenhang auf eine “Hassrede-Asymmetrie” ein. Mittlerweile werden von den sozialen Netzwerken zwar auch verstärkt rechtsextreme Beiträge gelöscht, schon sehr viel länger gehen die Betreiber aber gegen islamistische vor. Dadurch gab es über einen längeren Zeitraum einen Überhang antimuslimischer Beiträge. Ohnehin betont sie, dass nach der Reaktion von Facebook auf den Cambridge-Analytica-Skandal, dem NetzDG und der neu eingeführten Datenschutzgrundverordnung eine Studie diesen Umfangs heute praktisch nicht mehr möglich wäre. Ebner und ihr Co-Autor Jakob Guhl betonen die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, dazu gehört eben auch die Erfassung und Bereitstellung von Daten für die Forschung.

Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, betonte die “Virulenz von antismuslimischem Rassismus” und,“dass antimuslimische Vorurteile und Stimmungsmache letztlich jenen islamistischen und rassistischen Fanatikern in die Hände spielen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt spalten wollen. Islamistische Radikalisierung, antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus müssen zusammengedacht und gemeinsam begegnet werden.”

In der öffentlichen Wahrnehmung gelten rechtsextreme Islamfeinde als Gegenpol zum islamistischen Terror. “Das stimmt nicht: Beide Spektren ähneln sich und bedrohen die offene Gesellschaft“, so Reinfrank. Ebner und ihre Co-Autor*innen sehen eine “starke wechselseitige Abhängigkeit zwischen Muslimfeindlichkeit und Dschihadismus”. Folgerichtig fordert Reinfrank, dass auch im “Nationalen Präventionsprogramm gegen islamistischen Extremismus” Rechtsextremismus und Rechtspopulismus als mitbestimmende Faktoren Beachtung und Bearbeitung finden müssen.

Die Autor*innen der Studie machen übereinstimmende Muster aus, die Rechtsextreme und Islamisten miteinander verbinden. Wichtig ist beiden Gruppen die Dämonisierung eines "Anderen". Immer herrscht eine klare Einteilung in Freund und Feind. Dadurch entsteht ein identitärer Politikstil, "wonach die verwerflichen Handlungen eines stigmatisierten anderen die Richtigkeit des eigenen Handelns aufzeigen." Entweder sind es also die "Ungläubigen" oder die "Fremden", die das eigene Weltbild immer wieder aufs Neue bestätigen. Grauzonen gibt es keine mehr.

Eine andere Gemeinsamkeit ist eine gleichzeitige Stärke- und Schwächepositionen. Auf der einen Seite fühlt sich beide Gruppen den anderen überlegen, sei es weil sie den "richtigen" Glauben oder die "richtige" Hautfarbe haben. Andererseits fühlen sich beide permanent und vor allem zu Unrecht bedroht. Das hat auch mit einem apokalyptischen Weltbild zu tun, das Islamisten und Rechtsextreme teilen. Die eigene traditionelle Lebensform ist permanent bedroht und die Auslöschung der eigenen Gruppe steht immer kurz bevor – entweder durch den "Westen" oder alternativ die "Umvolkung". Das bedeutet aber eben auch, dass die Protagonist*innen sich in einer Verteidigungsposition wiederfinden, die alle Mittel rechtfertigt.

Wenn solche einfachen Welterklärungen auf die komplexe Realität treffen, braucht auch das eine Erklärung: dunkle Machenschaften halten die Welt zusammen. Damit kann man sich schließlich auch leicht die Widersprüche im eigenen Spektrum erklären, etwa warum die Mehrheit der nationalen Bevölkerung oder der muslimischen Community das eigene Weltbild dann eben doch nicht teilt: "Die angebliche systematische Verblendung durch das Judentum oder die Lügenpresse werden benötigt, um die Dissonanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit auszugleichen und zur Dämonisierung anderer Gruppen beizutragen."

Ähnlichkeiten zwischen beiden Spektren gibt es auch auf ganz praktischer Ebene: "Beide Bewegungen lernen voneinander in Sachen Kommunikationsstrategien, Sicherheitsbedürfnisse und Abwehr von Strafverfolgung. Rechtsextreme und Islamisten schauen voneinander ab, wie die Kommunikation des Gegenübers auf die Gesellschaft wirkt und orientieren sich an erfolgreichen Modellen." Dabei kann es zum Beispiel um die Benutzung verschlüsselter Kommunikationskanäle gehen oder Aktionsformen, die übernommen werden. Das geht schließlich sogar zu bis zur Wahl des Mordwerkzeuges: Sowohl in islamistischen als auch in neonazistischen Chats wurde Fahrzeuge als effektive Waffen bei Terrorangriffen angepriesen. In Charlottesville wurde eine Aktivistin von einem Neonazi mit einem Auto ermordet, wenige Tage später fuhr ein IS-inspirierter Terrorist mit einem Auto in eine Menschenmenge in Barcelona und ermordete 14 Menschen. Die Fotos davon wurden sowohl in islamistischen als auch rechtsextremen Gruppen mit dem Aufruf zu weiteren Anschlägen geteilt.  

Die Forscher*innen haben mit unterschiedlichen Instrumenten und Werkzeugen über 10.000 islamistische und rechtsextreme Facebook-Inhalte und mehr als eine Million deutschsprachige muslimfeindliche Twitter-Beiträge  aus der Zeit zwischen 2013 und 2017 analysiert. Dabei zeigen sich immer wieder dieselben Muster, aber auch eine wechselseitige Dämonisierung: "Rechtsextreme Aktivist*innen [unterstellten] der gesamten muslimischen Gemeinschaft Gewaltintentionen und beschrieben den Dschihadismus als ein dem Islam inhärentes Element. Auf Seiten der islamistischen User*innen wurde hingegen die Muslimfeindlichkeit auf den gesamten Westen projiziert."

Ohne den jeweils anderen wären die beiden Gruppen nichts. Der jeweilige Feind wird für Propagandazwecke instrumentalisiert, um den eigenen Narrativen Glaubwürdigkeit zu geben und die eigenen Aktivitäten zu legitimieren. So überrascht es nicht, dass die Anzahl muslimfeindlicher Postings nach islamistischen Terroranschlägen massiv zunimmt. Genauso wird von islamistischer Seite nach rassistischen Übergriffen oder dem Erfolg von rechtspopulistischen Parteien verstärkt gepostet. Mathias Quent, Leiter des IDZ, zur Rolle sozialer Medien: “Soziale Netzwerke verstärken die Wirkung des Dschihadismus. Sie machen erlebbar, was an anderen Orten der Welt passiert.”

Studienleiter Fielitz betont die “symbiotische Beziehung” zwischen Rechtextremismus und Islamismus, dabei funktioniert “antimuslimischer Rassismus als Katalysator auf beiden Seiten”. Die enge Symbiose zwischen Islamismus und Rechtsextremismus mag skurril erscheinen, aber sie bietet auch Perspektiven für Gegenstrategien aus Politik und Zivilgesellschaft. Die Autor*innen der Studie empfehlen die Entwicklung von Gegennarrativen und –kampagnen, um die Zivilgesellschaft zu stärken: "Hier geht es vor allem um den Aufbau von Ressourcen und Netzwerken, die schnelle Reaktionen auf rechtsextreme und islamistische Aktivitäten erlauben, um den Diskurs und das Framing im Nachgang von Terroranschlägen, Demonstrationen, Wahlergebnissen und anderen einflussreichen Ereignissen nicht den Rechtsextremen und Islamisten zu überlassen."

Jakob Guhl sieht eine komplexe Situation, in der Islamismus praktisch aus dem Bundestag und den Parlamenten heraus gestärkt wird: “Durch die Anwesenheit einer muslimfeindlichen Partei im deutschen Parlament wird ein Resonanzraum für islamistische Rekrutierer geschaffen”. Laut Guhl kann nur eine “soziale, kulturelle und ökonomische Integration” von Migrant*innen dem wirklich etwas entgegensetzen. Im Umkehrschluss bedeutet es auch, dass Polizei und Behörden in Sachen antimuslimischen Rassismus sensibilisiert werden. Guhl und die anderen Autor*innen fordern “Rassismus- und Antisemitismuskritische Weiterbildungen” auch für die Polizei und die Sicherheitsbehörden.

Die Studie zum Download und weitere Informationen finden Sie hier und hier.

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im August 2018

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Orte, an denen es im August 2018 zu rechtsextremer oder gruppenbezogen menschenfeindlicher Bedrohung und Gewalt kam.
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BTN/Canva.com
www.canva.com

Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

01.08.2018

 

RASSISTISCHER ANGRIFF IN HALLE

Ein 36-Jähriger hat am Montag in Halle-Neustadt eine rumänische Frau und ihre zwei ein- und neunjährigen Kinder angegriffen. Wie die Polizei mitteilte, soll der Mann die 26-Jährige in der Neustädter Passage gegen den Knöchel getreten haben und ihr gesagt haben, sie soll verschwinden. Als zwei junge Mädchen der Mutter zur Seite sprangen, ging der Mann in eine Drogerie und kaufte ein unbekanntes Spray. Mit dem besprühte er die Mutter und ihre Kinder sowie die zwei jungen Mädchen. Sie wurden leicht verletzt, benötigten aber keine ärztliche Hilfe.

 

Von der Belltower.News-Redaktion

 

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Wehrhahn-Prozess: Freispruch trotz erdrückender Indizien

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Landgericht Düsseldorf
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A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) CC BY-SA 3.0
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Im Jahr 2000 rief der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder nach einem „Aufstand der Anständigen“. Auslöser: ein Anschlag mit einem selbstgebauten Rohrbombe auf eine Gruppe von russischen, jüdischen Sprachschüler*innen am S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf. Erst am 25. Januar 2018 startete der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter am Landgericht Düsseldof. Heute ist Ralf S. aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Dabei ist die Indizienlage erdrückend.

 

Von Simone Rafael

 

Im juristischen Deutsch einer Pressemitteilung klingt es so nüchtern und überzeugend:  „Die 1. große Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf hat mit Urteil vom 31.07.2018 (1 Ks 17/17) den Angeklagten vom Vorwurf des versuchten Mordes in zwölf Fällen durch Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion freigesprochen. Die Kammer konnte aufgrund der Beweisaufnahme nicht die für eine Verurteilung erforderliche Überzeugung gewinnen, dass der Angeklagte der Täter war.“ Es folgt die Auflistung, was es alles nicht gab: Unmittelbare Beweise wie Spuren des Angeklagten an Tatmitteln oder Zeugen, die den Angeklagten bei der Tatbegehung beobachtet haben. So organisiert war der Täter also offenbar, oder so furchteinflößend, im Sommer 2000. Dafür habe es eine „Vielzahl von Indizienbeweisen“, aber die genügten dem Gericht nicht.  Die Pressemitteilung benennt:  Der Angeklagte habe viel gelogen, seine Aussagen seien damit unbrauchbar; er sei nachgewiesenermaßen Rassist, aber das sei lediglich ein Indiz für die Täterschaft. Die Zeugenaussagen seien, 18 Jahre nach der Tat, nicht mehr so klar und teilweise widersprüchlich.  Zeugen, die berichteten, Ralf S. habe ihnen gegenüber die Tat gestanden, glaube das Gericht nicht. Zeitlich käme die Tat nicht hin und ein angenommenes Tatmotiv „konnte nicht festgestellt werden“. Also: Freispruch. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft wegen zwölffachen versuchten Mordes gefordert.

 

Was war geschehen?

Im Sommer 2000 machten Rechtsaußen-Parteien wie die Republikaner gegen die „jüdische Einwanderung“  in einem vermeintlichen „Zustrom aus Osteuropa“ durch russische „Kontingent-Flüchtlinge“ mobil – Ralf S., damals 34, ehemaliger Zeitsoldat, Rechtsextremer, Waffennarr und wenig erfolgreicher Militaria-Händler aus Düsseldorf-Wehrhahn hatte ihre Schriften in seiner Wohnung liegen, als die Polizei sie nach der Tat durchsuchte. Die Zahl der rassistisch und antisemitisch motivierter Gewalttaten gegen Geflüchtete und Migrant*innen stieg, und der „Nationalsozialistische Untergrund NSU“ hatte bereits drei Raubüberfälle begangen und stand kurz vor seinem ersten Mord an Enver Şimşek am 09.09.2000 in Nürnberg.

Im Jahr 1999 äußerte Ralf S. seine rechtsextreme Gesinnung durch das Anpöbeln und Bedrohen von Menschen, die ihm nicht gefielen, wie Migrant*innen, Punks und Obdachlose, und durch das Verkleben rechtsextremer Aufkleber. Er besaß einen Rottweiler, der auf das Wort „Asylant“ abgerichtet war, und pflegte Kontakte zur „Kameradschaft Düsseldorf“ um Sven Skoda. Und er fand keinen Gefallen an einer Sprachschule für russische Geflüchtete, die schräg gegenüber von seinem Militaria-Geschäft am S-Bahnhof  Wehrhahn eröffnete.

S. ermutigte zwei befreundete Neonazis mit Hunden, die russischen Sprachschüler*innen einzuschüchtern und zu bedrohen, in der Hoffnung, die aus Russland zugewanderten Männer und Frauen aus seinem „Revier“ zu vertreiben. War es für ihn relevant, dass sie jüdischen Glaubens waren? Das bleibt unklar. Die Staatsanwaltschaft nahm Antisemitismus nicht als Tatmotiv mit auf. S. äußerte sich allerdings selbst antisemitisch. Doch die Sprachschüler*innen ließen sich nicht einschüchtern,  wehrten sich, stellten den Zusammenhang mit dem Militaria-Geschäft her. S. musste seinen „Vertreibungsplan“ als gescheitert erkennen.

Ralf S. galt in der rechtsextremen Szene und offenbar auch in Ermittlerkreisen eher als unorganisiert, großmäulig, tumb. Ist ihm zuzutrauen, dass er einen langfristigen Plan schmiedet, der Vorbereitung benötigt, wie einen Sprengstoff-Anschlag? Neonazi Sven Skoda, heute „Die Rechte“, sagt im Prozess: Nein. Was aber auch taktisch motiviert sein kann. Ralf S.‘ Ex-Freundinnen, teilweise auch Zeuginnen im Prozess, teilweise nach Beziehungsende noch jahrelang von ihm gestalkt, sagen: Ja. Ralf S. selbst verneint die Tat vor Gericht, und brüstet sich damit aber 2014 vor einem Mithäftling. Das ist der ehemalige Bundeswehroffizier Andreas L., der Ralf S. in Haft kennenlernte und 2014 dessen Prahlerei als nicht überführter, aber sprengmittelkundiger Häuserkampf-Experte als Täter-Wissen und Geständnis meldet. Weil er Ralf S. als Täter überführen will, oder versucht der wegen Betrugs verurteilte Offizier, an die hohe Belohnung zu kommen? Das Gericht glaubt Andreas L. nicht, obwohl der Polizeibeamte, der seine Aussage 2014 aufgenommen hat, seine Glaubwürdigkeit stützt.

Vor der Tat erwähnt Ralf S. gegenüber seiner damaligen Lebensgefährtin, er wolle „Kanaken in die Luft sprengen“ und „mal was am Bahnhof machen“. Eine Bekannte berichtet im Prozess, sie habe die Bombe vor der Anschlag in Ralf S.‘ Wohnung gesehen. Das Gericht glaubt diesen Aussagen nicht, weil sie im Prozess von den Aussagen in den Polizei-Akten abweichen.

 

Die Tat

Am 27. Juli 2000 explodiert gegen 15 Uhr eine selbstgebaute Rohrbombe am S-Bahnhof  Wehrhahn, als eine Gruppe von 12 Sprachschüler*innen aus Russland, der Ukraine und Aserbaidschan sich, wie jeden Tag, der Treppe nähert. Der Sprengsatz war, in eine Plastiktüte gewickelt, an die Treppe gehängt. Er wird durch eine Fernsteuerung ausgelöst. Das TNT ist leicht verunreinigt und entwickelt so nicht seine ganze tödliche Kraft. So werden zehn der Opfer verletzt, teilweise schwer. Eine 26-jährige Frau, die im sechsten Monat schwanger ist, verliert ihr ungeborenes Kind, das von einem Splitter getroffen wird. Die Neonazi-Szene feiert: „Bombenstimmung in Düsseldorf“.

 

Nach der Tat

30 Minuten nach der Tat äußert Ralf S. gegenüber einer Bekannten die Befürchtung, festgenommen zu werden. Als er bereits als Beschuldigter von der Polizei befragt worden war und in Folge telefonisch überwacht wurde, instruiert er am Telefon vorgeladenen Zeug*innen, machte sich über die Opfer lustig und sprach davon, „was ich da gemacht habe“ – dann korrigiert auf „was ich da gemacht haben soll.“ Nadin Freytag, Herausgeberin der Neonazi-Zeitschrift „Freyja“, erzählt er drei Wochen nach der Tat, die Tötung eines ungeborenen Kindes sei nur eine „illegale Abtreibung“  und kein Mord.  „Freyja“ fusioniert wenig später mit dem Neonazi-Zine „Der weiße Wolf“, das wenig später dem NSU für finanzielle Unterstützung danken wird.

 

Die Ermittlungen

Ähnlich wie bei den NSU-Morden wirft die Polizeiarbeit der Düsseldorfer Polizei nach dem Wehrhahn-Anschlag Fragen auf, die bis heute ungeklärt sind: Der Tatort wurde nicht ordentlich gesichert. Ralf S. war zwar recht umgehend tatverdächtig, doch eine Hausdurchsuchung fand erst Tage nach dem Anschlag statt, nachdem ein oberflächliche „Begehung“ durch zwei Beamte des Staatsschutzes ihn bereits vorgewarnt hatten. Es gab 1999/2000 eine V-Person im Umfeld von Ralf S., der für ihn als Wachmann gearbeitet hat, aber keine Erkenntnisse lieferte, dafür aber 2004 äußerte, der Anschlag sei „von Rechten aus dem Osten unter Abdeckung durch die hiesige Szene verübt worden.“ Wie das gemeint war, konnte bisher nicht einmal ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss klären.

Die Ermittlungen gegen Ralf S. werden 2002 eingestellt und erst 2014 wieder aufgenommen, als ein Mithäftling das Geständnis meldet. Dann wird noch zweieinhalb Jahre ermittelt, bevor Ralf S. als dringend tatverdächtig verhaftet wird. Der Prozess am Landgericht Düsseldorf begann am 25. Januar 2018.

Im Prozess sagt auch eine Zeugin aus, die 2000 Sprachlehrerin an der Sprachschule war – und bereits im Jahr 2000 und noch einmal im Jahr 2011 die Polizei darauf hinweist, dass es neun Monate vor der Tat die Bedrohung der Sprachschüler*innen durch Ralf S. gab. Erst bei der dritten Vernehmung 2015 geht die Polizei diesem Gedanken nach. Das Gericht folgte der Argumentation nicht.

Unklar blieb die Frage, ob Ralf S. in der Lage war, eine Rohrbombe zu bauen. In seiner Bundeswehr-Zeit hatte er, entgegen anderer Aussagen im Lauf der Ermittlungen, den Umgang mit Sprengmitteln nicht offiziell gelernt – Kenntnisse konnte er aber vermutlich erwerben.  In seiner Wohnung fand die Polizei technische Informationen über einen Sprengzünder und Informationen zum Gebrauch von Handgranaten aus Bundeswehr-Kreisen.  Er konnte schweißen und besaß zur Tatzeit ein Schweißgerät.  Es fehlen allerdings sämtliche Erkenntnisse dazu, woher die Materialien zum Bau der Bombe stammten.

 

Stimmen zum Urteil

Der „1. große Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf“ waren das zu viele Unwägbarkeiten – und so folgte das Gericht dem Antrag der Verteidigung auf Freispruch statt der von der Staatsanwaltschaft geforderten lebenslangen Haft. Oberstaatsanwalt  Ralf Herrenbrück hatte in seinem Plädoyer vor fünf Tage noch gesagt: "Die Anzahl der Zufälle ist endlich. Der große Unbekannte müsste dann auch noch aussehen und angezogen gewesen sein wie der Angeklagte. Das gibt es nicht." (vgl. Spiegel). Die Staatsanwaltschaft will dem entsprechend auch in Berufung gehen. 

Auch die Nebenklage-Vertreter sehen Ralf S. als überführt an. Anwalt Juri Rogner sagte vor wenigen Tagen, dass das Gericht dabei sei, "den schwersten Justizfehler in der Geschichte Düsseldorfs" zu begehen (vgl. ZEIT). Nun ist das - bis zur Revision -  geschehen.

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW, die den Prozess verfolgt hat, kommentiert: „Erst die milden Urteile für NSU-Unterstützer_innen, dann der Freispruch im Wehrhahnprozess: Rechtsterroristische Kreise, wie die beispielsweise kürzlich aufgedeckte Organisation 'Combat18', werden sich jetzt bestärkt sehen.“

 

Berichterstattung zum Prozess-Verlauf:

 

Das Foto wurde veröffentlicht unter der Creative Commons Lizenz CC BY-SA 3.0.

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Chronik rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Juli 2018

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Orte, an denen es im Juni 2018 zu rechtsextremer oder gruppenbezogen menschenfeindlicher Bedrohung und Gewalt kam.
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BTN/Canva.com
www.canva.com

Dresden-Laubegast: Mann beschimpft 11-Jährigen rassistisch und schlägt ihn krankenhausreif +++ Halle: Moschee erneut beschossen +++ Plakate mit antisemitischen Inhalten in Bad Rothenfelde gefunden +++ Pfarrkirchen: Rassistische Parolen am Radweg +++ Plauen: Hundeattacke auf Asylbewerber +++ Angriff auf syrische Jugendliche in Berlin.

 

Zur Illustration der Lage in Deutschland stellen wir monatlich rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, die in unserer Presseschau vorkommen - diese Chronik basiert also auf Zeitungsmeldungen. Die Chronik ist damit absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtigste Vorkommnisse enthalten.

Für speziell flüchtlingsfeindliche Gewalttaten empfehlen wir die Chronik von Aktion Schutzschild bei www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Für antisemitische Vorkommnisse empfehlen wir die Chronik der Amadeu Antonio Stiftung.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn Sie weitere Vorfälle kennen, senden Sie bitte eine Mail an belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de.

 

03.07.2018

 

DRESDEN-LAUBEGAST: MANN BESCHIMPFT 11-JÄHRIGEN RASSISTISCH UND SCHLÄGT IHN KRANKENHAUSREIF

Gestern am frühen Abend wurde in Dresden Laubegast in der Bahn Linie 2 an der Haltestelle Burgkstraße nach einem Wortwechsel ein 11jähriger Junge aus Afghanistan von einem erwachsenen deutschen Mann unter wüsten rassistischen Beschimpfungen derart verprügelt, dass er ins Krankenhaus musste. In der Bahn waren etliche Fahrgäste, keiner griff ein. Nur einem afghanischen Mann ist es zu verdanken, dass der Fahrer aufmerksam wurde, diesem wiederum ist es zu verdanken, dass die Bahn hielt und Arzt sowie Polizei gerufen wurden.

https://www.facebook.com/laubegastistbunt/posts/2175883192697093

 

HALLE: MOSCHEE ERNEUT BESCHOSSEN

Eine Moschee in Halle Neustadt wurde erneut mit einem Diabolo Gewehr beschossen. Erst Anfang des Jahres kam es zu einem ähnlichen Anschlag auf diese Moschee. Am Freitag (30.06.2018) wurde die Moschee „Islamisches Kulturcenter“ in Halle Neustadt erneut beschossen. Zwei Männer, die am Vormittag einen Bildungskurs in der Moschee besuchten, wurden von Diabolo Geschossen getroffen. Nur einer wurde leicht verletzt.

http://www.islamiq.de/2018/07/02/moschee-erneut-beschossen/

 

PLAKATE MIT ANTISEMITISCHEN INHALTEN IN BAD ROTHENFELDE GEFUNDEN

Bad Rothenfelde. In Bad Rothenfelde sind am Dienstag in der vorigen Woche drei Plakate mit antijüdischen Inhalten aufgetaucht. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

 

PFARRKIRCHEN: RASSISTISCHE PAROLEN AM RADWEG

Pfarrkirchen. Mutmaßlich in der Nacht von Freitag auf Samstag haben unbekannte Täter die Unterführung an der B388 am nördlichen Radweg zwischen Pfarrkirchen und Postmünster großflächig mit einem langen Schriftzug beschmiert. Der Verfasser hinterließ in schwarzer Farbe rassistische Parolen.

https://plus.pnp.de/lokales/eggenfelden/2994920_Fremdenfeindliche-Parolen-am-Radweg.html

 
 
04.07.2018
 
 

HUNDEATTACKE AUF ASYLBEWERBER IN PLAUEN

In Plauen haben zwei Männer offenbar einen Hund auf einen Asylbewerber gehetzt. Die Zwickauer Polizei ermittelt in diese Richtung. Sie schreibt in ihrem Bericht vom Dienstag, dass ein 20-jähriger Mann aus Gambia am Montagabend auf einem Parkplatz von einem Hund angegriffen und verletzt wurde.

 

ANGRIFF AUF SYRISCHE JUGENDLICHE IN BERLIN

Ein 20-Jähriger hat zwei Jugendliche in Berlin-Lichtenberg angegriffen und sich anschließend fremdenfeindlich über Flüchtlinge geäußert.

 

BRAUNSCHWEIG: RASSISTISCHE ATTACKE AM MONTAGABEND

An der Bahnhaltestelle Schützenplatz hat ein Mann einen Studenten aus Ägypten beleidigt. Laut Polizei stellte sich der betrunkene 28-Jährige gegen 21.10 Uhr an der Hamburger Straße neben den wartenden 21-Jährigen.

 

05.07.2018

 

SACHSEN: SCHWARZE BABY-PUPPE HÄNGT VON BRÜCKE

Mit einem weißen Strick um den Hals baumelt ein schlaffer Kinderkörper über dem Kreisel der Bundesstraße 101 im sächsischen Schwarzenberg. Das jedenfalls könnte der Finder gedacht haben, als er die Stoffpuppe entdeckt hat. Den Kopf leicht abgeknickt, sieht es auf Fotos so aus, als hänge ein Schwarzes Baby an der rostigen Eisenbahnbrücke.

 

06.07.2018

 

MÜNCHEN: ZWEI MÄNNER ANTISEMITISCH BESCHIMPFT

Im Münchner Stadtteil Freimann sind zwei Juden antisemitisch beleidigt worden. Passiert war der Vorfall bereits Mitte Juni.

 

SHISHA-BAR IN KÖLN: SCHLÄGER SOLL RECHTE PAROLEN GEBRÜLLT HABEN

Bewaffnet mit zwei Stöcken ist ein Mann in eine von irakischen Kurden geführte Shisha-Bar in Humboldt-Gremberg gestürmt. Er schlug auf Gäste und das Inventar ein und rief Zeugen zufolge rechtsradikale Parolen. Der Vorfall geschah bereits am vorigen Samstag.

 

FÜRSTENFELDBRUCK: SCHMIERER MIT RECHTSCHREIBSCHWÄCHE

Unbekannte sprühen nahe der Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst ausländerfeindliche Parolen auf Straße und Verteilerkästen - teils in fehlerhaftem Englisch. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung.

 

09.07.2018

 

NRW: MANN ATTACKIERT JUNGEN UND BELEIDIGT IHN RASSISTISCH

Bedburg-Hau: Nach einem Angriff auf einen Zwölfjährigen in Bedburg-Hau geht die Polizei von einer politisch motivierten Tat aus. Der Staatsschutz ermittelt.

 

WEISSENFELS : UNBEKANNTE BESPUCKEN SYRISCHE MUTTER UND TRETEN IHR ZWEIJÄHRIGES KIN

Am frühen Freitagabend ist eine 32-jährige Frau mit ihren Kindern vor einem Supermarkt in Weißenfels angegriffen und bespuckt worden. Wie die Polizei mitteilte, hatte die Syrerin gerade den Einkaufsmarkt in der Merseburger Straße verlassen, als eine Unbekannte versuchte, sie mit einer Bierflasche zu schlagen, sie aber verfehlte. Eine weitere Frau trat anschließend ihr zweijähriges Kind, das mit ihr unterwegs war. Außerdem wurde die 32-Jährige bespuckt.

 

Ein junger Mann aus Augsburg hat in der Innenstadt mit einem Messer auf zwei Syrer eingestochen. Einer von ihnen erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.

 

MESSERATTACKE BEI ARZT IN MÖNCHENGLADBACH: „IST DAS HIER EINE ISLAMISCHE PRAXIS?“

Patienten, Arzthelferinnen und die Medizinerin im Dienst hat Internist Ismail Altinay am Donnerstagmorgen erst einmal nach Hause geschickt. Einige sind geschockt, andere können es nicht fassen. Gegen 8.30 Uhr, kurz nachdem die Gemeinschaftspraxis an der Bismarckstraße geöffnet hatte, war es dort zu einem Messerangriff gekommen. Ein 56-jähriger Mann bedrohte anwesende Arzthelferinnen und konnte zum Glück von drei Patienten niedergerungen werden. Dabei erlitt einer der Helfer Schnittwunden. Die Polizei nahm den offensichtlich verwirrten Mann fest. Kriminalpolizei und Staatsschutz haben Ermittlungen aufgenommen. Denn wie Zeugen unserer Zeitung berichteten, soll der 56-Jährige unter anderem „Scheiß Islamisten“ gerufen haben.

In der Praxis von Ismail Altinay ist immer viel los. 4000 Patienten hat er nach eigenen Angaben im Quartal. Bei ihm arbeiten noch zwei weitere Ärztinnen. Eine Medizinerin kommt aus Afghanistan, eine aus dem Iran. Altinay selbst ist türkischstämmig, hat einen deutschen Pass. „80 Prozent unserer Patienten haben einen Migrationshintergrund und natürlich sitzen in unserem Wartezimmer auch Patientinnen mit Kopftuch.“

 

SYRISCHER JUDE IN BERLIN WEGEN DAVIDSTERN-KETTE VERPRÜGELT

Nach einem mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff hat die Berliner Polizei einem Bericht zufolge acht Männer festgenommen. Ein Syrer sei in der Nacht zum Samstag in einem Park in Berlin-Mitte von einer Gruppe von Landsleuten angegriffen worden, berichtete die „Welt“ am Samstag unter Berufung auf Polizeiinformationen. Der Mann habe die Gruppe um Feuer gebeten. Dabei habe einer der Syrer einen Davidstern an der Halskette des Mannes entdeckt, woraufhin die Gruppe auf ihn eingeschlagen habe. Dabei erlitt das Opfer dem Bericht zufolge Platzwunden, die ambulant behandelt worden seien. Demzufolge ermittelt nun der Staatsschutz.

 

10.07.2018

 

DORTMUNDER RECHTSEXTREME SETZEN KOPFGELD AUF FLÜCHTLINGE AUS

Dortmund. „WANTED“ steht ganz oben auf dem Flugblatt, das die Partei „Die Rechte“ auf ihrer Homepage gepostet hat. Im Stil einer Kopfgeldsuche aus dem Wilden Westen hat die Partei eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt, wenn jemand den Aufenthaltsort einer irakischen Flüchtlingsfamilie in Dortmund preisgibt.

 

ELTERN WERFEN SECURITY UND BERLINER POLIZEI RASSISMUS VOR

Nach einer Abifeier in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg werfen Eltern der Berliner Polizei und der Security Rassismus vor. Ein dunkelhäutiger Gast sei unverhältnismäßig grob behandelt worden.

 

RASSISMUS UND VOLKSVERHETZUNG: BERLINER STAATSSCHUTZ ERMITTELT IN MEHREREN FÄLLEN

Eine Frau wird in Berlin-Lichtenberg am U-Bahnhof Tierpark angegriffen und rassistisch beleidigt. Nicht der einzige Fall in dem der Staatsschutz seit Sonntagabend ermittelt.

Ein 28-Jähriger hat in der Utrechter Straße seinen Nachbarn beobachtet, wie dieser Eier auf sein Firmenauto warf. Als der Serbe den 47-Jährigen ihn kurz darauf zur Rede stellte, beschimpfte ihn der deutsche Nachbar laut Polizei rassistisch. Der 28-Jährige ließ seinen Wagen reinigen. Eine halbe Stunde später war er jedoch wieder beschmutzt.

Gegen 23 Uhr entdeckten dann auch noch Beamte in Berlin-Adlershof auf einer Straßenkreuzung, islamfeindliche Parolen. Wie die Polizei mitteilte, handelte es sich um zwei Sätze auf der Kreuzung Süßer Grund Ecke/Radickestraße.

 

11.07.2018

 

RASSISTISCHER ANGRIFF AUF TAXIFAHRER IN FREIMANN

Zwei unbekannte Täter haben im Münchner Stadtteil Freimann einen Taxifahrer beleidigt und angegriffen. Der Taxifahrer wurde von den Tätern zu Boden gezogen, geschlagen und getreten. Ein Zeuge alarmierte die Polizei.

 

BETRUNKENER BEWIRFT MÄDCHEN IN LEIPZIG MIT STEIN UND SCHREIT "HEIL HITLER"

Vorbeilaufende Passanten wurden vulgär beleidigt, ein am Straßenrand sitzendes 16-jähriges Mädchen sogar mit einem Stein beworfen.

 

12.07.2018

 

RASSISTISCHER MESSERANGRIFF IN ROSTOCK

21-jähriger Mann schwer verletzt. Polizei sucht nach drei Verdächtigen.

 

RASSISTISCHER ANGRIFF IN WEISSENFELS

Am Dienstagabend ist eine 49 Jahre alte Frau aus Syrien von mehreren Deutschen rassistisch beleidigt und geschubst worden.

 

NAZI-BRANDANSCHLAG IN GELSENKIRCHEN

Polizei und Feuerwehr waren vor Ort und haben die Ermittlungen aufgenommen. Für Heike Jordan ist klar, wer hinter der Brandstiftung steckt:  „Da ich als Antifaschistin bekannt bin und nicht zum ersten mal ein Anschlag auf mich/uns verübt wurde denke ich das es aus der rechten Szene kommt.“

 

OFFENBACH: ERMITTLUNGEN NACH ANTISEMITISCHER ATTACKE AUF RABBINER

  • Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat Ermittlungen gegen zwei Männer aufgenommen, die am vergangenen Freitag einen jüdischen Geistlichen beschimpft und beleidigt haben sollen.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/ermittlungen-in-offenbach-wegen-antisemitischer-attacke-15685759.html

 

13.07.2018

 

ISRAELI IN BONN ANGEGRIFFEN

Ein israelischer Hochschulprofessor aus den USA ist in Bonn von einem Deutschen mit palästinensischen Wurzeln angegriffen worden. Anschließend wurde das Opfer irrtümlich von der Polizei attackiert. Der 20 Jahre alte Angreifer habe dem Mann am Mittwoch im Bonner Hofgarten die Kippa vom Kopf geschlagen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Dabei soll der offenbar psychisch verwirrte junge Mann unter anderem »Kein Jude in Deutschland« gerufen haben.

 

16.07.2018

 

RASSISTISCHER ANGRIFF IN HALLE

Aus offenbar rassistischen Gründen hat ein Mann am Sonntagabend in Halle mit einer Eisenstange auf zwei junge Männer eingeprügelt und diese verletzt. Die Opfer, zwei 17 und 18 Jahre alte Afghanen saßen laut Polizei an einer Haltestelle an der Julius-Kühn-Straße, als laut Polizei gegen 20.30 Uhr plötzlich ein Auto vor ihnen hielt.

 

17.07.2018

 

DÜSSELDORF : 17-JÄHRIGER KIPPATRÄGER ANTISEMITISCH BELEIDIGT UND ANGEREMPELT

Nach Aussage des Jugendlichen war er mit einem Anstecker mit israelischer Flagge und der Kippa auf dem Kopf in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs, als er aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe junger Männer heraus beleidigt und angerempelt worden sei.

 

NAZI DROHT, KINDER ZU ERMORDEN - BRIEFE AN MÜNCHNER KINDERGÄRTEN

Als Erstes fällt ein großes Hakenkreuz rechts neben dem Briefkopf auf. Der Absender ist ein Nazi – das wird auch klar, wenn man die unglaublichen Hasstiraden liest, seine rassistischen Gewaltfantasien und wahnhaften Mordgedanken. Der Absender droht nicht nur damit, vergiftete Süßigkeiten in der Nähe von Kindergärten zu deponieren. Er bezeichnet Kinder muslimischen und jüdischen Glaubens als "biologischen Müll". Mit ähnlich üblen Formulierungen beschimpft er Kinder aus osteuropäischen Familien. Von einer konkreten Gefahr geht man bei der Polizei derzeit nicht aus. Die Drohszenarien seien nach derzeitiger Einschätzung nicht ernstzunehmen.

 

 

 

18.07.2018

 

Mindelheim: RIESIGES PAPPSCHWEIN VOR MOSCHEE AUFGESTELLT

Unbekannte haben in der Nacht auf den 18. Juli 2018 ein riesiges Schwein aus Pappe an der Baustelle zum neuen Kulturzentrum des Türkisch-Islamischen Vereins DITIB in einem Gewerbegebiet in Mindelheim aufgestellt. Die Figur ist mit Worten beschriftet, die offenbar den Bau der Moschee als »Schweinerei« ausweisen sollen.

 

RASSISTISCHE BELEIDIGUNG IN BERLIN

Zwei ältere Frauen sollen in Berlin-Pankow eine Frau im Tschador fremdenfeindlich beleidigt haben. Die 49-Jährige habe Strafanzeige gestellt, teilte die Polizei am Dienstag mit. Die älteren Damen hätten sie mittags auf dem Parkplatz eines Discounters in der Damerowstraße beschimpft.

 

RASSISTISCHE BELEIDIGUNG UND HITLER-GRUSS IN DARMSTADT

Wegen Pöbelei und Naziparolen gegenüber einem schwarzen Mann sind zwei junge Männer in Darmstadt von der Polizei festgenommen worden. Zudem hätten die 19 und 24 Jahre alten Männer den Hitlergruß gezeigt, teilte die Polizei am Dienstag mit.

 

Frankfurt-Bockenheim: ANTISEMITISMUS IM JOBCENTER

Aron Abraham wirft zwei Mitarbeitern des Jobcenters West in Frankfurt-Bockenheim vor, ihn antisemitisch beleidigt zu haben. So soll ein Sachbearbeiter im Sommer 2017 seinen Wunsch nach einer festen Arbeitsstelle mit dem Ausspruch „Arbeit macht frei“ kommentiert haben – die Toraufschrift mehrerer nationalsozialistischer Vernichtungslager. Bei einem weiteren Vorfall im Juni diesen Jahres soll ein anderer Mitarbeiter auf eine Beschwerde Abrahams mit den Worten „Haben wir jetzt einen neuen jüdischen Aufstand?“ reagiert haben.

 

NEONAZI-SCHMIEREREIEN IN AUERBACH: 25-JÄHRIGER UNTER VERDACHT

Ein 25 Jahre alter Mann aus Auerbach steht im Verdacht, in der Kreisstadt im Vogtland mehrfach Neonazi-Schmierereien angebracht zu haben. Mit blauer und schwarzer Farbe soll der Mann unter anderem Hitlerporträts und Hakenkreuze gesprüht haben, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.

 
 

19.07.2018

 
 

WIEDERHOLTE RASSISTISCHE ATTACKE IN DER UCKERMARK

Nach einer rassistischen Attacke gegen einen 19-jährigen Syrer in Prenzlau (Uckermark) sucht die Polizei Zeugen. Der junge Mann war nach Angaben der Behörde am Samstagnachmittag alleine auf der Uckerpromenade unterwegs, als er von drei einheimischen jungen Männern rassistisch beleidigt wurde.

 

 

23.07.2018

 

RASSISTISCHER ANGRIFF BEI PARTY AM BERLINER ORANKESEE

In der Nacht zu Samstag ereignete sich am Orankesee in Berlin ein rassistischer Angriff auf einen 24-Jährigen. Bei einer Feier wurde das Opfer beleidigt und attackiert.

 

 

24.07.2018

 

ANGRIFF AUF OBDACHLOSE AM BAHNHOF SCHÖNEWEIDE: „ALS GESELLSCHAFT HABEN WIR DIE PFLICHT, DIESE MENSCHEN NICHT HÄNGEN ZU LASSEN“

Anwohner und Sozialarbeiter sind schockiert ob der brutalen Feuer-Attacke gegen zwei Obdachlose. Die Opfer schweben in Lebensgefahr, der Täter ist noch unbekannt.

 

DGB ENTSETZT: GEWERKSCHAFTER BEI DEMO GEGEN AFD in Hanau BEWUSSTLOS GEWÜRGT

Unter den Augen von Zeugen haben zwei mutmaßliche Anhänger der AfD am Freitag, 20. Juli, in Hanau-Steinheim einen Gewerkschafter angegriffen und so lange gewürgt, bis dieser bewusstlos zusammenbrach.

 

RECHTE PAROLEN: POLIZEI ERMITTELT AN BAYERISCHER MITTELSCHULE

Mammendorfer Absolventen hängen bei Abschlussstreich pornografische Bilder auf und malen rechtsradikale Parolen an die Wand. Die Rektorin streicht das Fest, erstattet aber keine Anzeige.

 

RECHTSEXTREME SCHMIEREREIEN: EIN BAYERISCHES DORF ZIEHT DIE LEHREN

Hakenkreuze, "Sieg-Heil"-Schmierereien, oder Sprüche, wie "Asylanten raus": Jede Menge solcher  rechtsextremer Graffiti prangten an Wänden und auf Brückenpfeiler in Kürnach. Antja Schrader-Dorner, die Leiterin des Familienstützpunktes, ist geschockt. Es ist nicht das erste Mal, dass Kürnach durch rechtsextreme Umtriebe auffällt. Im August 2004 trafen sich etwa 600 Skinheads zu einer angeblich privaten Geburtstagsfeier auf einem Aussiedlerhof. "Das es so etwas quasi direkt in der Nachbarschaft gibt, ist für mich schon sehr erschreckend", sagt Schrader-Dorner. Bisher seien zwar vereinzelt Jugendliche mit rechten Parolen und seltsamem Verhalten aufgefallen, aber dieses Ausmaß, hat die Fachfrau in der Jugend- und Familienarbeit völlig überrascht.

 

25.07.2018

 

RECHTER MOB JAGT AUSWÄRTIGE AMATEURFUSSBALLER VON DORFFEST

"Ausländer raus!" Mit einem Facebook-Video haben Amateurfußballer aus Mühlheim dokumentiert, wie sie während eines Trainingslagers im osthessischen Birstein von einem Dorffest gejagt wurden. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz.

 

BETRUNKENER ZEIGT HITLERGRUSS VOR FLÜCHTLINGSHEIM IN BADEN-WÜRTTEMBER

Wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Alkohol am Steuer ermittelt die Polizei gegen einen 29-Jährigen: Er zeigte vor dem Löffinger Flüchtlingsheim den Hitlergruß.

 

ERMITTLUNGEN WEGEN RECHTER PAROLEN UND SCHMIEREREIEN IN BRANDENBURG

Sowohl in Hennigsdorf als auch in Kremmen ist es in den vergangenen Tagen zu Zwischenfällen mit offenbar rechtsgerichteten Personen gekommen. In Hennigsdorf betraf dies ein Spielplatzhäuschen in der Kirchstraße Ecke Friedhofstraße. Unbekannte hatten mit einem Edding ausländerfeindliche Schriftzüge an das Spielplatzhäuschen geschmiert. In Kremmen hingegen fielen am Samstagabend zwei Personen auf, die im Stadtgebiet Nazi-Parolen grölten

 

ANGRIFF IN HEILBRONN: „WANN KOMMT DER NÄCHSTE?“

In Heilbronn wurde eine muslimische Frau mit einer Schreckschusswaffe angegriffen. Der Ladenbesitzer, Alper Y., erzählt IslamiQ den Tathergang aus seiner Sicht. Er vermutet ein rassistisches Motiv.

 

26.07.2018

 

RECHTE ANGRIFFE AUF LINKE EINRICHTUNG IN SALZWEDEL

In Salzwedel scheint es ständig rechtsradikale Attacken zu geben, etwa den Angriff auf das Autonome Zentrum "Kim Hubert" in der Nacht zum 5. Juni. Neonazis hatten das Gebäude gestürmt, schlafende Menschen mit Pfefferspray traktiert, Mobiliar und Fenster kaputtgeschlagen. Was ist da los?

 

27.07.2018

 

RASSISTISCHER ANGRIFF IN MÜNCHEN

Der Unbekannte sagte »Heil Hitler«, »Schwarze raus« und weitere rassistische Beleidigungen. Der 23-jährige entfernte sich. Der Unbekannte folgte ihm und schlug ihm mit einer Faust in den Nacken. Danach trat er dem 23-Jährigen noch in die Hüfte. Dabei wurde er leicht verletzt. Der unbekannte Täter entfernte sich danach in Richtung Rosenheimer Platz.

 

30.07.2018

 

Berlin: RASSISTISCHE BELEIDIGUNG BEIM CSD

Eine 21-Jährige wendete sich am Rande der Parade an dort eingesetzte Polizisten, nachdem ein Mann sie rassistisch beleidigt hatte. Er hatte nach Auskunft der Zeugin Teilnehmer des CSD geschubst und angepöbelt. Als sie ihn darauf ansprach, reagierte er mit Beschimpfungen.

 

Berlin: HOMOFEINDLICHER ANGRIFF BEIM CSD

Eine 28-jährige Frau ist am Samstag nach der Berliner Christopher-Street-Day-Parade angegriffen worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurde der Frau am S-Bahnhof Brandenburger Tor eine Flasche ins Gesicht geschlagen. Die unbekannte Angreiferin hatte die 28-Jährige demnach zuvor LGBTTIQ-feindlich beleidigt und so stark an ihrer Kleidung gerissen, dass das Oberteil riss. Nach der Tat habe die Verdächtige den Bahnhof mit einer größeren Gruppe verlassen und sei dann in Richtung Brandenburger Tor geflohen. Die Angegriffene trug Kopfverletzungen davon, die ambulant versorgt wurden.

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/07/csd-berlin-angriffe-und-beleidigungen.html

 

31.07.2018

 

LANDSHUT: GRUPPENSCHLÄGEREI - DUMPFE PAROLEN, DERBE HIEBE

Die Schlägerei brach laut Angaben der Polizei gegen 21.15 Uhr in der Badstraße aus. Ein 31-jähriger, ein 36-jähriger und ein 32-jähriger Deutscher sowie ein 42-jähriger tschechischer Staatsangehöriger gerieten mit einem 19-Jährigen aus Guinea und einem 20-Jährigen aus Sierra Leone in Streit. Zuerst beschimpften sie den 19- und den 20-Jährigen, dann kamen die dumpfen Parolen: die Gruppe um den 31-Jährigen soll „Sieg Heil" geschrien haben.

 

THÜRINGEN: RASSISTISCHE GEWALT GEGEN JUNGE FLÜCHTLINGE

Gleich zwei gewalttätige Angriffe auf junge Geflüchtete registrierte die Polizei innerhalb von fünf Tagen im in Thüringen. Mitte Juli wurde in Kahla ein 16-Jähriger von drei Männer angesprochen und geschlagen. Fünf Tage später schoss im südthüringischen  Untermaßfeld ein 35-jähriger Mann mit einer Waffe auf vier junge Flüchtlinge, die auf dem Weg in ihre Unterkunft waren. Im April waren in Kahla vier Geflüchtete von Burschenschaftern Kahla angegriffen und bis in ihre Wohnräume verfolgt worden.

Die Opferberatungsstelle ezra hat im laufenden Jahr bislang 13 Angriffe gegen junge Menschen in Thüringen gezählt. Dabei seien 3 Kinder und 19 Jugendliche Opfer von Gewalt geworden, berichtete ezra am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem Flüchtlingsrat Thüringen und dem Verein refugio. In 11 der 13 Fälle sei Rassismus das vermutete Tatmotiv. Die Daten gehen laut ezra auf eigene Recherchen, Nachfragen bei der Polizei und Meldungen von Betroffenen sowie von Organisationen oder Flüchtlingsunterkünften zurück. Rassistische Gewalt gegen Flüchtlinge sei in Thüringen «traurige Realität», erklärte Antje-Christin Büchner vom Flüchtlingsrat. Täter müssten konsequent verfolgt werden.

 

Von der Belltower.News-Redaktion

 

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Online-Mobilisierung für Chemnitz: Bewegtbild-Hetze sorgt für Reichweite

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Nutznießer von Chemnitz: IB-Rapper Chris Ares kann gar nicht mehr aufhören, seine Weltsicht in die Handykamera zu sprechen. Leider hören ihm viele zu.
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Screenshot YouTube, 31.08.2018

Für die Mobilisierung von Menschen ist Social Media gut geeignet, und gerade die rechte Sphäre ist online bekanntlich gut vernetzt. Was hat zur Mobilisierung für die rechtsextremen Demonstrationen  in Chemnitz beigetragen? Beobachtungen aus dem Monitoring von „Debate//De:Hate“ der Amadeu Antonio Stiftung.

 

Von Simone Rafael (Text) und Miro Dittrich (Recherche)

 

Wie trugen Soziale Netzwerke zu den  Eskalationen von Chemnitz bei?

Im Fall von Chemnitz ging es hauptsächlich um die inhaltliche Mobilisierung, nicht so sehr um die praktische. Das heißt: Es waren weniger Demonstrationsaufrufe oder Vernetzungskommunikation, die in den rechten Sphären auf Facebook oder Twitter sichtbar wurden, sondern es wurden vielmehr eigene  Erzählungen entwickelt und geteilt, die ein Szenario von Bedrohung durch Geflüchtete und Untätigkeit oder Unfähigkeit der Regierung herstellen sollten – was offenkundig auch gelang. Die rechte Online-Sphäre ist ein Kosmos aus rechtspopulistischen bis rechtsextremen, rassistischen, islamfeindlichen, verschwörungsideologischen oder demokratiefeindlichen Kanälen, Seiten und Profilen. Hier wird viel von „Wahrheit“ geschrieben, womit aber nicht gemeint ist, was real geschehen und nachweisbar ist, sondern eine Sammlung von Falschinformationen, die emotional involvieren. Wenn deren Fehlerhaftigkeit ans Licht kommt, weiß man im Zweifelsfalle halt „besser“ Bescheid als die „Systemmedien“, oder beschuldigt diese, Informationen zurückzuhalten.

Als in Chemnitz am 26.08.2018 um 3 Uhr nachts ein 35-jähriger Mann ermordet wird, erscheint am nächsten Morgen ein kurzer Bericht in der Onlineausgabe regionalen Boulevardpresse, der in der rechten Sphäre nicht nur schnell Verbreitung fand, sondern auch ein eigene Erzählung : Täter seien Geflüchtete (erwies sich später als korrekt), Opfer seien Deutsche (was stimmt, wobei sich später herausstellt, dass der Ermordete kubanische Wurzeln hat und normalerweise eher zum Feindbild der rechten Sphäre gehört hätte).  Vom Messer als Tatwaffe war die Rede (korrekt), aber auch von 25 Messerstichen (falsche Anzahl ; Gerichtsmediziner sprach später von 5 Stichen; aber passend zur in der rechten Sphäre beliebten Erzählung der „Messereinwanderung“). Es habe zwei Todesopfer gegeben, davon werde eines verschwiegen (falsch, es war ein Todesopfer und zwei Verletzte). Als Setting wurde eine weitere in der rechten Sphäre beliebten Erzählung gewählt: Das Opfer habe Frauen geschützt, die von den späteren Tätern belästigt worden wären (falsch).

Maximilian Krah ist stellvertretender Landesvorsitzender der AfD Sachsen

 

Erzählungen der rechten Sphäre

Diese Erzählung wird an verschiedenen Stellen aufgenommen: von einzelnen AfD-Abgeordneten, von vielen rechten Accounts, von Rechtsaußen-Medien – besonders viel geteilt wurde der Artikel des islamfeindlichen Blogs „PI-News“. Sie fand sich allerdings, unbestätigt von Polizei oder anderen Quellen, auch etwa in der BILD-Zeitung, bis die Polizei Sachsen eine Pressemitteilung herausgab und viele der Details dementierte. In der rechten Szene verselbstständigte sich die Erzählung soweit, dass etwa auf der Internetseite  von Vera Lengsfeld ein „Augenzeugenbericht“ erscheint, der Dinge gesehen haben will, die nicht passiert sind (etwa die versuchte Vergewaltigung und die 25 Messerstiche, die es nicht gab), und dafür zwar keine Belege liefern konnte, aber schrieb: „Ich habe hier mein Wort gegeben.“

Erzählung von "Messermännern" bei AfD-MdB Uwe Schulz

Während lokale Gruppen zur Demo aufriefen, etwa die flüchtlingsfeindliche Gruppierung „Pro Chemnitz“, “Heimat und Tradition Chemnitz Erzgebirge”, teilten reichweitenstarke Facebook-Seiten vor allem Teile der Empörungserzählung, etwa „Pegida“, da s „Frauenbündnis Kandel“, oder die rechtsextreme Gruppe „Wir für Deutschland“. Auch AfD-Vertreter*innen beteiligten sich, rechtsextreme Parteien wie NPD oder der „III. Weg“ schlossen sich an.  

 

"Wir für Deutschland" wittert den "Kampf ums Überleben".

 

 

 

Empörungsmanagement

Die praktische Organisation und massive Mobilisierung der Demonstrationen, so beobachtete es Miro Dittrich vom Projekt „Debate//De:Hate“ der Amadeu Antonio Stiftung, lief vor allem über geschlossene Gruppen und Kanäle sowie Messengerdienste und private Chatprogramme, etwa auf Telegram, Whatsapp und Discord – auch ein Zeichen für den Organisationgrad der beteiligten Akteur*innen und zuvor eher in der konspirativen rechtsextremen Szene populär als in der auf Öffentlichkeit zielenden rechtspopulistischen Sphäre. Diese Kanäle werden aber teilweise von denselben Akteur*innen bedient, etwa vom „Frauenbündnis Kandel“ oder IB-Kopf Martin Sellner. Messanger und private Chats sind beliebt, weil sie die rechte Sphäre unabhängig machen von Sozialen Netzwerken wie Facebook, das zuletzt etwa viele Accounts der „Identitären Bewegung“ gelöscht hatte, und auch die Verbreitung von Inhalten ermöglichen, die anderswo gelöscht werden – hier beim geleakten Haftbefehl der Fall.

 

Heimat der Falscherzählung über Chemnitz:  YouTube

Eine besondere Rolle für die emotionale Radikalisierung kommt im Fall von Chemnitz YouTube zu. Wer bei YouTube den Suchbegriff „Chemnitz“  eingibt, bekommt seit Tagen vor allem rechtsextreme und desinformative Videos vorgeschlagen. Berichte von seriösen, journalistischen Medien kommen reichweitentechnisch hier offenkundig nicht gegen rechtsextreme und rechts-reißerische Erzählungen an.  Die Informationen, die YouTube an Chemnitz Interessierten offeriert, stammen dann von  

  • RT Deutsch („Was ist wirklich in Chemnitz passiert?“) (28.08, 1. Tag 93.000 Views, inzwischen 251.800 Views) und “Chemnitz: Einwohner äußern sich zum Mord an Daniel H.“ (30.08., 1. Tag 230.000 Views, inzwischen 250.000)
  • Ruptly („Anti-migrant protest condemning fatal strife in Chemnitz met by counter-protest“, 127.000 Views am 1. Tag (27.08.), inzwischen 133.000 Views),
  • IB-Kopf Martin Sellner: „Mord in Chemnitz und der Zorn der jungen Männer“, am 1. Tag (28.8.) 65.000 Views, inzwischen  102.000 Views) und „Die erfundene Hetzjagd von Chemnitz, 30.08., am ersten Tag 76.000 Views, inzwischen 88.000 (sic))
  • dem rechtsextreme YouTuber Hagen Grell: „Chemnitz ist unschuldig! Politik und Medien nicht!“ (27.08. 186.000 Views)
  • Dem rechte YouTuber Henry Stöckl ("Chemnitz: Es reicht!" Demo - Eine REVOLUTION hat begonnen!“, hochgeladen am 28.8., 97.000 Views, einen Tag später 132.000 Views, inzwischen gelöscht wegen Urheberrechtsansprüchen) ,
  • dem rechten YouTuber Oliver Flesch „Chemnitz: Der (geleakte) Haftbefehl“) (29.08., 7.000 Views, inzwischen 45.000 Views).
  • Der amerikanische Alt-Right-Kanal „Red Pill“ offeriert „German Riots in Chemnitz following murder: The Breaking Point for Migration?“ (10.000 Views am ersten Tag (29.08.), inzwischen 132.000 Views),
  • Tim Kellner („ERSCHRECKEND! ► Tötete die empörte OB von Chemnitz einen Rollstuhlfahrer in der Fußgängerzone?“ – 25.000 Views am ersten Tag (29.08.), inzwischen 109.000 Views).
  • Rechter Verschwörungs-Kanal „NuvisoTV“: „Chemnitz – Ein Insiderbericht“ (28.08., 191.000 Views am 1. Tag, inzwischen 403.500 Views)

 

Nutznießer von Chemnitz: Chris Ares

Den größten Erfolg erzielte hierbei der rechtsextreme IB-Rapper Chris Ares, der in den Ereignissen von Chemnitz offenkundig seine Chance auf Ruhm sieht.  Er hat rund 15.000 Follower auf YouTube, als die Ereignisse in Chemnitz geschehen, inzwischen sind es 26.000. Das bedeutet, dass er zwischen November 2016 und August 2018 genausoviel Fans gewonnen hat, wie vom 27. bis zum 31.08.2018 – ein rasanter Zuwachs.

Ares hat ein „Lied für Chemnitz“ geschrieben (29.08, 44.000 Aufrufe, 888 Kommentare (wie passend)). Sein größter Erfolg war aber das Video „Migranten-Mord Chemnitz: "Ihr empathielosen Heuchler"! Lage artet aus“, dass Ares per Handycam in seinem Auto drehte und das am ersten Tag (27.08.) 430.000 Menschen ansahen. Inzwischen sind es 490.000, die seine Hasstirade gegen Politik und Presse betrachtet haben. Kein Wunder, dass er bei diesen Reichweiten mehrfach nachlegte, wenn auch nicht mehr so erfolgreich: „"diffamieren & verdrehen": Antwort an das ZDF. Wo bleibt die Wahrheit?“ (29.08., 100.000 Views),  „FOCUS-Artikel nach Chemnitz-Video: Blaue Augen und Tattoos bedeutet Neonazi?“, 29.08., 43.000 Views), „Kraftklub und Tote Hosen - Konzert gegen rechts: "In meinen Augen seid ihr Heuchler!", 30.08, 44.000 Views) und „Held von Chemnitz: Justizbeamter opfert Job (Veröffentlichung Haftbefehl)“, (31.08., 4.000 Views).

Monitoring-Experte Miro Dittrich sagt: „Chris Ares‘ Video zum Mord war vierzehn Stunden lang #1 in den YouTube-Trends, jeder Besucher der Seite konnte es also auf der Startseite sehen und es hat mittlerweile fast 500.000 Aufrufe. Auch in diesem Video wurden die Falschnachricht von zwei Toten und der Abwehr von einem sexuellen Übergriff verbreitet. Die Rolle von YouTube in der Verbreitung von Falschnachrichten und rechtspopulistischen Erzählungen ist nicht zu unterschätzen, es haben sich mittlerweile viele reichweitenstarke rechtspopulistische und -extreme Kanäle etabliert und bleiben auf der Plattform selbst bis jetzt noch fast immer unwidersprochen.“

Hier wird offenkundig, dass die immer wieder widerholte und unwidersprochene Falscherzählung und Stimmungsmache Früchte trägt, die das Meinungsbild einer Region beeinflussen können.

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